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Gebrauchte Uhren mit Herstellergarantie

Audemars Piguet: Royal Oak "Jumbo", Referenz 15202ST
© PR
Einige Uhrenmarken planen, gebrauchte Uhren mit Zertifikat anzubieten. Ein Geschäft, das bisher von einigen autorisierten, aber größtenteils unabhängigen Uhrenhändlern betrieben und auf Plattformen wie Chrono24 bekannt gemacht wurde. Linde Werdelin war eine der ersten Uhrenmarken, die gebrauchte Uhren anbot. Vor Kurzem gaben auch Audemars Piguet und Breitling bekannt, dass sie in dieses Geschäft einsteigen wollen. Das Thema griff die Nachrichtenwebsite Bloomberg auf und plötzlich redet jeder davon. Aber was bedeutet es für den Uhrenmarkt und besonders für Sie als Kunden?

Zwei gute Gründe, um gebrauchte Uhren mit Zertifkat anzubieten

In einer perfekten Welt würden Kunden nur im Einzelhandel Uhren kaufen oder besser noch, nach einiger Zeit eine Marke erneut aufsuchen und ein weiteres Modell erstehen. In der Realität läuft es in den meisten Fällen nicht so. Manchmal verkaufen Kunden eine Uhr (müssen es teilweise sogar), bevor sie eine neue kaufen. Die Marken nehmen diese Uhren nicht zurück, auch die meisten autorisierten Händler und Boutiquen nicht. Gebrauchte Uhren gelten oft als etwas Schmutziges und Uhrenmarken verpönten den Gebrauchtmarkt. Ganz anders in der Automobilindustrie, in der es für einen Händler ganz normal ist, „zertifizierte“ Gebrauchtwagen anzubieten – nicht nur bei Luxusautos, sondern bei allen Automarken. Der Markt für Vintage-Uhren und gebrauchte Uhren ist riesig. Es ist ein milliardenschweres Geschäft, Schätzungen liegen weit über 15 Milliarden US-Dollar. Da Uhrenmarken dieses Geschäft bisher außer Acht gelassen haben, konnten Plattformen wie Chrono24 zu großen Unternehmen heranwachsen, die Umsätze in Millionenhöhe machen.

1. Mit Uhren (nochmal) Geld machen

Die Uhrenindustrie befand sich in den letzten zwei Jahren in einer Krise, kehrt aber allmählich zu einer stabilen Geschäftslage zurück. Die Marken erkannten, dass sie erfinderisch sein müssen, statt Jahr für Jahr einfach nur die Preise zu erhöhen. Einige Uhrenmarken senken dabei nicht nur ihre Preise oder überlegen sich neue Nutzenversprechen, sie sehen mittlerweile auch den Gebrauchtmarkt als mögliche Einnahmequelle. Die Uhrenmarken erkennen, dass im Gebrauchtuhrenmarkt eine große Kaufkraft liegt. Sie sehen das Potenzial, mit einer Uhr nicht nur einmal beim Erstkauf Geld zu machen, sondern auch beim Wiederverkauf. Doch es hat auch für Kunden einige Vorteile, eine gebrauchte Uhr direkt bei der Marke zu kaufen, die auch noch zertifiziert ist – aber dazu später mehr.

