Die meisten mechanischen Uhren besitzen heute einen Glasboden, damit der Träger das Werk betrachten kann. Doch wenn man die Uhr am Arm trägt, kann man normalerweise nicht erkennen, was im Inneren werkelt. Bei Arnold & Son, der Schweizer Marke mit englischen Wurzeln, ist das anders: Die meisten Modelle zeigen ihre Mechanik ganz offensichtlich. Aber die Marke hat nicht etwa einfach das Zifferblatt weggelassen oder bestehende Werke skelettiert. Schon bei der Planung eines neuen Kalibers erfolgt die Aufteilung der Brücken und Kloben nach ästhetischen Gesichtspunkten. Oft spielt die Symmetrie eine wichtige Rolle. Die Skelettierung erfolgt nicht mehr wie in der traditionellen Uhrmacherei nachträglich von Hand mit Säge und Feile, sondern alle Teile werden am Computer schon als durchbrochene Struktur entworfen und dann von Fräsmaschinen so hergestellt. Erst in einem späteren Schritt folgt die Veredelung von Hand mit polierten Kanten und Zierschliffen.
Offenherzige Uhr #1 von Arnold & Son: Nebula
Ein gutes Beispiel für eine offenherzige Uhr ist die Arnold & Son Nebula, die 2016 vorgestellt wurde. Ein schmaler Zifferblattring und das dreidimensionale, offen gearbeitete Werk ermöglichen Einblick in die Mechanik. Die sechs außen befestigten Kloben halten die Werkteile und sind symmetrisch angeordnet. Das gilt auch für die zwei Federhäuser in der oberen Hälfte sowie die Unruh und die kleine Sekunde in der unteren Hälfte. Sie versorgen die Uhr mit Energie für 90 Stunden. Zu den Verzierungen gehören anglierte und polierte Kanten, ein Streifenschliff sowie Goldchatons auf der Rückseite. Einige Teile des Handaufzugskalibers A&S 5101 hat Arnold & Son geschwärzt. Geschützt wird das Manufakturkaliber von einem 41,5 Millimeter großen Rotgoldgehäuse. An einem Alligatorlederband kostet die Skelettuhr 27.500 Euro.
Offenherzige Uhr #2 von Arnold & Son: Time Pyramid
Auch beim Modell Time Pyramid hat sich Arnold & Son einen ungewöhnlichen Werkaufbau ausgedacht. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als würden Räder und Unruh frei zwischen den beiden Saphirgläsern schweben. Der Eindruck entsteht durch einige nur einseitig gelagerte Räder und den ungewöhnlichen Werkaufbau mit dem äußeren Ring als Platine und den Zifferblattringen als tragenden Brücken. Vorbild waren Regulatoruhren aus dem 18. Jahrhundert von John und Roger Arnold sowie historische pyramidenförmige Standuhren aus England. Die Unruh der neuen Time Pyramid befindet sich bei der Zwölf, in einer Linie darunter folgen Anker, Ankerrad, Sekundenrad mit Sekundenzeiger, Kleinbodenrad und Minutenrad mit Minutenzeiger. Die strenge Symmetrie setzt sich unten in zwei Federhäusern fort; beide besitzen eine eigene Gangreserveanzeige. Wie bei einer Pyramide nimmt auch die Dicke des Werkes von oben nach unten zu. Insgesamt bleibt das hauseigene Handaufzugskaliber A&S1615 mit 4,4 Millimetern aber überraschend flach. Die Time Pyramid gibt es im 44,6 Millimeter großen Gehäuse aus Stahl oder Rotgold. In Stahl kostet die Uhr 31.000 Euro und in Rotgold 41.500 Euro.
Offenherzige Uhr #3 von Arnold & Son: Instrument DSTB
Die Arnold & Son Instrument DSTB geht einen etwas anderen Weg. Auch hier gibt es Mechanik zu sehen, allerdings konzentriert sie sich auf einen ausgewählten Teil. Der Name steht für Dial Side True Beat Seconds; damit ist die Komplikation einer springenden Sekunde gemeint, die auf dem Zifferblatt sichtbar wird. Sie sorgt dafür, dass der Sekundenzeiger nicht mehrere kleine Schritte in der Sekunde macht, sondern pro Sekunde einmal springt. Der Mechanismus, der sich ästhetisch über das Zifferblatt erhebt, erinnert mit seinem Anker für die springende Sekunde in Form eines Schiffsankers an die Deckschronometer des englischen Uhrmachers John Arnold. Der Saphirring für die Sekunde erlaubt, die Kloben im Stil historischer Werke zu betrachten. Das Manufakturkaliber A&S6003 mit automatischem Aufzug besteht aus 229 Teilen und besitzt von Hand anglierte Kanten. Von der DSTB mit 43,5-Millimeter-Stahlgehäuse baut Arnold 250 Exemplare, die für je 31.000 Euro erhältlich sind. jk