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Tachymeterskala für den Chronographen

Rolex: Cerachrom Monoblock Tachymeterlünette
© PR
Motorsport und Zeitmessung gehören zusammen wie Unruh und Hemmung, denn als leistungsstarkes Instrument ist der Chronograph in der Lage, die Bestzeit bis auf den Bruchteil einer Sekunde genau festzuhalten. Mit einer Tachymeterskala ausgestattet, ist zudem die Berechnung von Geschwindigkeiten möglich – ob auf der Rennstrecke, in der Luft oder auf dem Wasser.
Daytona Beach in Florida ist als Hauptstadt der Geschwindigkeit in die Geschichte eingegangen. Bereits 1903 wurden hier am Strand Rennen ausgetragen und Geschwindigkeitsrekorde aufgestellt, der bedeutendste 1935 mit fast 450 km/h- © PR
Es waren echte Pferde und nicht PS, denen die Uhrenwelt den Begriff des Chronographen verdankte. 1821 erfand der französische Uhrmacher Nicolas Rieussec ein innovatives Instrument, um bei Galopprennen die Zeit festzuhalten. Der Chronograph – zu deutsch 'Zeitschreiber' – der ersten Stunde nahm seinen Namen durchaus wörtlich: Mittels Tintenklecksen zeichnete er die verstrichenen Intervalle auf einem sich drehenden Zifferblatt auf. Wie wir heute wissen, nahm damit die wohl beliebtesten Spezialität der Uhrenwelt ihren Anfang. Fortan sollte der Chronograph Generationen von Uhrmachern zu Höchstleistungen anspornen, wie zum Beispiel Joseph Thaddäus Wimmerl, der 1831 eine Taschenuhr mit 'seconde indépendante' präsentierte.
Rennsport-Pionier: Sir Malcom Campbell brach zwischen 1924 und 1935 neun Mal den weltweiten Landgeschwindigkeitsrekord, darunter fünf Mal am Strand von Daytona. © PR
Ohne das Uhrwerk zu beeinträchtigen, ließ sich die Sekunde beliebig anhalten und wieder starten. Einen weiteren Meilenstein in der Evolution des Chronographen markierte die herzförmige Scheibe des Uhrmachers Adolphe Nicole, 1844 zum Patent angemeldet. Sie erlaubte die direkte Nullstellung und damit die sofortige Messung eines neuen Intervalls. 1862 erschien der erste 'richtige' Chronograph auf der Bühne der Uhrenwelt, ein Modell mit einem Zusatzmechanismus zum Starten, Stoppen und Nullstellen des Chronographenzeigers. Der Clou dabei: Die Anzeige der Zeit blieb davon unberührt, weil der Chronograph nur im Bedarfsfall an das Werk angekoppelt wurde. Fortan sollte die Gattung Wissenschaftlern, Ärzten und Entdeckern als Präzisionsinstrument dienen. Die Einsatzgebiete waren Navigation, Forschung, Expeditionen und Sportzeitnahme, besonders im 20. Jahrhundert. Jede Uhrenmarke, die etwas auf sich hielt, hatte diese komplizierte Uhr, in deren Kaliber bis zu 300 Einzelteile ineinandergreifen, im Programm. Mit einer Tachymeterskala ausgestattet, ermöglicht der Chronograph zudem die Berechnung durchschnittlicher Geschwindigkeiten. Diese Funktion nutzten vor allem Motorsportler.

