Nach Angaben des Schweizer Uhrenindustrieverbandes FH existieren mehr gefälschte Uhren als Originale. Jedes Jahr werden mehrere zehn Millionen gefälschte Uhren angeboten, während die Schweizer Uhrenindustrie rund 30 Millionen Uhren produziert. Darunter sind bekannte Modelle sämtlicher Marken zu finden. Uhren zählen zu den am häufigsten gefälschten Produkten. In den letzten Jahren ist zu beobachten, dass sich der Verkauf von Replica-Uhren aus Internetseiten in die sozialen Medien wie Facebook, Youtube oder Instagram verlagert. So wird es immer schwieriger, den Fälschern auf die Schliche zu kommen. Eine eigens eingerichtete Abteilung des Schweizer Uhrenindustrieverbandes beschäftigt sich täglich mit dem Aufspüren solcher Internet-Angebote, veranlasst deren Schließung und vernichtet gefälschte Uhren. Oft ist den Käufern von Uhren jedoch nicht bewusst, dass sie eine gefälschte Uhr kaufen, da die Fälschungen immer professioneller werden.
In diesem Artikel aus meinem Blog Fratellowatches möchte ich Ihnen fünf Tipps für den Uhrenkauf geben: Diese sollen Ihnen helfen, echte Uhren von Replica (manchmal auch „Replika" geschrieben) zu unterscheiden.Inhalt:
- Tipp 1: Nicht vom Impuls mitreißen lassen
- Tipp 2: Kein Fachhändler? Angebot genau prüfen
- Tipp 3: Marken- und Modellhistorie recherchieren
- Tipp 4: Kontakt zum Hersteller suchen
- Tipp 5: Sammler-Wissen nutzen
Tipp für den Uhrenkauf #1: Nicht vom Impuls mitreißen lassen
Allerdings war der Betrag nicht niedrig genug, um ihn als „zu schön, um wahr zu sein” zu bezeichnen. Als das Armband bei mir ankam, fiel mir sehr schnell auf, dass es sich um eine Fälschung (oder sogenannte Replik) handelte. Wäre ich mit meiner Kaufentscheidung nicht so vorschnell gewesen und hätte ich das Angebot vorher besser geprüft, dann wäre mir aufgefallen, dass die Clasp Codes falsch und die Referenznummer an der verkehrten Stelle graviert sind. Von einem echten Oyster-Armband für meine Datejust war also keine Rede mehr. Mit diesem Kauf zahlte ich mein Lehrgeld. Seitdem tätige ich keine Impulskäufe mehr, wenn ich mir nicht absolut sicher bin, dass alles in Ordnung ist.In diesem Artikel möchte ich mich mit dem Kauf von Replica-Uhren - oder sogar schlimmer - sogenannten Frankenwatches, also Uhren, die aus verschiedensten Teilen zusammgengebaut werden, auseinandersetzen. Am Kauf von billigen Fälschungen sind Menschen interessiert, die sehr gern zum Beispiel eine Rolex oder Breitling besitzen würden, aber nur über ein begrenztes Budget von 100 Euro oder weniger verfügen.Replica-Uhren sind nicht gleich Replica-Uhren
Ihnen ist vollkommen bewusst, dass sie Plagiate kaufen, und sie haben auch nicht die Absicht, ein Original zu erwerben. Denn die gefälschten Luxusuhren passen wahrscheinlich auch hervorragend zur nachgemachten Louis-Vuitton-Tasche und dem imitierten Hermès-Gürtel. Aber widmen wir uns dieser Kategorie nicht weiter. Denn: „Fake watches are for fake people” – und wer Wert auf eine gute Qualität der Materialien und Design legt, kauft keine Replica.
Zunächst muss ich jedoch zwischen Replica-Uhren und Frankenwatches unterscheiden. Replica-Uhren sind vollständige Fälschungen. Nichts an ihnen ist echt. Ein Beispiel dafür ist die gefälschte Daytona, die in "Kill Bill II" ihren Auftritt hat. Sie ist als Fälschung klar am Zifferblatt, genauer gesagt an den Chronographen-Totalisatoren, zu erkennen. Doch Vorsicht – heutzutage sind einige Replica kaum noch vom Original zu unterscheiden. Denn auch diese Modelle sind aus brauchbarem Edelstahl gefertigt, die meisten Details stimmen und vielleicht werden sie sogar noch mit gefälschten Papieren und in einer nachgemachten Box verkauft.
Tipp für den Uhrenkauf #2: Kein Fachhändler? Angebot genau prüfen
Seien Sie also beim Kauf einer mechanischen Armbanduhr, die Sie nicht beim autorisierten Fachhändler erwerben, besonders vorsichtig. Zwei Aspekte können jedoch einen Hinweis darauf geben, ob es sich um eine Fälschung handelt:So erkennen Sie eine Replica-Uhr:
1.: Der Preis: Wenn der Preis zu schön ist, um wahr zu sein, sollten Sie die Finger von der Uhr lassen.2.: Das Uhrwerk: Vergewissern Sie sich, ob in der Uhr ein Originalwerk verbaut ist und prüfen Sie die Details der Uhr, um ganz sicherzugehen. Am Besten nehmen Sie zum Kauf eine ähnliche Uhr mit, von der Sie wissen, dass sie echt ist.