2. Der Graumarkt mit Uhren

Die Marken erhalten so nicht nur ein Stück des finanziellen Kuchens, sie können auch den Graumarkt bekämpfen. Denn diesen können sie schließlich nicht kontrollieren. Falls Sie mit dem Begriff "Graumarkt" nicht vertraut sind: Es ist ein Parallelmarkt für neue, gebrauchte und Vintage-Uhren. Das größte Problem ist allerdings, dass dort brandneue Uhren über nicht autorisierte Händler verkauft werden. Wie diese Uhren bei nicht autorisierten Händlern landen, ist kein großes Geheimnis. Uhren auf dem Graumarkt werden in der Regel mit hohen Rabatten angeboten. Die Marken weisen gerne darauf hin, dass diese Uhren eventuell Fälschungen oder Diebesgut sein könnten, aber das ist nur die halbe Wahrheit. Die Uhren auf dem Graumarkt sind meistens nur einen Schritt von den offiziellen Kanälen entfernt und tatsächlich echt. Man erhält sogar sehr oft zum Kauf eine gestempelte Garantiekarte, die bei allen Werkstätten und Händlern der Marke gültig ist. Statt ihr Händlernetz zu überschwemmen oder die Ware direkt in die Hände von Distributoren des Graumarkts zu treiben, könnten die Hersteller einfach weniger Uhren produzieren und ausliefern. Allerdings birgt es einige Risiken, Uhren auf dem Graumarkt zu kaufen. Die meisten Händler bewegen dort lediglich Waren hin und her. Als Kunde will man eine Uhr mit allem Zubehör und der richtigen Box. Wenn man aber so viele Uhren ohne wirkliches Interesse oder Wissen absetzt, kann es passieren, dass die Uhren hinterher mit völlig falschem Zubehör beim Kunden landen. Graumarkthändler führen außerdem oft keine Rücknahmen oder Reparaturen innerhalb der Garantie durch und verweisen stattdessen an autorisierte Händler. Und für die ist es relativ leicht herauszufinden, ob eine Uhr über einen inoffiziellen Kanal gekauft wurde. Daher kann es sein, dass sie eine Reparatur auch innerhalb der Garantie ablehnen. Letztendlich müssen Sie selbst entscheiden: Wollen Sie lieber etwas weniger für eine Uhr ausgeben oder akzeptieren Sie den Einzelhandelspreis und können dafür sicher sein, dass mit der Uhr alles in Ordnung ist (Box, Papiere etc.) und dass Sie die Garantie ohne Probleme nutzen können? Wir raten nicht dazu, auf dem Graumarkt zu kaufen, aber wenn bei einer Uhr, die Tausende Euros wert ist, ein Rabatt von 30 bis 40 Prozent angeboten wird, gehen auch uns die Argumente aus. Die Marken müssen einsehen, dass sie selbst und niemand sonst dieses Problems verursacht haben, nicht der Konsument (dem sie gerne die Schuld geben).
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Kunden legen auch bei gebrauchten Uhren Wert darauf, dass sie die Uhr mit Box und Papieren erhalten © PR
Doch mittlerweile scheinen Uhrenmarken angemessenere Schritte zu unternehmen, um diesen Zweitmarkt zu bekämpfen: Sie eröffnen Boutiquen unter eigener Führung, die das Risiko verringern, dass Händler Uhren durch die Hintertür abstoßen. Sie finden neue Wege, eine Uhr nachzuverfolgen, sodass es schwieriger wird, eine über den Graumarkt gekaufte Uhr innerhalb der Garantie reparieren zu lassen. Und jetzt beginnen sie damit, selbst gebrauchte Uhren anzubieten. Es gibt also verschiedene Möglichkeiten. Wir vermuten auch, dass einige Marken in Zukunft weniger Uhren produzieren, aber das ist nur eine Vermutung, denn zugeben würden sie das wahrscheinlich nie.

