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Einfach anders: Die Uhrenmarke Ressence

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2011 gründete der belgische Industriedesigner Benoît Mintiens seine Marke Ressence. Mit einem auf Scheiben statt Zeigern basierenden Zifferblattkonzept plädiert er für Einfachheit.
Ressence: Firmengründer Benoît Mintiens © PR
Wie erklärt man einem Kind, was eine Uhr ist? Wenn auf die Antwort „Eine Uhr misst die Zeit“ die Frage „Warum“ kommt und dem Kind schon die nächste Frage im Gesicht steht, wird man schnell feststellen: Einfach zu erklären, ist eine schwierige Aufgabe. Und unsere Welt ist voller komplizierter Dinge. Benoît Mintiens will unsere Welt mit seinen Uhren etwas einfacher machen. So sollen sie nur die Zeit anzeigen und nicht etwa ihr kompliziertes Innenleben zur Schau stellen. Deshalb nannte er seine 2011 gegründete Marke Ressence, ein Kunstname aus „Renaissance de l’essentiel“, was für „Wiedergeburt des Wesentlichen“ steht. Mit diesem philosophischen Motto gibt Mintiens der Uhrenwelt einen neuen Impuls, die immer mehr Komplikationen augenfällig auf dem Zifferblatt präsentiert und das Ablesen durch viele Anzeigen erschwert. Zugleich stellen seine innovativ gestalteten Zeitmesser unser tradiertes Uhrenbild auf den Kopf. Einen Zugang zum Thema Uhren fand der aus Belgien stammende Mintiens nicht etwa als Uhrmacher, sondern als Industriedesigner. Da er schon immer von einem völlig neuen Uhrendesign träumte, erhielt er 2004 von einem Freund den Auftrag zur Gestaltung einer Herrenuhr. In der Zwischenzeit kam ihm jedoch eine Uhrenmarke zuvor und seine Entwürfe wanderten in den Papierkorb. Doch anstatt aufzugeben, machte er sich an den Entwurf seiner ersten eigenen Armbanduhr.
Ressence: Series One © PR
2007 erblickte das Debütmodell Series One das Licht der Welt. Mit einem revolutionären Zifferblattkonzept aus ineinander rotierenden Scheiben zeigt die Uhr Stunden, Minuten und Sekunden an, ohne dass sich die Anzeigen wie bei gewöhnlichen Uhren überlagern. Das Zifferblatt besteht aus mehreren sich drehenden Scheiben und Ringen, auf die Zeiger beziehungsweise Skalen gedruckt sind. Der größte Zeiger bewegt sich entlang einer Minutenskala am Zifferblattrand. Nach dem gleichen Prinzip informieren die kleineren Scheiben über Stunden, sowie über Tages- und Nachtzeit. Dabei dreht die große Scheibe die kleineren mit, sodass alle Elemente in 60 Minuten eine 360-Grad-Rotation vollziehen. Die technische Basis bildet ein modifiziertes Eta 2824. Die Darstellung der Zeit mittels Scheiben ist nicht nur gestalterischer Selbstzweck. Vielmehr nutzt Ressence die kognitiven Muster, die sich ein Mensch im Lauf seines Lebens beim Zeitablesen angeeignet hat. Demnach erfasst das menschliche Gehirn schneller die Position von Zeigern auf dem Zifferblatt als etwa eine digitale Wiedergabe der Zeit. Type 3 Seinem Ziel, Dinge durch Reduktion zu vereinfachen, kam Mintiens mit dem Modell Type 3, das er auf der Baselworld 2013 vorstellte, noch näher. Ein an den Rändern abgerundetes Saphirglas überspannt wie eine Kuppel das schwarze Zifferblatt. Auf den ersten und selbst auf den zweiten Blick scheint das Deckglas jedoch nicht zu existieren; man glaubt, das Zifferblatt direkt berühren zu können. Für diese optische Täuschung sorgt eine in den oberen Uhrenteil gefüllte Flüssigkeit – Rohbenzin –, die das Uhrengesicht vergrößert und es aus nahezu jeder Perspektive ablesbar macht. Wie ihre Vorgängerin zeigt die Type 3 Stunden, Minuten und Sekunden mittels Scheiben an. Zudem befindet sich bei ein Uhr eine stilisierte Wochentagsanzeige, während am äußersten Zifferblattrand ein Datumsring rotiert.
Im Gegensatz zur Series One ist die Type 3 aus drei Einzelmodulen zusammengesetzt: Den oberen, flüssigkeitsgefüllten Teil bildet das gewölbte Saphirglas mit dem Zifferblatt, seinen Scheiben und dem darunter liegenden Modul. Das mittlere Segment besteht aus Titan und geht unmittelbar in die Bandanstöße über. Im saphirglasgeschützten Bodensegment sind ein stark modifiziertes Eta 2824 und der Aufzugsmechanismus untergebracht. Dabei sind Ober- und Unterteil physisch komplett voneinander getrennt. Die Kraftübertragung vom Werk zu den Zeitanzeigen erfolgt nicht durch Zahnräder, sondern durch Magnete. Diese sind an den Zahnrädern des Werks sowie am Modul unter dem Zifferblatt angebracht und steuern so die sichtbaren Zeitanzeigen. Vor lauter Faszination für Design und Technik könnte er Betrachter fast übersehen, dass der Type 3 eine Krone fehlt. Deren Funktionen – Einstellen der Zeit und Aufziehen des Werks – sind in das drehbare Bodensegment verlagert.
Ressence: Type 3, Rückseite mit Steuermodul © PR
So reduziert und nutzerfreundlich Benoît Mintiens seine Uhren gestalten mag, Technik und Umsetzung des Konzepts sind alles andere als simpel. Zugleich erinnern uns die avantgardistischen Ressence-Modelle daran, dass auch unsere Welt unter der Oberfläche nicht so einfach ist, wie sie scheint. Text: Julia Knaut Fortlaufend aktualisierter Artikel, usprünglich online gestellt im Juni 2015

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