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Die Funktionalisten: Botta-Design

© PR
Das Prinzip der Einzeigeruhr ist heute nichts Neues mehr. Wenig bekannt ist hingegen, dass das Konzept für eine solche Armbanduhr von Klaus Botta stammt. Wir haben seine Uhrenmarke Botta-Design im hessischen Königstein besucht.
„Mir ist aufgefallen, dass es immer schwieriger wird, auf Uhren die Zeit abzulesen.“ Diese simple Feststellung inspirierte Klaus Botta 1986 zum Entwurf der ersten Armbanduhr mit nur einem Zeiger, der Uno. Maximale gestalterische Reduktion in Verbindung mit einer präzisen Zeitanzeige machten die Uhr zum Erfolgsmodell. Bis Botta sie unter eigenem Markennamen vertrieb, dauerte es aber noch 14 Jahre. Doch der Reihe nach. Ursprünglich hat Klaus Botta technische Physik in Bayreuth studiert, zumindest zwei Semester lang. Noch mehr als etwa der Energieerhaltungssatz interessierte ihn der Wasserhahn im Vorlesungssaal. „Den könnte man eigentlich auch besser machen“, dachte sich Botta. Die Gestaltung von Gebrauchsgegenständen war für ihn spannender als deren physikalische Eigenschaften. Daher brach er das Studium nach dem Physikum ab und schrieb sich 1982 in Offenbach für den Studiengang Produktgestaltung ein. Für Botta ein Volltreffer.
Botta-Design: Markengründer Klaus Botta © PR
Nach zwei Jahren Studium entwarf er seine erste Armbanduhr, der 1986 das Design der Einzeigeruhr Uno folgte. Im gleichen Jahr gründete er die Marke Botta-Design und übernahm erstmals kommerzielle Gestaltungsaufträge für diverse Produkte. Bis der Uno-Entwurf zum Leben erwachte, vergingen aber noch einige Jahre. Nach dem Diplomabschluss entwarf Botta als selbstständiger Designer vor allem neue Uhrenmodelle für andere Marken, darunter auch das Modell Solar-1 für Junghans. Ab 1993 ließ Botta seine Entwürfe über die Firma Watchpeople bauen und vertreiben. Das Unternehmen wurde von Manfred Brassler geführt, dem späteren Gründer der Uhrenmarke Meistersinger. Botta zeigte ihm unter anderem den Entwurf seiner Einzeigeruhr. Das puristische Konzept überzeugte Brassler, und die Uno wurde gebaut, damals noch als Quarzvariante. Damit fiel der Startschuss für die Erfolgsgeschichte des Modells, das zum Bestseller von Watchpeople avancierte. 2000 wird die Vertriebsfirma verkauft, und die Rechte an den Gestaltungsskizzen fallen an Klaus Botta zurück. Im gleichen Jahr beginnt er, die eigenen Uhren nicht nur zu entwerfen, sondern von Offenbach aus auch selbst zu vertreiben – die Uhrenmarke Botta-Design ist geboren. 2003 findet das Designbüro in Königstein im Taunus eine neue Heimat. Dort gestaltet es bis heute eigene Armband- und Wanduhren sowie verschiedene Gebrauchsgüter und Industrieprodukte für externe Auftraggeber.
Bei einem Zuliefererbetrieb werden Uhrenteile poliert. © PR
Ihre Uhren und deren Einzelteile lässt die Marke von verschiedenen Firmen aus Süddeutschland fertigen und zusammenbauen. Ausnahme bilden hierbei die Schweizer Werkehersteller Eta und Ronda. Die für die Uhrenmontage zuständigen Betriebe zeichnen auch für den späteren Service verantwortlich. Wenn die Uhren bei Botta-Design in Königstein ankommen, werden sie nochmals eingehend auf ihre Qualität und Ganggenauigkeit geprüft. Nach bestandener Abschlussprüfung werden sie verpackt und an die Endkunden beziehungsweise Großhändler versendet.
Vor der Auslieferung an Kunden und Großhändler durchläuft jede Uhr bei Botta-Design die Endkontrolle. © PR
Weiter auf Seite 2. Das Uhrenportfolio der Marke besteht aus Automatik- und Quarzmodellen sowie aus einer Wanduhr. Zugpferd der Automatikkollektion ist auch heute noch die Uno. Das Design der Einzeigeruhr hat sich seit dem Entwurf aus Bottas Studentenzeiten nur wenig verändert. Noch immer zeigt ein einziger langer schmaler Zeiger die Zeit auf fünf Minuten genau an – eine größere Genauigkeit braucht es nach Botta nicht, um im Alltag die Uhrzeit schnell erfassen zu können. Typisch für die Uno ist heute zudem der abgestufte Zifferblattrand mit der Minutenskala. Ein sich nach unten verjüngendes Gehäuse aus satiniertem Edelstahl rahmt das übersichtliche, sehr schlichte Zifferblatt ein. Das kleine Datumsfenster auf sechs Uhr erscheint dabei fast als Luxus.
