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12 Minuten

Interview: Munich Wrist Busters

Luxusuhr, Rolex, Munich Wrist Busters
© MWB
Berühmt wurden sie mit dem Entlarven von gefälschten Luxusuhren an so manch prominentem Handgelenk auf Instagram - inzwischen haben die Munich Wrist Busters aus ihrem Hobby ein nachhaltiges Business aufgebaut. Die Idee zu ihrem unterhaltsamen Account hatten die beiden jungen Münchner Leon Schelske und Robin Haas vor gut drei Jahren als sie in Clubs und Szenerestaurants immer öfter Uhren-Fakes an den Handgelenken so manch lokaler Prominenz und vielen Influencer:innen sichteten. Zu dem Zeitpunkt gingen die beiden noch zur Schule und erlebten den Druck im Umfeld sich im Teenager-Alter eine Luxusuhr leisten zu müssen, die Social Media Profile waren voll mit Wristshots von Rolex, Audemars Piguet oder Patek Philippe.Die Faszination für Uhren kam bei den beiden – wie bei vielen - durch die Weitergabe eines Erbstücks über Generationen. Im Gegensatz zu den meisten überstieg die Begeisterung für die Mechanik jedoch die Nachfrage um Wert und die Marke. So kam zu der Passion die Expertise. Ende 2019 setzten Leon Schelske und Robin Haas unter dem Alias @munichwristbusters ihren ersten Instagram-Post ab. Im Visier: protzende Influencer:innen, die die angeblich teure Anschaffung dem blosen Angeben-Willens in die Kamera halten. Der Account etablierte sich in kürzester Zeit und die Betreiber erreichten hunderte Nachrichten mit Tipps, welche Uhren-Poser fortan fürchten mussten, erwischt zu werden. Das Gossip Girl - oder eher die Gossip Boys - der Uhrenbranche sozusagen. Dabei ging es den beiden nie um das Bloßstellen der Person, sondern um die Aufklärung - denn im Spotlight steht stets die Uhr. Drei Jahre und 240.000 Instagram Follower später haben die beiden ihr Business zu einer Plattform für Luxusuhren weiterentwickelt. Inzwischen stehen die Verifizierung von Uhren, sowie der An- und Verkauf im Fokus. Wir haben mit Leon Schelske und Robin Haas über ihre Anfänge, Fälschungen und ihr neues Geschäftsmodell gesprochen.

Munich Wrist Busters im Interview

Die Gründer hinter Munich Wrist Busters: Leon Schelske und Robin Haas (von links) © MWB
WatchTime: Könnt ihr euren Anfangsgedanken beschreiben?Leon Schelske: Ursprünglich ging es uns um das Aufklären. Das Thema Uhren, ob man selbst kaufen oder sich einfach nur informieren möchte, ist mit einem hohen Wert verbunden und wir wollten aufzeigen, wie man selber Fälschungen erkennen kann - und die Leute, die damit immer besonders angegeben haben entlarven, weil das Thema in der Gesellschaft ein Übermaß genommen hatte. Es ging nur noch darum, wer hat die teuerste, dickste Uhr. Wenn man keine solche Uhr besaß, dann hat man nicht reingepasst. Und da wollten wir auf den Boden der Tatsachen zurückkommen.Robin Haas: Wir haben das in München selber gesehen, dass die Leute mit den gefälschten Uhren rumlaufen. Das sind immer die, die damit am meisten rumprotzen, das stört einen als Uhrenliebhaber. Am Anfang hatten wir uns auf Personen aus München begrenzt, aber dann ging es zu den Promis und Influencer:innen über, die eine gewisse Vorbildunfktion haben und die Uhren dafür einfach zu viel auf Instagram gezeigt haben. Das kam gut an. Wir haben Kommentare erhalten, dass unsere Follower schon dachten, sie wären die einzige Person ohne Rolex.Was hat sich jetzt verändert?
