Stowa ist einer der wenigen Uhrenhersteller in Deutschland, der auf eine ununterbrochene Firmengeschichte und Uhrenproduktion von über 95 Jahren zurückblicken kann. Heute sind Stowa-Uhren dank des Online-Vertriebes nahezu auf der ganzen Welt erhältlich.
Der Firmengründer Walter Storz verlieh mit den vertauschten Anfangsbuchstaben seines Vor- und Nachnamens der Firma Stowa ihren Markennamen, der bis heute ununterbrochen am Uhrenmarkt präsent ist. Als er die Firma im Jahr 1927 in Hornberg im Schwarzwald ins Leben rief, hatte er bereits erfolgreich als Uhrenhändler reüssiert. Damit trat er in die Fußstapfen seines Vaters, welcher eine Großuhrenhandlung nebst -fertigung betrieb.
Die junge Firma siedelte im Jahr 1935 nach Pforzheim über und fertigte bereits sehr erfolgreich überwiegend Armbanduhren unter eigenem Namen. Nur einige wenige Taschenuhren im Art-déco-Stil rundeten bis Anfang der 1930er-Jahre die Kollektion ab.
Im Jahr 1938 begann mit dem Bau eines eigenen Firmengebäudes in der Bismarckstraße 54 ein weiterer wichtiger Abschnitt. Schon im Jahr darauf begann die Fertigung der Marinebeobachtungsuhr sowie der »Großen Fliegeruhr«. Mit Beschluss des Wehrwirtschaftsamtes wurden 1940 verschiedene Hersteller zur Produktion von Beobachtungsuhren, so genannten »B-Uhren«, verpflichtet. Neben Stowa sind das A. Lange & Söhne, Laco (Lacher & Co.) und Wempe. Ein weiterer Lieferant ist die International Watch Company (IWC) aus dem schweizerischen Schaffhausen. Am 23. Februar 1945 wurde das Stowa-Gebäude während der Bombardierung Pforzheims durch alliierte Flieger zerstört.
Vermutlich aus familiären Gründen erfolgte der Neuaufbau eines Fabrikationsgebäudes ab dem Jahr 1951 im badischen Rheinfelden. Die damalige Kollektion von Stowa erwies sich als vielfältig und wandlungsfähig. Man konzentrierte sich auf bezahlbare Uhren ohne Komplikationen mit zeitgemäßem Design. Aber auch die klassische elegante Golduhr für den Sonntag oder Uhren mit Brillantbesatz fanden sich in den Katalogen. Stowa-Uhren wurden in über 80 Länder exportiert. In den 1970er-Jahren wurde sogar ein eigener mechanischer Wecker mit einem elektronischen Weckruf entwickelt, damals der kleinste Wecker der Welt. Mit dem Tod von Walter Storz im Jahr 1974 ging die Firmenleitung auf dessen Sohn Werner Storz über.
1996 übernahm Jörg Schauer die Firma von Werner Storz. Der gelernte Goldschmied und uhrmacherische Autodidakt war mit einer Uhrenkollektion unter seinem Namen bereits seit 1995 Uhrenfreunden ein Begriff. Bei seiner Suche nach alten Uhrwerken wurde er bei Stowa vorstellig und erfuhr dort, dass man kein Interesse an der Weiterführung der Marke mehr hat. Schriftlich musste er sich verpflichten, den Ruf der Marke zu wahren, dann erst durfte er die Firma samt ihrer Markenrechte übernehmen. Seit der Entscheidung im Jahr 2005, konsequent auf den Direktvertrieb über Online-Handel und Fabrikverkäufe zu setzen, wurde die Marke in ihrem angestammten Preissegment wieder sehr interessant.
Heute arbeiten 23 Mitarbeiter im Unternehmen. Im Jahr 2021 wurden rund 3.500 Uhren ausgeliefert. Im Jahr 2022 feierte die Marke ihr 95-jähriges Bestehen. Seit dem gleichen Jahr gehört Stowa der Tempus Arte Gruppe an, zu der auch die Marken Lang & Heyne, Leinfelder, die Uhren-Werke-Dresden sowie die auf Individualisierungen spezialisierte Marke Blaken gehören.
2023 hat sich die Marke reichlich gewandelt: Umzug nach Pforzheim in ein gemeinsames Gebäude mit Blaken, neue Homepage, neuer Online-Shop und die Entwicklung der Tempora nach dem Vorbild einer Uhr aus dem Jahr 1968, welche in dem umfangreichen Museum mit mehr als 1.000 Stowa-Uhren ausfindig gemacht werden konnte.