Das Anbieten gebrauchter Uhren mit Zertifikat

Wenn Marken selbst gebrauchte Uhren mit (aufgefrischter) Garantie und über ihr eigenes Netzwerk (oder sogar direkt) verkaufen, bieten sie damit eine gute Alternative für Uhrenfans, die andernfalls eventuell auf den Graumarkt zurückgreifen. Gebrauchte Uhren werden dabei gegen neue Uhren eingetauscht, sie werden überprüft oder, wenn nötig, erhalten Sie eine Revision und werden wieder auf dem Markt angeboten. Die Marken werden nicht nur Uhren von Kunden zurücknehmen, sondern auch den Händlerbestand zurückkaufen. Als wir den Breitling-CEO Georges Kern fragten, ob er es in Betracht zieht, Bestand aus dem Graumarkt zurückzukaufen, antwortete er, dass der Graumarkt schnell austrocknen werde sobald sichergestellt ist, dass es keinen Bestand mehr gibt, der auf diesem Markt landen kann. Ein stichhaltiges Argument und wir begrüßen diese Art der Umstrukturierung.
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Breitling möchte ebenfalls in das Gebrauchtuhrengeschäft einsteigen © PR
Die Preise zertifizierter gebrauchter Uhren werden auf dem Niveau von Graumarktuhren liegen oder vielleicht etwas höher. Das liegt daran, dass die Uhren einer vollständigen Revision unterzogen und mit neuer Garantie angeboten werden. Obwohl nichts falsch daran ist, eine gebrauchte Uhr zu kaufen, die nicht von einer Marke angeboten wurde, sondern von einem privaten Verkäufer oder jemandem, der sich auf den Verkauf gebrauchter Uhren spezialisiert hat, gibt das neue Konzept mehr Sicherheit. Wenn ich eine gebrauchte Uhr kaufe (was ich oft tue), berechne ich immer die Kosten einer Revision in mein Angebot (oder den Preis) mit ein. Auch wenn dabei steht, dass die Uhr erst „kürzlich“ einer Revision unterzogen wurde, ist das für mich nicht viel wert, wenn es keinen Beweis dafür gibt oder es von einem Uhrmacher gemacht wurde, den ich nicht kenne. Glücklicherweise geben die Marken die Kosten einer Revision preis. So können Sie sich selbst ausrechnen, ob es sich lohnt, eine gebrauchte Uhr über einen privaten Verkäufer zu kaufen und eine Revision bei der Uhrenmarke durchführen zu lassen oder ob man lieber eine zertifizierte gebrauchte Uhr direkt bei der Marke kauft. Sie möchten sich Ihre erste Luxusuhr kaufen? Wir haben 5 Tipps für Sie zusammengefasst! Natürlich gibt es immer Uhren, die nicht als zertifizierte gebrauchte Uhren erhältlich sind: zum einen Uhren, die sehr schwer zu finden sind; zum anderen Modelle, die ein bestimmtes Alter haben oder sogar Vintage-Uhren sind oder Uhren die eine Marke nicht als zertifizierte gebrauchte Version anbieten kann, weil die Teile nicht erhältlich sind. Ich denke, dass das Geschäft mit zertifizierten gebrauchten Uhren gut neben dem derzeitigen Gebrauchtuhrenmarkt bestehen kann, der von professionellen Händlern, Spezialisten oder sogar privaten Verkäufern betrieben wird. Es wird sich zeigen, ob das Geschäft mit zertifizierten gebrauchten Uhren den Graumarkt verdrängt oder wenigstens den Umfang des Geschäfts verringert. Derzeit ist es noch Alltag, dass autorisierte Händler mit Kunden konfrontiert werden, die ihnen erzählen, dass sie die gleiche Uhr "im Internet" günstiger gesehen haben. Noch bevor der Espresso, der in der Boutique angeboten wird, auf halbem Weg beim Kunden ist, bietet der Ladenbesitzer schon einen Rabatt von x-Prozent an, um den Kunden nicht an den Händler im Internet zu verlieren. Um ehrlich zu sein, wäre ich bereit, den vollen Ladenpreis zu zahlen, wenn die Rabatte auf dem Graumarkt nicht so hoch wären. Gelingt es den Uhrenmarken dieses Problem zu lösen, wird es der Uhrenindustrie (und dem Markt) erheblich besser gehen. Robert-Jan Broer, Jahrgang 1977, lebt in den Niederlanden. Seine Leidenschaft sind Uhren. Er ist Autor bei verschiedenen Uhrenzeitschriften und betreibt seit 2004 den Blog Fratellowatches. Auf Watchtime.net stellen wir Ihnen seine Artikel auf Deutsch zur Verfügung: www.fratellowatches.com
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