© MWB
Leon Schelske: Wir haben einen extremen Wandel durchgemacht, wir sind im dritten Jahr und inzwischen fungieren wir als Anlaufstelle für den An- und Verkauf von Uhren. Wir haben gemerkt, wie verunsichert viele beim Online-Kauf sind. Wir wollen weiter aufklären, dazu bieten wir jetzt auch die entsprechende Anlaufstelle.Woher stammt eure Leidenschaft für Uhren?Robin Haas: Ich habe eine Uhr von meinem Großvater geschenkt bekommen, weitergegeben von meinem Urgroßvater. Das war jetzt nichts besonderes, die Marke gibt es auch nicht mehr, aber es war ein altes Stück - 60, 70 Jahre alt und die Uhr funktioniert nach wie vor. Das hat mich fasziniert, das war mein Startpunkt. Und als wir unser gemeinsames Interesse feststellten, verlegten wir unsere Treffen zu bekannten Juwelieren oder Konzessionären und haben stundenlang über Uhren geredet.Leon Schelske: Dazu finde ich, dass es wenig Accessoires für Männer gibt. Ich bin kein Ring oder Ketten-Typ, deswegen gab es für mich in diesem Bereich nur Uhren. Es muss keine teure Uhr sein, aber optisch fungiert sie als Hingucker und fällt auf. Der erste Blick geht auf die Uhr - mittlerweile natürlich noch mehr.Robin Haas: Das Modell sagt viel über eine Person aus, wenn man keine weiteren Accessoires trägt. Es geht gar nicht um den Preis der Uhr, aber ob du eine Smartwatch oder mechanische Uhr trägst, das ist gleich was anderes.Leon Schelske: Und dann, ob du ein Stahlband, Lederband oder Vollgoldband trägst - da kann man schon viel über sein Gegenüber erfahren.Habt ihr ein emotionales Erlebnis zu einer bestimmten Uhr?Leon Schelske: Was ich cool finde ist, dass man die Uhr eigentlich immer trägt, wenn man nicht extrem viele besitzt. Ich würde meine allererste Uhr zum Beispiel nie verkaufen. Das ist schon nochmal was anderes. Aber man weiß, welche Uhr man im Urlaub mit dabei hatte, oder an einem besonderen Abend anhatte. Das merkt man sich schon deutlich mehr. Ich weiß im Gegensatz nicht, was ich für ein Outfit getragen habe. Aber man weiß, welche Uhr an welchem Ort dabei war.Bekannt geworden seid ihr vor allem durch das Aufdecken von gefälschten Luxusuhren am Handgelenk so manch reichweitenstarker Instagram Accounts, wie geht ihr hier vor? Es ist ja nicht immer leicht, anhand von Fotos alle Details zu entdecken?
Robin Haas: Unser Anspruch ist, dass wir uns 100 % sicher sind, bevor wir posten. Wir bekommen viele Hinweise zugeschickt, die wir nicht veröffentlichen können, wo wir uns zwar relativ sicher sind, aber es fehlt etwas. Die Uhr muss einmal für uns klar als Fake erkennbar sein, aber auch so im Bild sein, dass wir es für jeden nachvollziehbar beschreiben können.Leon Schelske: Natürlich sind wir auf bestimmte Faktoren angewiesen, das Bild muss gut erkennbar sein. Aber es sind oft die selben Merkmale die bei Fakes auftauchen, bei Rolex gibt es zum Beispiel keine Abweichungen von dem Katalog in Größen, Materialien etc. Da ist es nicht so, dass bei einer Uhr ein Teil mal größer ist, als bei einer anderen von dem Modell. Wenn man diese Abweichungen bereits auf dem Foto erkennt, dann kann man sich schon ziemlich sicher sein, dass was nicht passt. Uns ist die erklärende Komponente wichtig, wir posten nur, wenn es unsere Follower:innen nachvollziehen können und nicht, um irgendwen in die Pfanne zu hauen.Woran erkennt man Fälschungen am meisten?