Botta-Design: Tres © PR
Botta-Design: Argos © PR
Etwas üppiger als das Schwestermodell Uno fallen die beiden Automatikuhren Tres und Argos mit drei – teilweise farbig abgesetzten – Zeigern aus. Jedoch zeichnen auch sie sich durch klar strukturierte, schnörkellose Zifferblätter aus. Darunter tickt bei allen Automatikmodellen das Eta-Kaliber 2824.
Botta-Design: Nova Zeitraumuhr mit schwarz PVD-beschichtetem Gehäuse © PR
Zu dem vorgestellten Trio gesellt sich 2015 das Modell Nova. So setzt sich das Prinzip der Einzeigeruhr, zum Beispiel beim Modell Nova Zeitraumuhr, noch radikaler durch: Das Zifferblatt kommt ohne Zwischenstriche und Datum daher und auch die 12-Stunden-Skala ist zurückhaltend gestaltet. Damit ist die Nova die bisher schlichteste Uhr von Botta-Design. Wie auch die anderen Automatikuhren stammt der Antrieb vom Eta-Kaliber 2824.
Botta-Design: Uno 24 Neo © PR
Doch wie geht die Marke an den Entwurf einer neuen Uhr heran? Am Anfang steht eine Idee, die Botta mit seinem Team aus zwei Produktgestaltern zu einem Konzept entwickelt. Botta erläutert dies am Beispiel des Quarzmodells Uno 24 Neo aus dem Jahr 2014. Dabei ging es um die Vorstellung eines „analogen“ Tagesablaufs, der mithilfe einer 24-Stunden-Uhr abgebildet werden sollte. So steht auf dem Zifferblatt der Uno 24 Neo der Übergang zwischen zwei farblich abgesetzten Halbkreisen für Anfang und Ende der Nacht. Entsprechend dauert eine Zeigerumdrehung so lang wie ein Tag, wobei der gelborange Zeiger gewissermaßen die Sonne darstellt. Bei der Null markiert eine dünne Linie die Datumsgrenze, passend ergänzt durch ein Datumsfenster auf dieser Position. Egal, ob Uhr oder Industrieprodukt – der kreative Schaffensprozess des Teams geht bei jedem Objekt von der Funktion aus.
Botta-Design: Entstehung einer Uhr © PR
Im nächsten Schritt wird von dem Konzept ein digitaler Entwurf am Computer erstellt. Mittels des 3DCAD-Systems entsteht so ein Modell, das sich bereits an realen Maßen und Proportionen orientiert. Die Grundlage bildet immer ein konkretes Uhrwerk, um welches Gehäuse und Zifferblatt gebaut werden. Dabei versucht die Marke, sämtliche Maße auf das Nötigste zu reduzieren. Von dem digitalen Entwurf lässt Botta-Design dann Prototypen bauen oder von einem 3D-Drucker Einzelteile aus Kunststoff fertigen. Nach mehreren Überarbeitungsschritten darf das Modell dann eine Weile ruhen, um später noch einmal mit frischem Blick betrachtet zu werden. Wenn alle Proportionen stimmen und die Formen der Uhr ausgewogen sind, geht sie in die Serienfertigung. Während des gesamten Design und Entwicklungsprozesses tauscht sich Botta-Design mit den Zulieferbetrieben aus, ob die Entwürfe im technischen und finanziellen Rahmen zu realisieren sind. Vor allem der finanzielle Aspekt spielt eine wichtige Rolle, denn die Marke bietet alle ihre Uhren unter 900 Euro an. Die niedrigen Preise kann die Marke auch deswegen halten, weil sie nicht ständig neue Modelle lanciert, dafür aber ihre bestehenden Uhren optimiert. Für seine zeitlosen und trotzdem innovativen Uhrenentwürfe hat das Team um Klaus Botta bereits zahlreiche Designawards erhalten. Für die Marke ist das jedoch kein Grund, vom Boden der Tatsachen abzuheben. Sie konzentriert sich weiterhin auf ihr Ziel, „positiv anders“, aber auch logischer gestaltete Uhren auf den Markt zu bringen. Text: Julia Knaut Fortlaufend aktualisierter Artikel, ursprünglich online gestellt im Juni 2015

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