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6 Minuten

Fratello Fundstücke: Die Top 10 Uhrwerke für Chronographen

Zenith: El Primero
© PR

Einer meiner Freunde aus der Gemeinde der Uhrenliebhaber, der leider vor ein paar Jahren verstarb, hatte eine besondere Vorliebe für Chronographen und beendete sogar jede seiner E-Mails mit den Worten „Chronographen werden, wie alle guten Dinge im Leben, nur mit der Zeit besser…“. Wenn Sie mehr über Chronographenwerke und bestimmte Kaliber vom Standpunkt eines Sammlers erfahren möchten, kann ich Ihnen das Interview, das ich vor ein paar Jahren mit ihm für meinen Blog Fratellowatches führte, nur wärmstens empfehlen. Klicken Sie hier, um das Interview zu lesen (Link öffnet einen Artikel auf Englisch). Obwohl es nicht um die neuesten Chronographenwerke geht, hat dieser Artikel in Bezug auf viele wichtige Aspekte, die im Zusammenhang mit Chronographen stehen, nach wie vor Relevanz. Eine weitere großartige Leseempfehlung, die ich Ihnen geben kann, ist das Buch „Chronographen, Armbanduhren” von Gerd R. Lang (ehemaliger CEO von Chronoswiss) und Reinhard Meis. Das Buch erschien 1993 und bietet eine gute, aber sehr technische, Beschreibung der verschiedenen Chronographenwerke, die auf dem Markt erhältlich sind. In diesem Artikel beschäftige ich mich mit meinen Top 10 der Chronographenkaliber. Behandelt werden sowohl Manufakturwerke als auch Werke, die in Uhrwerkefabriken wie beispielsweise Lemania hergestellt wurden. Dabei finden sowohl Chronographen mit Säulenradmechanismus und Chronographen mit Kulissensteuerung Erwähnung. Meine Liste basiert rein auf Ästhetik und was ich am meisten an diesen Chronographenwerken schätze, ohne selbst ein Uhrmacher zu sein. Alle Präferenzen basieren auf meinen Erfahrungen, die ich im Laufe der letzten 15 Jahre als Uhrensammler erwarb.

Chronographenwerk #1: Zenith El Primero

Das Modell El Primero von Zenith kam 1969 auf den Markt und die ersten beiden Uhrwerke waren das Kaliber 3019PHC (Chronograph und Datum) und das Kaliber 3019PHF (Dreifachdatum, Mondphase und Chronograph). Dieses erste automatische Chronographenwerk, ist mit seinen 36.000 Halbschwingungen pro Stunde ein sogenannter Schnellschwinger. Dank der 36.000 Halbschwingungen pro Stunde können Zehntelsekunden gestoppt werden. Das Uhrwerk El Primero, wie wir es heute kennen, ist eine Weiterentwicklung der allerersten Uhrwerke des Kalibers 3019. Zahlreiche Marken verwenden das Chronographenkaliber El Primero. In der Rolex Daytona tickte bis zum Jahr 2000 ein El Primero mit einigen Modifikationen. Wenn man Chronographen mag, braucht man einfach eine Uhr mit diesem Uhrwerk.

Chronographenwerk #2: Lemania 5100

Man muss kein Uhrwerk-Experte sein, um zu erkennen, dass das Lemania 5100 wirklich nicht schön ist. Es hat keinen Säulenradmechanismus und sind sogar Plastikteile verbaut. Der Grund, warum ich dieses Uhrwerk aber auf Platz 2 anführe, ist, dass es ein geradliniges funktionales Uhrwerk ist. Es hat einen zentralen Sekundenstoppzeiger und Minutenzähler (für eine bessere Lesbarkeit), einen 24-Stunden-Zeiger und jeweils Anzeigen für Wochentag und Datum. Die Produktion dieses Uhrwerks wurde vor ein paar Jahren eingestellt und wie ich erfahren habe, konnten einige Sammler von Chronographen ihre Tränen kaum zurückhalten. Tutima ist eine der Marken, die dieses Uhrwerk lange Zeit nutzte, selbst nach der Produktionseinstellung des Lemania 5100. Andere Marken, die dieses Uhrwerk verwendeten, sind Omega (Kaliber 1045), Sinn, Fortis, (Orfina) Porsche Design und Alain Silberstein. Auch Lemania kreierte mit diesem Uhrwerk ihre eigenen Chronographen. Angeblich verwendeten Fortis, Sinn und Tutima dieses spezielle Uhrwerk, da es damals das einzige war, das die militärischen Anforderungen für Chronographen erfüllte. Dennoch ist es nicht schön anzusehen.