Die beiden Freunde nehmen jede Uhr genau ins Visier. © MWB
Robin Haas: Das kommt immer ein bisschen auf die Marke an. Aber ein Augenmerk liegt bei fast allen Marken bei der Höhe, es ist einfach eine Kunst, ein Uhrwerk relativ flach zu gestalten, die gefälschten Werke sind daher fast immer doppelt zu hoch, was dann schon auffällt. Das macht die Ästhetik der Uhr aus, wenn die Uhr optisch nicht harmonisch wirkt, dann ist das ein Anzeichen. Ansonsten sind es oft die Farben der Materialien, wenn echtes Gelbgold in einen Senf-Farbton übergeht, dann kann was nicht stimmen. Viele Fehler sind auch am Datumsfenster oder an den Drückern an der Seite zu erkennen, die sind dann gerne mal einen halben cm größer als beim Original. Und dann die Übergänge vom Gehäuse zum Armband, Fälscher nehmen oft alte Bauweisen von Vintage-Modellen und bauen sie dann in eine neue Version ein, die Bauweisen gibt es dann teilweise nicht mehr. Bei der Nautilus 5711 von Patek Philippe gibt es eigentlich keine Fälschung, die die flache Höhe hinbekommt. Bei Rolex sind es die Bandanstöße, die schon sehr nahtlos ins Gehäuse übergehen, aber eben nicht integriert sind. Das sind zwei Stücke, die optisch so perfekt aufeinander abgestimmt sind. Jedes Modell hat seine Tücken.Was sind dann die Reaktionen der aufgedeckten Personen?Leon Schelske: Es gibt Reaktionen in jeder Form, manche reagieren echt cool. Das ist natürlich am entspanntesten, wenn die sagen: 'Ja, ihr habt mich erwischt'. Manche reagieren gar nicht. Und dann gibt es natürlich solche die es abstreiten, aber bisher konnte es noch keiner wiederlegen. Da passieren dann die wildesten Sachen, zum Beispiel, dass sie zwei Stunden später eine andere Uhr tragen, die ganz anders aussieht als auf den Fotos, die wird dann mal kurz von jemandem ausgeliehen. Aber das sehen ja nicht nur wir, sondern alle. Manche nehmen das auch viel zu ernst, dann bekommen wir Post vom Anwalt, aber das verläuft dann meist im Sand.Robin Haas: Wenn diejenigen es cool nehmen, ist es lustig für alle, je mehr sich die Person aufregt, desto schlechter ist es für die Person selbst. Je mehr Geschichten drumherum gesponnen werden, desto offensichtlicher wird es.Wie reagieren die Brands auf euch? Arbeitet ihr mit den Unternehmen zusammen?Robin Haas: Wir haben schon von ein paar die Rückmeldung erhalten, dass sie es gut finden, der richtige öffentliche Zuspruch ist natürlich schwierig, da unsere Methode einfach etwas kontrovers ist.Leon Schelske: Wir haben aber genug Leute, von denen wir uns im Zweifel auch die Expertise dazuschalten können. Das haben wir auch schon öfters in Anspruch genommen, dass wir uns bei „größeren Geschichten“ Expertise von außen dazugeholt haben. Unser neues Geschäftsmodell ist davon auch komplett getrennt, aber wir kennen genug Leute, mit denen wir gut vernetzt sindInzwischen kann man euren Service IRL (ein Online-Begriff als Abkürzung für „in real life”, also „im richtigen Leben”) in Anspruch nehmen?
Luxusuhren gehören zum Geschäft der Munich Wrist Busters. © Munich Wrist Busters
Leon Schelske: Im Moment konzentrieren wir uns auf die Beschaffung von Luxusuhren, als Community-gebundene Plattform. Personen können ihre Uhr über uns als Full-Service-Dienstleistung verkaufen, die Uhr wird zu uns geschickt oder wir holen sie ab und stellen sie dann bei uns ein, und kümmern uns um den gesamten Verkaufsprozess, also Zahlungsabwicklung, Versand etc... Wir prüfen die Uhr und geben den neuen Kund:innen auch eine Garantie. Ideal für alle, die wenig Zeit haben, oder sich nicht darum kümmern möchten. Bei anderen großen Plattformen muss man sich um Versand, Abwicklung etc. selber kümmern und die Provision ist deutlich höher. Wir kümmern uns um alles und nehmen 5,5 %. Unser Service soll das Erlebenis so entspannt wie möglich machen.Robin Haas: Und wenn jemand eine