Heute ist in der Uhrenindustrie alles Schweiz, Deutschland und Japan.
Aber auch Amerika hat eine bewegte Uhrengeschichte.
Acht Dinge, die Sie garantiert noch nicht wussten.
Die Ein-Dollar-Uhr
Sie hieß „Yankee“ und wurde ab 1896 vom Timex-Vorgänger Waterbury Clock Co. für Robert H. Ingersoll als Teil einer Kollektion von Ein-Dollar-Produkten hergestellt. Sie verfügte über ein Stiftanker-Werk, das der Schweizer Uhrmacher Georges-Frédéric Roskopf in den 1860ern entwickelt hatte.
Andere Dinge aus der Ein-Dollar-Kollektion waren eine Schreibmaschine, eine Kamera und eine Nähmaschine. Beworben wurde die Billiguhr mit dem Slogan: „Die Uhr, die den Dollar berühmt machte.“
Sie war ein Riesenerfolg: Nach vier Jahren hatte Ingersoll schon sechs Millionen Stück verkauft. Einer ihrer prominentesten Besitzer war Mark Twain, der mindestens zwei „Yankees“ erstand.
Die amerikanische Longines-Verwandtschaft
1872 wanderte der Schweizer Albert Wittnauer (1856–1908) in die Vereinigten Staaten aus, um dort für seinen Schwager J. Eugene Robert in New York zu arbeiten, der Longines-Uhren importierte. Wittnauer hörte von Seiten der amerikanischen Einzelhändler immer wieder den Wunsch nach einer Uhrenkollektion, die günstiger als Longines, ansonsten aber den Longines-Uhren ähnlich wäre. Wittnauer entschied sich, eine eigene Uhrenmarke für den amerikanischen Markt zu gründen. Er kaufte in Genf eine Fabrik, in der seine Uhren montiert wurden. Schweizer Hersteller lieferten die Werke. Bis 1936 gehörte das Unternehmen der Familie Wittnauer; danach wurde es zu Longines-Wittnauer – ohnehin hatte Wittnauer neben seinen eigenen Produkten stets Longines-Uhren verkauft. Heute gehört Wittnauer zur Bulova Corp., die es im Jahr 2001 kaufte. Der Eigentümer von Bulova ist die Citizen Watch Co.
Die erste amerikanische Uhrenfirma
Der 1812 in Maine geborene Uhrmacher Aaron Dennison gründete zusammen mit Edward Howard die erste US-amerikanische Uhrenfirma. Die in Waltham, Massachusetts, gelegene Firma wurde nach einigen Umbenennungen unter dem Namen Waltham Watch Co. bekannt.
Dennison etablierte in seiner Fabrik ein System, das die Massenfertigung austauschbarer Teile ermöglichte. Grundlage hierfür war die Produktionsweise, die Eli Whitney für die Herstellung von Gewehren entwickelt hatte. Dieses System, das von anderen Uhrenfirmen aufgegriffen wurde, war die Ursache dafür, dass die amerikanische Uhrenindustrie während und nach dem amerikanischen Bürgerkrieg qualitativ hochwertige Uhren zu relativ günstigen Preisen anbieten konnte.
Die mechanisierte Massenproduktion gleichartiger Teile wurde als „American system of manufacturing“ bekannt.
Dennison selbst wird als Vater der amerikanischen Uhrenindustrie angesehen – zum einen, weil er die erste Firma gründete; zum anderen wegen seines Produktionssystems, das zum Rückgrat der Uhrenherstellung in den USA wurde. Bei der Weltausstellung, die im Jahr 1876 in Philadelphia stattfand, demonstrierte Waltham die neuartigen Fertigungsmethoden, was zu schockierten Reaktionen bei Schweizer Besuchern der Ausstellung führte. Die Uhrenschweiz begriff, dass auch sie sich industriellen Produktionsweisen öffnen musste, um nicht von der amerikanischen Konkurrenz überflügelt zu werden. Heute allerdings ist Waltham International SA ein Schweizer Unternehmen, das quarzgesteuerte und mechanische Uhren vor allem für den japanischen Markt herstellt. Die amerikanische Firma Waltham Aircraft Clock Co. fertigt bis heute Uhren für Flugzeuge.
Die „Spirit of America“
2008 brachte die Kobold Watch Co. in Pittsburgh die automatische Zwei-Zeiger-Uhr „Spirit of America“ heraus. Mit ihr feierte Kobold den zehnten Geburtstag der Marke. Firmeninhaber Michael Kobold lässt verlauten, dass 87 Prozent der Teile dieser Uhr in den Vereinigten Staaten hergestellt werden – ihr Gehäuse sogar zu 100 Prozent. Das Werk basiert auf einem alten deutschen Werk namens Forster 197. Die „Spirit of America“ von 2008 hatte eine Vorläuferin: eine limitierte „Spirit of America“ aus dem Jahr 2006, mit deren Erlös die Uhrenmarke Opfer der Terroranschläge vom 11. September 2001 unterstützte.
Der Uhrmacher Roland G. Murphy (geb. 1961), der bei der Wostep in der Schweiz ausgebildet wurde, präsentierte 1993 seine erste Uhr. Seine eigene Uhrenmarke RGM produziert ein breites Spektrum an mechanischen Uhren – von der einfachen Automatikuhr bis hin zur großen Komplikation.
Eines der Markenzeichen von Murphys Uhren sind die Guillochierungen, die er von Hand auf einer antiken Schweizer Maschine vornimmt.
Außerdem restauriert Murphy alte Uhren. Seine Firma hat ihren Sitz im Lancaster County in Pennsylvania.
Am 3. Januar 1957 stellte die Firma Hamilton bei einer Pressekonferenz in New York die erste batteriebetriebene Uhr der Welt vor: die „Hamilton Electric“. Damit hatte Hamilton den Wettlauf mit der Zeit gewonnen und die Firma Elgin geschlagen, die ebenfalls eine elektrische Uhr entwickelt, diese aber noch nicht auf den Markt gebracht hatte.
Hamiltons erste elektrische Uhr, ein Goldmodell, wurde für 175 US-Dollar angeboten. 1972 brachte Hamilton dann die erste elektronische Digitaluhr heraus: die „Pulsar“.
Die Firma hatte diese Uhr bereits zwei Jahre zuvor bei einer Pressekonferenz angekündigt, doch diese Ankündigung erwies sich als verfrüht: Das LED-Display verbrauchte viel zu viel Energie. Als die Pulsar schließlich in perfektionierter Form auf den Markt kam, wurde sie ein durchschlagender Erfolg.