Was ein ewiger Kalender kann
Der ewige Kalender weiß nicht nur um die unterschiedlichen Monatslängen, sondern auch, wann er ein Schaltjahr berücksichtigen muss. Er zählt deshalb, wie das Tourbillon und die Minutenrepetition, zu den großen Komplikationen in der Uhrmacherei.
Von der Großuhr ans Handgelenk
Nachdem der nach Papst Gregor XIII. benannte Gregorianische Kalender (siehe Kasten am Ende des Artikels) im Oktober 1582 offiziell eingeführt wurde, setzten sich bald auch die Uhrmacher mit der neuen Regel auseinander. Schon im frühen 17. Jahrhundert schufen Genfer Könner ihres Fachs erste Uhren mit ewigem Kalendarium. In den folgenden Jahrhunderten wurden die Mechanismen immer weiter verkleinert, bis sie schließlich auch in tragbare Uhren integriert werden konnten. Mitte der 1920er Jahre waren es zunächst Patek Philippe, dann Breguet, die Armbanduhren mit der spektakulären Technik bauten. Berühmt und bei Sammlern äußerst begehrt wurde 1941 die Referenz 1518 von Patek Philippe: Sie verfügte nicht nur über einen ewigen Kalender in Verbindung mit einem Chronographen, sondern gilt gleichzeitig als erstes Serienmodell unter den Ewigen. Exakt 70 Jahre später präsentierte die Genfer Manufaktur 2011 mit der Referenz 5270 eine Nachfolgerin der 1518, ebenfalls mit Chronograph und ewigem Kalender.
Die Technik hinter einem ewigen Kalender
Am Beispiel der Ref. 1518 von Patek Philippe sei kurz das technische Hauptprinzip eines ewigen Kalender erläutert: Das wichtigste Teil im Werk ist der sogenannte Monatsnocken, der einmal pro Jahr um seine eigene Achse rotiert. Auf seinem Außenrand tastet ein Hebelwerk die jeweiligen Monatslängen ab. Dabei stehen die erhabenen Stellen für die Monate mit 31 Tagen, die Mulden die Monate mit 30 Tagen. Für den Februar gibt es eine runde Aussparung, in der sich ein kleines Rechteck befindet. Dieses dreht sich jedes Jahr um 90 Grad. Im Februar kommt die erhabene Seite zum Vorschein: Bei ihr fällt der Abtasthebel nicht ganz so tief ein wie bei den drei anderen. Je nachdem, wie tief dieser Abtaster in den Monatsnocken einfällt, wird das Schaltwerk die Datumsscheibe veranlassen, vom 28., 29. 30. oder 31. direkt auf den Monatsersten zu springen.
Wann der ewige Kalender an seine Grenzen kommt
So anspruchsvoll der Mechanismus eines ewigen Kalenders ist, wirklich "ewig" ist er in den meisten Fällen nicht. Denn er ist zwar in der Lage, alle vier Jahre einen 29. Februar zu berücksichtigen. Aber seit der Kalenderreform durch Papst Gregor XIII. (siehe Kasten) gibt es nicht mehr durchgehend alle vier Jahre ein Schaltjahr. Es fällt in drei von vier runden Jahrhundertjahren aus. So waren 1700, 1800 und 1900 keine Schaltjahre, und auch 2100, 2200 und 2300 werden keine sein. Dagegen waren bzw. sind 1600, 2000 und 2400 Schaltjahre. Bislang gab es nur wenige Hersteller, die einen "ewigen" ewigen oder auch "säkularen" Kalender gebaut haben: so etwa schon 1996 der dänische Uhrmacher Svend Andersen mit seiner "Perpetual Secular". Dass die meisten aktuellen ewigen Kalender nur bis zum 28. Februar 2100 funktionieren, hat bislang wenig gestört. Doch die Zahl der Menschen, die den 1. März 2100 erleben werden, wächst stetig an, daher wird dieses Thema in den nächsten Jahrzehnten immer virulenter. Ob wir noch erleben werden, wie die großen Marken darauf reagieren?
Warum es 1582 den kürzesten Oktober aller Zeiten gab
Der Gregorianische Kalender, der heute fast überall gebräuchlich ist, wurde 1582 von Papst Gregor XIII. eingeführt. Er ersetzte den 45 v. Chr. von Julius Caesar begründeten Julianischen Kalender, indem er die Länge des Kalenderjahrs besser mit der des Sonnenjahrs in Einklang brachte. Beim Julianischen Kalender gibt es ohne Ausnahme alle vier Jahre ein Schaltjahr. Damit ist das Jahr genau 365,25 Tage lang. Bis 1582, dem Jahr der Reform, brachte das eine Abweichung von gut 10 Tagen. Aufgefallen war das nicht zuletzt, weil sich die Termine für den Ostersonntag immer weiter nach vorn verschoben hatten. Dadurch, dass der Gregorianische Kalender das Schaltjahr in allen Säkularjahren, die nicht glatt durch 400 teilbar sind, ausfallen lässt, ist das Kalenderjahr nur noch 365,2425 Tage lang. Das entspricht der Länge des Sonnenjahres mit etwa 365,2422 Tagen besser. Die Synchronisation wurde 1582 dadurch erreicht, dass man 10 Kalendertage ausfallen ließ. So folgte auf Donnerstag, den 4. Oktober 1582 Freitag, der 15. Oktober 1582. Allerdings fand die Angleichung zunächst nicht überall statt, insbesondere protestantische Länder zögerten, weil die Reform mit dem Namen des Papstes verbunden war.
Weiterlesen: Hier finden Sie aktuelle ewige Kalender von Piaget, Glashütte Original und Audemars Piguet.