bestimmte Uhr sucht, gibt er uns die Parameter vor: Marke, Jahr, Zustand - und dann gehen wir auf die Suche… Das ist für alle Seiten das einfachste. Das Sourcing ist mit unser Hauptgeschäft, wir garantieren sieben Tage Lieferzeit, egal welche Uhr. Das funktioniert wirklich gut.Wann habt ihr gemerkt, dass aus dem Account ein Business werden könnte?Leon Schelske: Den ersten Gedanken mit dem Instagramprofil hatten wir im Oktober 2019 und dann im Februar 2020 haben wir wirklich angefangen, aber selbst als der Account dann rasant gewachsen ist, haben wir uns noch nicht viele Gedanken darüber gemacht. Erst als wir die ersten Werbepartnerschaften eingegangen sind. Für unsere damaligen Verhältnisse, wir waren beide ja noch Schüler, haben wir dann ganz gut damit verdient. Dann wurde aus dem Account ein Vollzeitjob und damit wuchs bei uns der Gedanke, wie wir das weiterentwickeln können.Robin Haas: Und die meistgestellte Frage der User:innen drehte sich darum, wo sie wirklich sicher echte Uhren kaufen können. Und so kam der Gedanke, es selbst anzubieten.Ist eure Zielgruppe jünger als bei einem "klassischen" Juwelier?Robin Haas: Vielleicht ein bisschen, aber nicht so extrem, das ist schon gut gemischt. Vielleicht erleichtern wir der jüngeren Zielgruppe den Einstieg über Instagram, aber das relativiert sich dann.Welche Marken sind die begehrtesten?Rolex. (Alle lachen)Leon Schelske: Klar, Rolex wird am meisten gekauft. In dem Markt, in dem wir uns befinden, gibt es auch einfach mehr Leute, die sich eine Rolex leisten können und wollen. Die Modelle bieten vom Preis einen Breaking Point, danach wir es einfach schwieriger. Wenn manche Marken erst bei 40.000, 50.000 Euro oder noch teurer einsteigen, wird die Kaufkraft dünner. Da gibt es deutlich mehr Interessierte für Modelle, die unter 20.000 Euro angesiedelt sind. Wir haben auch andere Marken angeboten, Omega, Tudor, Breitling - aber da war die Nachfrage nicht so hoch. Jeder Händler hat einen Zielgruppen-Schwerpunkt, egal ob Vintage-Uhren, bestimmte Marken etc. Ab Rolex aufwärts, darauf sind wir derzeit spezialisiert. Wir nehmen Suchaufträge für andere Uhren an, aber für den Verkauf haben wir gemerkt, dass das bei uns nicht so zieht.Und man kann seine Uhr auch bei euch zertifizieren lassen?
Im Büro in München können Kunden sich beraten lassen, ihre Uhr zum Verkauf anbieten oder die neu erworbene Uhr abholen. © Munich Wrist Busters
Leon Schelske: Genau, Kund:innen bringen die Uhr vorbei, dann nehmen wir das Modell unter die Lupe und lassen auch noch einen externen Uhrmacher drüber schauen, der die Uhr zusätzlich prüft. Es ist immer leicht eine Fläschung zu erkennen, aber eine Uhr wirklich als echt zu betiteln, dazu muss man sie leider meist öffnen. Uns war es wichtig, dass nochmal ein externer, unabhänger Gutachter dahinter steht. Der Vorgang daurt in der Regel 1-1,5 Stunden, der Kunde bekommt dazu ein Wertgutachten.Robin Haas: Das ist in der Regel auch für die Versicherung wichtig. Dann hat man gleich was in der Hand, dass die Echtheit und den Wert zertifiziert.Zum Schluss, über welchen Post habt ihr euch besonders gefreut?Robin Haas: Wir finden es immer besonders gut, Leute aufzudecken, die damit werben, einen reich zu machen und dann eine gefälschte Uhr tragen. Da freut man sich schon. Denn schließlich ziehen die Leute einen Vorteil daraus.Leon Schelske: Das Internet ist voll von Schneeballsystemen und wir hatten einige Leidtragende damals im Freundeskreis, die darauf reingefallen sind und denen das Geld aus der Tasche gezogen wurde.Vielen Dank für das Gespräch! Mehr über die Munich Wrist Busters erfahren Sie hier.Weitere interessante Artikel finden sie hier:Interview: Bernhard Stoll, Wempe Geschäftsleitung Uhren, über die MondphasenanzeigeOscars 2023: Die Uhren der Stars
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