Ein Tachometer für die Uhr

Grund genug für die Hersteller von Chronographen, dieses Feature ans Handgelenk zu bringen. Wer hier die Nase vorn hatte, ist nicht bekannt. Breitling ließ 1905 einen ersten Musterschutz für einen Tachymeter eintragen. Heuer und Patek Philippe statteten ihre ersten Stoppuhren zu Beginn der 1920er-Jahre damit aus. Rolex stellte 1933 seine ersten, mit Totalisatoren versehenen Chronographen vor, von denen manche auch eine Tachymeterskala auf dem Zifferblatt trugen. Besonders in den 1950er- und 1960er-Jahren galt der Chronograph – ob mit oder ohne Tachymeterskala – schlichtweg als schick, auch bei jungen Käufern. Eine Anzeige von Breitling aus jener Zeit titelte kühn "Alle denken Chrono". Zu Höchstform lief er im Motorsport auf. 1950 fand erstmals wieder eine Weltmeisterschaft statt. Die Grand-Prix- Rennen von Silverstone, Monaco und Monza begeisterten das Publikum ebenso wie die Ausdauer-Wettbewerbe von Daytona und Le Mans. Namhafte Uhrenhersteller übernahmen die präzise Zeitnahme dieser Rennen, Heuer beim 12-Stunden-Rennen von Sebring, Rolex auf dem Speedway von Daytona.
Einige der legendärsten, für die wagemutigen Geschwindigkeitshelden konzipierten Chronographen wurden in jener Zeit lanciert. Berühmte Beispiele sind der Rolex Cosmograph Daytona, der schon bei seiner Erstvorstellung 1963 die Tachymeterskala auf der Lünette trug, und die Heuer Carrera. Die Daytona ist seither einer der Klassiker der Schweizer Marke und wurde über die Jahre und Jahrzehnte technisch weiterentwickelt. Ein Beispiel ist die im eigenen Haus konzipierte und patentierte Cerachrom-Monoblock-Tachymeterlünette, die Rolex zum 50. Jubiläum der Linie 2013 präsentierte. Sie ist aufgrund ihrer Härte nicht nur besonders kratzfest, auch ihre Farbe ist UV-resistent und korrosionsbeständig. Neben der Langlebigkeit steht die Ablesbarkeit der Ziffern im Vordergrund. Diese werden in einem Spritzgussverfahren hergestellt. Um eine hohe Konturenschärfe zu erzielen, wird die Graduierung vor der Wärmebehandlung bei 1.500 Grad Celsius in der Keramikmasse ausgebildet und dann im PVD-Verfahren mit einer feinen Platinschicht überzogen.
Der erste Eintrag über einen Musterschutz für einen Tachymeter von Breitling datiert auf den 5. September 1905. © PR

So funktioniert ein Tachymeter 

Ob auf der Lünette oder auf dem Rehaut des Zifferblattes, die Berechnung der Geschwindigkeit ist denkbar einfach: Am Anfangspunkt einer Messstrecke – entweder ein Kilometer oder eine Meile – wird der Chronograph gestartet, am Ende wieder gestoppt. Aus der abgelaufenen Zeit und der zurückgelegten Wegstrecke lässt sich mit Hilfe der Skala die Durchschnittsgeschwindigkeit errechnen. Die Messbarkeit beschränkt sich übrigens nicht nur auf motorisierte Untersätze, sondern kann zum Beispiel auch bei Segel-Regattas die Geschwindigkeit ermitteln. Hier sind die Maßeinheiten allerdings Knoten oder Seemeilen.

Aktuelle Chronographen mit Tachymeterskala

Montblanc: 1858 Split Second Chronograph LE18 in Lime Gold mit schneckenförmiger Tachymeterskala im Zentrum (49.500 Euro). Das Manufakturkaliber MB M 16.31 wird von Hand aufgezogen, besitzt eine gemächlich mit 18.000 Halbschwingungen pro Stunde oszillierende Unruh und eine traditionelle horizontale Kupplung. © PR
TAG Heuer: Carrera Porsche Chronograph Special Edition mit Stahlband (5.700 Euro) © PR
Rolex Cosmograph Daytona mit Tachymeterskala auf der Lünette (12.250 Euro) © Rolex
Der Carl F. Bucherer Manero Flyback kommt im Retro-Stil, ausgestattet ist er mit dem Automatikkaliber CFB 1970 von La Joux-Perret (43 Millimeter, Edelstahl, 5.900 Euro) © PR
Omega: Speedmaster Moonwatch wird zum Master Chronometer (ab 6.100 Euro) © PR
Union Glashütte: Noramis Chronograph Sachsen Classic 2020 (2.950 Euro) © PR
Die Sinn Spezialuhren R500 indiziert die verbleibende Gangreserve auf einer Skala bei zwölf Uhr, die dem Design einer Tankanzeige ähnelt (3.950 Euro) © PR
Tissot Heritage 1973 mit Tachymeterskala am Zifferblattrand (2.070 Euro) © PR
Hamilton Chrono-Matic 50 mit Tachymeterskala am Zifferblattrand (2.345 Euro) © PR
Retro pur: Die Hanhart Pioneer TachyTele (1.940 Euro) orientiert sich optisch an einer funktionalen Fliegeruhr, die vor 80 Jahren entwickelt wurde. Die Drücker kommen in Pilzform, wie für die Pioneer-Linie typisch, ist einer davon rot eingefärbt. © Hanhart
Porsche Design Chronograph 911 GT3 (8.600 Euro) © PR
Die klassische Bicompax-Aufteilung mit Stoppminute bei drei Uhr und kleiner Sekunde bei neun Uhr findet man bei der Breitling Top Time Deus Limited Edition (4.850 Euro) © PR

Top Thema: G-Shock - MRG-B2100B-1ADR

Eine Hommage an die Schönheit japanischen Kunsthandwerks.

Sinn U1 C Hai - Der Hai unter den Taucheruhren

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