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Foto von Watchconcept.com © PR

Chronographenwerk #3: Lemania 2310

Ein anderes Lemania-Kaliber, das völlige Gegenteil zum 5100, ist das Lemania 2310. Vielen ist es vielleicht besser bekannt unter dem Label Kaliber 321 von Omega, wie es bei den ersten Speedmaster-Uhren (Link öffnet einen Artikel auf Englisch) verwendet wurde. Omega war jedoch nicht der einzige Uhrenhersteller, der diesen Säulenradchronographen von Lemania verwendete. Selbst die Manufaktur Patek Philippe verwendete das Werk für ihre Chronographenwerke, besser bekannt unter der Bezeichnung Kaliber CH27-70. Selbstverständlich hatte das Kaliber CH27-70 von Patek Philippe hinsichtlich der Verarbeitung eine andere Aufmachung als das Kaliber 321 von Omega, beide beruhen jedoch auf demselben Lemania-Uhrwerk. Besonders Speedmaster-Fans sehnen sich nach dem originalen Kaliber 321, das 1968 durch das Kaliber 861 (das ebenfalls auf dem Lemania-Uhrwerk beruhte) mit einer Kulissensteuerung statt einem Säulenrad ersetzt wurde.

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Foto mit Erlaubnis von SteveG © PR

Chronographenwerk #4: Rolex 4130

Wie bereits erwähnt, verwendete Rolex bis 2000 im Modell Daytona ein Valjoux-72-Chronographenwerk mit Handaufzug und das veränderte automatische El-Primero-Kaliber. 2000 brachte Rolex auf Grundlage des El Primero von Zenith den Nachfolger des Kalibers 4030, das Kaliber 4130, auf den Markt. Die Entwicklung und Herstellung dieses automatischen chronometerzertifizierten Chronographenkalibers lag komplett bei Rolex. Heraus kam ein solides und intelligent konstruiertes Werk, da Rolex die Anzahl der Komponenten aufgrund einer neupatentierten Lösung für den Chronographenmechanismus reduzieren konnte. Den gewonnenen Raum nutzte Rolex zur Unterbringung einer größeren Aufzugsfeder, um die Gangreserve von 50 auf 72 Stunden zu erhöhen. Ein Uhrmacher aus einem lokalen Rolex-Servicezentrum erzählte mir, dass das Daytona-Uhrwerk aufgrund seiner Bauart leicht zu warten ist.

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Rolex 4130 © PR

Chronographenwerk #5: A. Lange & Söhne L951.6

Dieses Uhrwerk vom Kaliber L951.6 mit Handaufzug von A. Lange & Söhne gehört zum Modell Datograph Auf/Ab und ist besonders hochwertig bearbeitet und finissiert. Die Unruhbrücke hat eine typische Glashütter Verarbeitung, denn sie ist handgraviert. Alle weiteren Uhrwerksteile sind ebenso präzise verarbeitet. Selbst die Spiralfeder wird in der Manufaktur hergestellt. Dieses spezielle Uhrwerk besteht aus 451 Teilen, deren Zusammensetzung für die Uhrmacher in Glashütte eine anspruchsvolle Aufgabe ist. Obwohl ich allen Uhrwerken von A. Lange & Söhne Respekt und ein hohes Maß an Bewunderung entgegenbringe, gehört das L951.6-Werk definitiv zu meinen Favoriten.

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A. Lange & Söhne L951.6 © PR
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Chronographenwerk #6: Omega Kaliber 9300

Im Jahr 2011, ein paar Jahre nach der Einführung der Manufakturwerkefamilie 8500, führte Omega außerdem das das hauseigene Kaliber 9300 ein. Es handelt sich um ein beeindruckend großes Kaliber mit der bekannten Co-Axial-Hemmung, einem Säulenrad und einer Spiralfeder aus Silizium. Dieses Uhrwerk ermöglicht eine Gangreserve von 60 Stunden. Bis dato verwendet Omega das Kaliber 9300 nur bei ihrem Chronographen Seamaster Planet Ocean und bei der Uhrenfamilie Speedmaster Caliber 9300, einschließlich dem Modell the Dark Side of the Moon. Das Kaliber 9300 besitzt zwei Hilfszifferblätter, wobei das bei 3 Uhr sowohl die gestoppten Stunden als auch die Minuten anzeigt. Dies kann bei cleverer Nutzung auch als Anzeige für eine zweite Zeitzone genutzt werden. Eine Produktbesprechung der Speedmaster 9300 findet man hier (Link öffnet einen Artikel auf Englisch).

