Uhrengehäuse gibt es heutzutage in vielen verschiedenen Materialien. Zu den immer noch relativ neuen Werkstoffen gehört Titan: Das Metall mit der Ordnungszahl 22 im Periodensystem der Elemente kommt seit den frühen 1980er-Jahren zum Einsatz. Doch der einstige Exot hat sich dank unnachahmlicher Eigenschaften einen Platz am Handgelenk erobert.
Wo andere Werkstoffe versagen, bietet Titan die Lösung: Wenn etwas belastbar, extrem widerstandsfähig und doch leicht sein soll, ist Titan die richtige Wahl. Es ist (fast) halb so schwer wie Stahl, aber mindestens so fest. Es ist amagnetisch, korrosionsbeständig und antiallergisch, kurz – ein perfekt geeignetes Material für Uhrengehäuse.
Angenehme Optik und Haptik
Sowohl optisch wie haptisch hat Titan seine Vorzüge: So besitzt das Metall einen dunklen, technisch wirkenden, grausilbernen Schimmer, der es leicht erkennbar macht. Darüber hinaus ist es ein Armschmeichler: Titan nimmt schnell die Körperwärme an. Daraus ergibt sich ein hoher Tragekomfort; vor allem, wenn man sich im Kalten befindet.
Überhaupt verträgt sich das antiallergische Material gut mit dem menschlichen Körper. In der Medizin wird es für Implantate verwendet. Bei Uhren aus Bronze, das allergische Reaktionen auf der Haut auslösen kann, sind die Böden meist aus Titan gefertigt.
Vorkommen und Gewinnung
Titan ist das neunthäufigste Element in der kontinentalen Erdkruste. Trotzdem macht es nur 0,565 Prozent aus. Titan hat seinen Schmelzpunkt bei 1.677 Grad und kommt in der Natur in zahlreichen Mineralien – zum Beispiel Ilmenit und Rutil – und Gesteinen vor, ist aber meist nur in geringen Mengen enthalten. Große Lagerstätten von Ilmenit-haltigem Gestein existieren vor allem in Skandinavien, Südafrika und Kanada. In anderen Gebieten der Erde, zum Beispiel Florida, Indien, Brasilien, Argentinien und vor allem in Westaustralien, wird Ilmenit zusammen mit Rutil aus Mineralsanden gewonnen. Ob Gewinnung aus Erz oder Aufarbeitung von Sanden – die Erzeugung von Titan ist sehr energieaufwändig und damit teuer.
Am Ende dieses Prozesses steht ein Material, welches man grob in zwei Kategorien unterteilen kann: Reintitan und Titanlegierungen. Reintitan besteht aus rund 99 Prozent Titan. Titanlegierungen sind hingegen zwei bis 20 Prozent andere Elemente wie Aluminium, Zinn oder Chrom beigemischt, um bestimmte gewünschte Eigenschaften zu erhalten. Dem Metall Titan bescheren seine vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten eine rasante Karriere. Zwar wurde es schon vor mehr als 200 Jahren entdeckt, die Herstellung von reinem Titan gelang jedoch erst 1910. Im industriellen Maßstab wird Titan sogar erst seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs produziert.
Titan Grade 5
Die am häufigsten verwendete Titanlegierung, auch für Uhrengehäuse, ist Titan Grade 5 – mit 6% Aluminium und 4% Vanadium. Grade 1 bis 4 bezeichnet Reintitan (in verschiedenen Reinheitsgraden). "Grade" ist englisch und mit "Klasse", nicht mit "Grad" zu übersetzen.Porsche Design und IWC: Vorreiter bei Titanuhren
1981 präsentierte IWC – damals noch Lizenznehmer der Marke Porsche Design – den Titan-Chronographen Porsche Design mit Gehäuse, Drückern und Armband aus Titan. Heute verwendet Porsche Design ausschließlich Titan für seine Armbanduhrengehäuse. Viele sind schwarz titankarbidbeschichtet.
Das Metall stellte das Schaffhauser Unternehmen damals allerdings auf eine schwere Probe. Denn Titan ist zäh und schwierig zu bearbeiten. Nach jedem Arbeitsgang muss es weichgeglüht oder abgekühlt werden. Bei der Verarbeitung von Titan entsteht zudem mehr Ausschuss als bei anderen Metallen. Auch das Polieren ist schwierig, da Titan sehr weich ist. Doch die Mühe lohnt: Der eigenständige Charakter des Metalls bringt auch heute frischen Wind in sportliche und maskuline Uhrenkollektionen.
Hier finden Sie acht coole aktuelle Titan-Uhren.
Hier geht's zum Teil 1 der Serie Uhrengehäuse: Edelstahl-Uhren.
Hier geht's zum Teil 2 der Serie Uhrengehäuse: Keramik-Uhren.
Dieser Beitrag stammt aus dem UHREN-MAGAZIN Extra Wissen 2015, das am 14. November 2014 erschienen ist.
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