Fakt #1 über Stowa: Die historische B-Uhr
Genauso wie A. Lange & Söhne, Laco, Wempe und IWC fertigte auch Stowa im Zweiten Weltkrieg Beobachtungs-Armbanduhren, auch B-Uhren genannt. Die deutsche Luftwaffe hatte zwei verschiedene Zifferblattdesigns vorgegeben: Baumuster A mit einer am Zifferblattrand verlaufenden Minutenindex-Skala und den großen arabischen Stundenziffern von Eins bis Elf sowie einem Dreieck als Markierung für die Zwölf sowie Baumuster B mit einer außen liegenden Minutenindex-Skala sowie den arabischen Fünferminute von 5 bis 55, einem nach oben weisenden Pfeil bei der Zwölf sowie einem kleineren Innenkreis mit den arabischen Stundenziffern von Eins bis Zwölf.
Festgelegt waren auch die Gehäusegröße von 55 Millimetern und das schwarze Zifferblatt. Somit unterschieden sich die Uhren innerhalb derselben Baumustergruppe nur durch die unterschiedlich geformten (aber immer übergroßen) Kronen sowie durch die eingesetzten Werke.
Stowa verwendete ein 20-steiniges Unitas-Kaliber mit geschlitzter Guillaume-Unruh, Breguet-Spirale, Schwanenhals-Feinregulierung, Unruhstopp und Genfer Streifen auf Brücken und Kloben. Durch ihre gute Ablesbarkeit wurden diese alten B-Uhren zum Vorbild vieler heutiger Stowa-Fliegeruhren.
Fakt #2 über Stowa: Zifferblätter ohne Markenlogo
In Erinnerung an die historischen Fliegeruhren der Marke aus den 1940er-Jahren stellt Stowa auch heute noch Fliegeruhren ohne Markenlogo auf dem Zifferblatt her.
Mittlerweile gehören die Fliegeruhren ohne Logo zu den Bestellern bei Stowa und werden auch ohne dieses Feature auf dem Zifferblatt sofort als Stowa-Uhr erkannt.
Chronos hat die Flieger Klassik 40 ohne Logo getestet. Hier geht es zu unserem ausführlichen Hands-on.
Fakt #3 über Stowa: Firmeneigenes Museum
In den Jahren 2008 und 2009 entstand ein firmeneigenes Museum.
Von den Anfängen der Marke im Jahr 1927 bis zur Gegenwart zeichnen inzwischen über 1.000 Exponate die Firmengeschichte nach.
Fakt #4 über Stowa: Flieger- und Taucheruhren
Stowa hat zwei Arten von Fliegeruhren im Programm: Die klassischen Modelle leiten sich im Design ab von der historischen B-Uhr, beide Zifferblattvarianten werden angeboten. Bei den modernen Fliegeruhren bietet Stowa durchdachte Zusatzfunktionen an, die ausgetretene Pfade verlassen, wie die Flieger Verus GMT Chronograph.
Der Chronograph verzichtet auf einen ständig mitlaufenden Sekundenzeiger sowie auf einen Zwölf-Stunden-Zähler und konzentriert sich einerseits ganz auf die Darstellung der Uhrzeit mit Stunden und Minuten und anderseits auf die Chronographenfunktion mit zentralem Sekunden- und dezentralem 30-Minuten-Zähler. Zudem befindet sich die 24-Stunden-Skala, auf die der GMT-Zeiger mit der roten Spitze verweist, eingraviert auf der Lünette. Die Uhr wurde 2021 mit dem angesehenen Designpreis Red Dot ausgezeichnet.
Die 42 Millimeter große Prodiver gehört seit 2006 zum Portfolio von Stowa. Die professionelle Taucheruhr gibt es in verschiedenen Farben von dezentem Schwarz über Grau und Blau bis Hellorange, Limettengrün, Weiß oder mit Bronze. Die Uhr überzeugt durch ein bis 1000 Meter wasserdichtes und dabei leichtes Titangehäuse, ein Heliumventil, das Sättigungstauchgänge ermöglicht, und ein Kautschukband mit Tauchverlängerung in der Faltschließe. Den Antrieb übernimmt das automatische Großserienkaliber Sellita SW200. Die Preise für die Prodiver liegen unter 2.000 Euro und sind damit sehr attraktiv.
Fakt #5 über Stowa: Elegante Uhren
Neben Flieger- und Taucheruhren bietet Stowa auch elegante Uhren an. Bei den Modellen der Linie Marine erkennt man Designelemente historischer Marinechronometer wie etwa die Eisenbahnschienen-Minuterie, die sich am Zifferblattrand oder bei der Kleinen Sekunde befindet. Neben arabischen kommen hier auch verstärkt römische Ziffern zum Einsatz – zum Beispiel bei der Marine Klassik 40 mit beigefarbenem Zifferblatt.
Stowa-Uhren zeichnen sich aus durch ein sachliches Design, das oftmals auch historisch geprägt ist. So gibt es hauptsächlich schlichte Dreizeigeruhren, zum Teil variiert durch eine kleine Sekunde oder ergänzt um eine Chronographen-Funktion. MaRi
Fortlaufend aktualisierter Artikel, erstmals online gestellt im August 2016.