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Omega Kaliber 9300 © PR

Chronographenwerk #7: TAG Heuer CH 80

Erinnern Sie sich an das Chaos, als das Kaliber 1887 von TAG Heuer auf einem Chronographenwerk von Seiko zu basieren schien? Obwohl TAG Heuer das Werk modifizierte und in der Schweiz produzierte, entfachte das Wort „Seiko” ein Feuer, das schwer zu kontrollieren war. Das von TAG Heuer komplett neu entwickelte Chronographenkaliber heißt nun CH 80, nach dem es Ende letzten Jahres noch unter dem Namen Kaliber 1969 vorgestellt wurde. Der neue Name steht für den Fertigungsstandort Chevenez und die 80 Stunden Gangreserve. Mit 6,5 Millimetern fällt das Automatikwerk flach aus und verfügt neben der langen Gangautonomie über einen Chronographen mit Schaltrad und vertikaler Kupplung.

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TAG Heuer CH 80 © PR

Chronographenwerk #8: Patek Philippe CHR 29-535 PS Q

Das CHR 29-535 PS Q ist ein Manufakturchronographenwerk mit Handaufzug von Patek Philippe und wurde erstmals bei dem Modell Reference 5402P genutzt. Dieses Uhrwerk besteht aus 496 Teilen und verfügt neben einem Schleppzeigerchronographen auch über einen ewigen Kalender. Deshalb gehört das Modell auch zur Grand-Complications-Kollektion. Es ist ein verhältnismäßig kleines Uhrwerk, verglichen mit den anderen Uhrwerken mit 30 Millimetern jedoch ziemlich hoch. Die Finissierung aller Werkteile ist einfach wundervoll und Patek Philippe stellte auf den Schleppzeigermechanismus auch ein Patentantrag. Es handelt sich um ein hervorragendes Uhrwerk, das leider auch wie das Werk von A. Lange & Söhne, nur für ein paar wenige Glückliche erschwinglich ist.

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Patek Philippe CHR 29-535 PS Q © PR

Chronographenwerk #9: Seiko Ananta Spring-Drive-Kaliber 5R86

Ich kann mich daran erinnern, dass das Spring-Drive-Kaliber von Seiko einmal so viel Aufmerksamkeit erregte, dass Menschen, die mich nach meiner Uhrenleidenschaft fragten, annahmen, dass Uhren, die durch Bewegung des Handgelenks funktionierten, automatisch Uhren mit Spring-Drive-Kaliber waren. Seiko hat dies auf wunderbare Weise vermarktet. Der Ananta-Chronograph war ein Produkt von Seiko, das mit dem Kaliber 5R86 ganz und gar mein Interesse geweckt hat. Statt einer traditionellen Hemmung verwendet das Spring-Drive-System eine Kombination aus Unruhreif, elektromagnetischer Energie und einem Quarzoszillator, die für eine optimale Ganggenauigkeit sorgen. Das Werk verfügt selbstverständlich über einen Rotor, der die Zugfeder aufzieht. Wie Sie auf dem Bild sehen können, ist die Finissierung des Werks hervorragend. Wenn Sie ohne das Ticken eines mechanischen Uhrwerks leben können, dann sollten Sie dem Uhrwerk von Seiko eine Chance geben.

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Seiko Ananta Spring-Drive-Kaliber 5R86 © PR

Chronographenwerk #10: Breitling B01

Wie Omega und TAG Heuer spürte auch Breitling die Notwendigkeit, in ihren eigenen Produktionsanlagen ein Chronographenwerk zu entwerfen und zu entwickeln. Breitling brachte das B01-Chronographenkaliber bereits 2009 auf den Markt. Vorher verwendete Breitling, wie viele andere Marken, insbesondere Valjoux-Chronographenwerke und gelegentlich Lemania. Bei einigen Modellen werden diese Werke nach wie vor eingesetzt. Der B01-Werk ist mit einem Säulenrad ausgestattet, verfügt über eine Gangreserve von 70 Stunden und die Totalisatoren sind V-förmig angeordnet (Tricompax). Das Werk führte Breitling bei dem Modell Chronomat ein. Inzwischen verwendet Breitling das Werk auch bei einer Vielzahl ihrer anderen Uhren (z.B. Navitimer 01, Montbrillant 01 und Chronomat 44).

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Breitling B01 © PR

Welche sind Ihre Lieblingsuhrwerke für Chronographen? Teilen Sie Ihre Meinung mit uns.

Robert-Jan Broer, Jahrgang 1977, lebt in den Niederlanden. Seine Leidenschaft sind Uhren. Er ist Autor bei verschiedenen Uhrenzeitschriften und betreibt seit 2004 den Blog Fratellowatches. Auf Watchtime.net stellen wir Ihnen seine Artikel auf Deutsch zur Verfügung: www.fratellowatches.com

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