Der deutsche Hersteller Hanhart hat in Zusammenarbeit mit der Uhrenzeitschrift Chronos die 417 C vorgestellt, einen Handaufzug-Flyback-Chronograph, der einige spannende Besonderheiten bereithält. Wir haben die Uhr einige Zeit am Arm getragen.
Bevor wir unsere Erfahrungen teilen, etwas historischer Hintergrund, denn der ist ebenfalls spannend: Die Geschichte der 417 begann Mitte der 1950er Jahre. Die neugegründete Bundeswehr benötigte für ihre Piloten einen Armbandchronographen mit Flyback-Funktion. Diese Funktion erlaubt, mit dem unteren Drücker bei laufender Messung eine neue zu starten. Man muss also nicht wie bei konventionellen Chronographen erst stoppen und nullstellen, bevor man eine den Chronograph neu starten kann. Wichtig ist diese Funktion bei einigen Flugmanövern, bei denen man beispielsweise ein Dreieck oder Oval fliegt: Damit die Geraden gleich lang werden, muss man den entsprechenden Kurs gleich lang halten.
Rund zehn Jahre belieferte Hanhart die deutschen Streitkräfte mit der Uhr. Auch der Schauspieler und Rennfahrer Steve McQueen trug den Chronographen – privat, bei zahlreichen Motorradrennen und sogar im Film „Wir alle sind verdammt“ von 1962. Die wenigen noch erhaltenen Exemplare gelten heute als begehrte Sammlerstücke und erzielen auf Auktionen hohe Preise.
Es gab von dem Modell zwei verschiedene Versionen: die 417 aus vernickeltem Messing und die 417 ES aus Edelstahl. Das Design bei der neuen limitierten 417 C geht auf eine Beobachtung zurück: Eine besondere Schönheit strahlen alte Modelle aus, bei denen im Laufe der Zeit die Nickelschicht durch das viele Benutzen von Drückern, Krone und Drehlünette dünner wurde und die goldene Farbe des Messings zum Vorschein kam.Diesen Look sollte die Neuheit mit Gehäuseteilen aus Stahl und Bronze erreichen. Das ist gelungen: Zusammen mit der Vintange-Leuchtmasse, den goldfarbenen Zeigern und dem hochgewölbten Saphirglas ergibt sich ein sehr schönes Retrodesign. Auch das Zifferblatt mit Bicompax-Aufteilung sowie die Zeigerform und das historische Hanhart-Logo sind absolut authentisch. Dazu tragen auch der vom Original übernommene Durchmesser von 39 Millimetern und das charakteristische Rindslederarmband mit Kontrastnaht und Lederunterlage im Bund-Stil bei.
Die Unterlage, die sich bei Bedarf entfernen lässt, sorgt dafür, dass die Uhr immer mittig am Arm liegt, und verbessert das sehr angenehme Tragegefühl weiter. Die Dornschließe passt zum Retroanspruch und ist passend zu den Flanken des Gehäuses satiniert. Gut gefällt uns die Möglichkeit, bei Hanhart während der Bestellung die Bandlänge zu bestimmen oder gegen 200 Euro Aufpreis ein Stahlband zu wählen.
Da das Werk über ein Schaltrad verfügt, waren unsere Erwartungen an dem Bedienkomfort sehr hoch. Und tatsächlich lässt sich der Start-Stopp-Drücker butterweich bedienen. Der Rückstelldrücker benötigt dagegen etwas mehr Kraft. Die Krone ist glücklicherweise unverschraubt, was das tägliche Aufziehen bei einer Handaufzugsuhr erleichtert. Dank der feinen Riffelung lässt sich die Krone gut drehen. Ebenfalls angenehm: Sollte man das Aufziehen einmal vergessen, sorgt die Gangreserve von 58 Stunden dafür, dass die Uhr auch nach zwei Tagen noch sicher läuft.
Auch die leicht und ohne Rastung in beide Richtungen zu drehende Lünette der 417 C mit der roten Markierung bewährt sich im Alltag, um zusätzliche Zeitspannen zu messen oder Zeiten zu markieren. Entwickelt wurde sie ebenfalls für die Fliegerei: Bei der Flugplanung nach Sichtflugregeln (und das war vor der Etablierung der Satellitennavigation die einzige Möglichkeit) wird der Kurs auf einer Flugkarte eingezeichnet und die Zeit vom Überflug eines markanten Geländemerkmals wie einem Fluss oder einer Eisenbahntrasse zum nächsten auf der Karte vermerkt. Mit der Karte auf dem Kniebrett wird während des Fluges dann nach der entsprechenden Zeit Ausschau nach diesen Merkmalen gehalten, damit man weiß, wo man sich befindet.
Beim Gehäuse finden sich schöne Details wie der Wechsel von polierten und satinierten Flächen und die schön gemachten pilzförmigen Drücker. Während unseres Tragetests bildete sich übrigens noch keine Patina auf den Bronzeteilen der Uhr. Die von Hanhart hier verwendete Aluminiumbronze altert allgemein nicht so schnell wie andere Bronzelegierungen. Für eine Retrouhr ist die 417 C durchaus robust ausgelegt: Trotz der geringen Bauhöhe von 13,3 Millimetern hält sie dem Wasserdruck bis 100 Meter Tiefe stand und schützt die Mechanik dank der Hanhart-eigenen Werkdämpfung zusätzlich vor Stößen.
Sehr gut gefällt uns, dass man durch den Saphirglasboden das Werk betrachten kann, denn das hat optisch einiges zu bieten: Das neue Kaliber AMT5100 M stammt aus der Manufakturabteilung „Manufacture AMT“ des Schweizer Werkespezialisten Sellita, und als Handaufzugswerk verdeckt hier kein Rotor die Mechanik. Highlights sind das gebläute Schaltrad, ein eleganter Streifenschliff auf der Platine und gebläute Schrauben. Das Werk verfügt über 23 Steine und arbeitet mit modernen 28.800 Halbschwingungen pro Stunde.Spätestens beim Preis wendet man sich ja oft von spannenden Uhren ab, da wird in den letzten Jahren von den Marken ganz schön zugelangt. Hier gibt es sehr Erfreuliches von der Hanhart zu vermelden: Gemessen am aufwendigen und seltenen Werk mit Flyback-Funktion und Schaltrad, der Limitierung auf lediglich 150 Exemplare und der ausgezeichneten Ausstattung mit Saphirgläsern fällt der Preis mit 2490 Euro sehr günstig aus.
Die Hanhart 417 C ist eine gelungene Retrouhr mit spannender Geschichte, guter Verarbeitung und tollem Werk. Die Kombination von Bronze und Stahl sieht gut aus, drängt sich dabei aber nicht in den Vordergrund und macht aus der Uhr etwas ganz Besonderes.Die Hanhart 417 C Flyback ist exklusiv hier online bestellbar.