Hanhart weiß, wie man bedeutende historische Designs erfolgreich in die Gegenwart transferiert. Neuestes Beispiel ist der Fliegerchronograph 417 ES, dessen Vorbild einst zu den Ausrüstungsgegenständen der noch jungen Bundeswehr gehörte.
Kannelierte Drehlünette mit roter Nullmarkierung, nachleuchtende Zeiger und Indizes, Bicompax-Zifferblatt mit Minutenzähler und kleiner Sekunde, Pilzdrücker und hochgewölbtes Deckglas – so sah das Hanhart-Modell 417 aus – und tut es heute wieder, denn der Chronographenspezialist aus dem Schwarzwald hat den ehemaligen Fliegerchronographen der Bundeswehr als attraktives Retromodell zurückgebracht.1938 hatte Hanhart seinen ersten Armbandchronographen namens 'Kaliber 40' auf den Markt gebracht. In ihm tickte das gleichnamige Manufakturkaliber, bei dem aufgrund seines einzelnen Drückers die Chronographenfunktionen Start, Stopp und Nullstellung stets aufeinander folgten. 1940 begann die Serienproduktion des Zweidrückerchronographen 'Kaliber 41', der durch seine ungleichen Abstände zwischen der Krone und den Drückern auffiel. Mit diesem Modell wurden Fliegeruhren zum Hauptprodukt von Hanhart. 1957 erschien schließlich das Kaliber 42 mit zusätzlicher Flyback-Funktion, die durch Betätigen des unteren Drückers ein direktes Neustarten des Chronographen aus dem Lauf heraus ermöglichte. Die Abstände zwischen den Drückern und der Krone waren hier gleich. Dieses Uhrwerk und die zugehörigen Fliegerchronographen namens 417 E (verchromtes Messing) und 417 ES (Edelstahl) baute Hanhart von 1957 bis 1962 für die im November 1955 gegründete Bundeswehr. Sie lieferten den heutigen Produktverantwortlichen die Inspiration für das Modell 417 ES.
Retrofliegeruhr mit neuem Uhrwerk
Die Neuauflage des ehemaligen Bundeswehrchronographen ist von 39 auf 42 Millimeter Durchmesser gewachsen, wobei die Höhe von gut 13 Millimetern für ein Modell mit Stoppfunktion durchaus im Rahmen bleibt. Das historische Manufakturkaliber hat die Uhr freilich eingebüßt – und damit auch die recht seltene Flyback-Funktion. Für Vortrieb sorgt stattdessen das neue Sellita-Großserienkaliber SW510 M, dessen Kürzel »M« für den manuellen Aufzug steht.
Es handelt sich um ein kostengünstig konstruiertes Chronographenkaliber mit Schwingtrieb statt der klassischen horizontalen Räderkupplung des Hanhart-Kalibers 42 sowie mit Nockenschaltung statt der hochwertigeren Schaltradsteuerung. Hanhart verbaut die Basisqualität 'Spécial' und verzichtet auf jegliche Verzierung, was jedoch hinter dem - historisch korrekten - geschlossenen Boden nicht weiter stört. Besonders erfreulich ist die Tatsache, dass Hanhart zugunsten des attraktiven historischen Designs sowohl auf den Stundenzähler als auch auf das Datum verzichtet, obwohl beides vom Uhrwerk vorgesehen wäre.
Gelungenes Design und gute Verarbeitung
Darüber hinaus gefallen der sehr attraktive Preis von 1.790 Euro und die rundum saubere Verarbeitung. Diese beginnt beim Zifferblatt mit seiner dezent beigefarbenen Leuchtmasse, setzt sich beim robusten Edelstahlgehäuse mit teils polierten, teils satinierten Oberflächen fort und endet in dem schönen, gewissenhaft verarbeiteten Kalbslederband. Letzteres besticht einerseits durch seine abnehmbare Manschette im "Bund"-Stil und andererseits durch sein komfortables Unterfutter aus Mikrofaser. Das Armband endet in einer Dornschließe, dieebenso das historische Hanhart-Logo trägt wie das Zifferblatt.
Außer der Gehäusegröße, dem Uhrwerk und dem Wechsel vom Kunststoff- zum Saphirglas hat Hanhart vor allem die Form des zentralen Stoppsekundenzeigers geändert. Er hat nun Blatt- statt Stabform und bietet so Platz für ein Leuchtmassefeld. Richtig schlüssig ist diese Abweichung vom Original allerdings nicht, denn ein verbreiterter Chronographenzeiger sorgt eher für Verwirrung, und zwar sowohl tagsüber als auch nachts, wenn er – zusammen mit den sich ähnelnden zentralen Stunden und Minutenzeigern – leuchtet. Bis auf dieses kleine Detail ist die 417 ES jedoch eine sehr gelungene Retrouhr und ein durch und durch nutzwertiger Alltagsbegleiter. ak