Patek Philippe stellt einen Chronographen vor, der Zehntelsekundenbruchteile messen kann. Dafür hat die Genfer Manufaktur ein neues Chronographenkaliber mit Handaufzug entwickelt, das die Präzision während der gesamten Zeitmessung gleichbleibend beibehält: das Kaliber CH 29-535 PS 1/10. Als Basis für das neue Werk griffen die Entwickler auf das 2009 eingeführte Kaliber CH 29-535 PS und seine Variante CHR 29-535 PS (das R steht für Rattrapante) mit Schleppzeiger zurück. Beide verfügen über Schaltradsteuerung und eine horizontale Räderkupplung.
Als erstes fällt beim neuen Zehntelsekunden-Monopusher-Chronograph Ref. 5470P dessen coole Optik auf. Sie ergibt sich zum einen aus der Farbwahl: dem dunkelblauen Zifferblatt mit den roten Akzenten und dem farblich dazu passenden blauen Band mit roten Nähten, zum anderen aus dem raffiniert gestalteten 41-Millimeter-Platingehäuse mit konkav geformter Lünette und vertieften, satinierten Gehäuseflanken. Obwohl sich im Innern ein äußerst komplizierter Mechanismus mit 396 Einzelteilen befindet, der laut Patek Philippe einem Tourbillon, einer Minutenrepetition oder einem Schleppzeigerchronographen in nichts nachsteht, baut die Uhr nur 13,68 Millimeter hoch und hat so gute Proportionen. Der zweite Blick gilt dem Geschehen auf dem Zifferblatt: Aus seinem Zentrum kommen nicht nur die Zeiger für Stunden und Minuten, sondern auch zwei Chronographenzeiger. Insofern erinnert die Uhr an einen Chronograph-Rattrapante. Hier aber misst der rhodinierte Zeiger ganz klassisch die verstrichenen Sekunden, während der rot lackierte Zeiger aus dem von Patek Philippe patentierten, leichten Siliziumderivat Silinvar für die Zehntelsekunden zuständig ist. Letzterer umrundet das Zifferblatt in nur 12 Sekunden. Sein Weg zwischen zwei roten Markierungen auf der außen umlaufenden Schienenskala dauert also genau eine Sekunde. Um die Uhr abzulesen, zählt man zu den vollen Sekunden, auf die der rhodinierte Zeiger verweist, die Zahl der Teilchenstriche dazu, die der rote Zeiger zwischen zwei roten Markierungen passiert hat. Dabei spielt es keine Rolle, um welche der zwölf roten Markierungen es sich handelt.
Damit die Messung von Zehntelsekunden möglich ist, hat Patek Philippe die Frequenz des Kalibers von 4 auf 5 Hertz erhöht. So wird die Sekunde in zehn Teile aufgeteilt, der rhodinierte Chronographenzeiger macht - wie die kleine Sekunde bei 9 Uhr - zehn Schritte pro Sekunde. Das gibt es bei Patek Philippe zum ersten Mal. Der rote Zeiger wird von einem eigenen Mechanismus angetrieben. Dieser erhält seine Energie über ein Mitnehmerrad vom Sekundenrad des Basiskalibers. In Wirklichkeit besteht das Mitnehmerrad aus zwei Rädern: das obere mit flexiblen, das untere mit starren Speichen. So wird verhindert, dass der Zehntelsekundenzeiger trotz seiner hohen Geschwindigkeit vibriert oder gar hüpft. Startet man den Chronographen, greift das Zehntelsekunden-Antriebsrad (das sich einmal in der Minute dreht) in das Zehntelsekundentrieb, das sich in 12 Sekunden um die eigene Achse dreht. Um diese fünffache Beschleunigung zu erreichen, besitzt das Zehntelsekundentrieb eine Mikroverzahnung: Auf einem Triebdurchmesser von 1,469 Millimetern sind 136 Zähne mit einer Zahnhöhe von 30 µm untergebracht. Dank einer Vorspannkraft, die das Kupplungsrad auf das Trieb ausübt, findet kein unerwünschtes Zahnspiel statt.
Da die Integration eines zweiten Chronographenmechanismus mehr Energie erfordert, hat Patek Philippe auch das Federhaus überarbeitet: Der Durchmesser der Federhauswelle wurde reduziert und die Anzahl der Zugfederumdrehungen vergrößert. Beim Hemm- und Schwingsystem schließlich griffen die Techniker auf das 2011 vorgestellte "Oscillomax"-Ensemble zurück, das auf der Siliziumtechnologie basiert. Es besteht aus der Gyromax-Unruh aus Silinvar (durch Oxidation veredeltes Silizium) mit Echtgold-Einlagen samt Spiromax-Spirale mit patentierter Endkurve sowie Pulsomax-Hemmung mit Anker und Ankerrad aus Silinvar. All diese Bestandteile wurden seit 2005 von der Abteilung Patek Philippe Advanced Research entwickelt. Silinvar ist leicht, robust und antimagnetisch. Es hat nicht nur bei der Stoßempfindlichkeit Vorteile, sondern eignet sich besonders dazu, eine hohe Ganggenauigkeit zu erreichen, wie sie das hauseigene Patek Philippe Siegel mit einer maximalen Abweichung von zwischen -3 und +2 Sekunden pro Tag erfordert.
Auch die Stoßsicherung hat Patek Philippe optimiert, damit die Uhr robust genug ist, um täglich getragen zu werden. So bleibt die Kupplungswippe bei eingeschaltetem Chronographen sicher fixiert, sodass die laufende Kurzzeitmessung nicht durch Stöße gestört werden kann. Auf diese sowie weitere Innovationen hat Patek Philippe sieben neue Patente beantragt; insgesamt vereint die Uhr 31 von Patek Philippe patentierte Erfindungen. Bedient wird der Zehntelsekundenchronograph schließlich durch einen einzigen Drücker bei zwei Uhr: Er sorgt dafür, dass Start, Stopp und Nullstellung immer hintereinander ablaufen. Zeitintervalle bis zu 30 Minuten können erfasst werden, man liest sie auf dem Hilfszifferblatt bei 3 Uhr ab. Interessant sind aber in erster Linie die Zehntelsekunden. denn sie stehen für die Innovationskraft und die technische Raffinesse in allen Details, die Patek Philippe mit dieser Uhr wieder einmal an den Tag legt. Die Referenz 5470P wird nur in geringen Stückzahlen gebaut; der Preis liegt bei knapp 400.000 Euro. buc