Frankenwatches sind wiederum eine andere, meiner Meinung nach sogar noch gefährlichere Angelegenheit. Eine Frankenwatch ist eine Uhr, deren Bestandteile fast alle Originale sind.
Der Unterschied zwischen Replica-Uhren und Frankenwatches
Jedoch gehören die Einzelteile, aus denen die Uhr zusammengesetzt ist, nicht zusammen – weil sie entweder vom Herstellungszeitpunkt nicht zusammenpassen oder ursprünglich gar nicht in dem Modell verbaut wurden. Eine Rolex Submariner aus dem Jahr 1965 wird zum Beispiel zur Frankenwatch mit dem Uhrwerk einer später produzierten Rolex, das nicht einmal das einer Submariner sein muss. Fügt der Besitzer noch ein nicht zum Original zugehöriges Armband, eine Lünette von einem späteren Modell und ein Ersatzplexiglas hinzu, ergibt das eine Frankenwatch. Von der ursprünglichen Submariner ist nun nur noch das Gehäuse an sich übrig. Und genau dieser Mix macht es oft so schwer, eine echte Vintage-Uhr von einer Frankenwatch zu unterscheiden.nach obenInhalt:- Tipp 1: Nicht vom Impuls mitreißen lassen
- Tipp 2: Kein Fachhändler? Angebot genau prüfen
- Tipp 3: Marken- und Modellhistorie recherchieren
- Tipp 4: Kontakt zum Hersteller suchen
- Tipp 5: Sammler-Wissen nutzen
Tipp für den Uhrenkauf #3: Marken- und Modellhistorie recherchieren
In beiden Fällen ist Wissen der Schlüssel zur richtigen Kaufentscheidung. Um den Kauf einer Replica zu vermeiden, sollten Sie sich ausreichend über die in Frage kommenden Modelle und deren Historie informieren. Der Wissensstand hängt natürlich vom Dokumentationsgrad über eine Marke oder eine spezifische Uhr ab. Zu zahlreichen Uhren und Marken gibt es großartige Bücher, etwa über die Rolex GMT Master, die Omega Speedmaster ("Moonwatch Only") oder die Uhren der Schweizer Marke Longines ("Longines Watches"), die Sie zu regelrechten Experten auf diesem Gebiet machen. Die Bücher sind zwar nicht günstig, können aber vor einem teuren Fehlkauf bewahren.
Die einfachste Methode ist aber der Gang zu einem autorisierten Fachhändler und der Kauf einer neuen Uhr. Das löst jedoch nicht die Probleme auf dem Markt für Gebraucht- und Vintage-Uhren. Die Nachfrage nach einigen nicht mehr produzierten Modellen und Vintage-Uhren ist so stark, dass die Preise dementsprechend hoch sind und dieser Umstand ruft wiederum Kriminelle auf den Plan, die spezialisiert auf die Herstellung einer Kopie sind, und mit dem Betrug an leidenschaftlichen Sammlern und Käufern ein Vermögen verdienen wollen.Hier haben wir Sie 5 Tipps zum Kauf von Vintage-Uhren zusammengestellt.
Tipp für den Uhrenkauf #4: Kontakt zum Hersteller suchen
Viele Uhrenmarken behaupten auch immer wieder, dass das Internet und Onlineshops ein schlechter Ort für den Uhrenkauf sei. Die Ansicht vertreten insbesondere Marken, die im Bezug auf das Online-Geschäft keine klare Strategie verfolgen und somit der Diskussion leicht aus dem Weg gehen. Wir wissen es selbstverständlich besser. Denn zahlreiche Marken helfen auch gerne weiter, wenn Sie etwas über eine nicht mehr hergestellte Uhr oder sogar eine Vintage-Uhr wissen wollen. Sie informieren darüber, ob die Teile original sind, geben Auskunft über die Herkunft der Uhr, und manchmal bieten die Hersteller sogar eine Überprüfung der Uhr und ihrer Qualität an. Letzteres bedeutet aber, dass Sie die Uhr bereits gekauft haben. Wenn sehr viel Geld im Spiel ist, erklärt sich ein Verkäufer vielleicht damit einverstanden, die Uhr bei einer Marke oder dem Service-Zentrum einer Marke auf Echtheit prüfen zu lassen. Für den Sänger John Mayer kommt diese Option leider zu spät, denn so fand er heraus, dass einige seiner Uhren Replica sind.
Egal, ob Sie sich das Uhrenwissen selbst aneignen oder auf das Wissen anderer Sammler zurückgreifen, so sind Sie bestens gewappnet, keine Replica zu kaufen. Diese Regel gilt selbstverständlich nicht nur für den Online-Kauf, sondern auch für Gebraucht- und Vintage-Uhren, die von traditionellen Ladengeschäften und auf Auktionen (ja, selbst Frankenwatches und Replica werden dort ab und an versteigert) verkauft werden.