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Hands-On: Breitling Chronomat B01 42 in Titan

Im Sommer 2024 steht bei Breitling die Chronomat im Mittelpunkt. Von den neuen Modellen haben wir uns das spannendste zum Hands-On ausgesucht: die Chronomat B01 42 in Titan.
Breitling Chronomat B01 42 Titan liegend
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WatchTime

Breitling hat im Juni eine ganze Reihe neuer Chronomat-Modelle vorgestellt. Fast ein bisschen untergegangen ist in der Kommunikation um neue Farben, Bänder und die Sondermodelle um Basketballstar Giannis Antetokounmpo die Chronomat B01 42 in Titan. Schon ein paar Wochen zuvor hatte ich die Uhr eher zufällig auf der Breitling-Website entdeckt, lange bevor Breitling die üblichen offiziellen Presseinformationen verschickt hatte. Ein spannendes Material, eine attraktive Farbkombination mit viel Grau und einem bhelllauen Sekundenzähler: Die Uhr gefiel mir auf Anhieb, und so bestellte ich sie zum Hands-On.

Breitling Chronomat B01 42 Titan liegend

Breitling Chronomat B01 42 Titan

© Breitling

Keine Breitling ohne Geschichte

Es ist kein Zufall, dass Breitling gerade 2024 neue Chronomat-Modelle herausbringt. Immerhin jährt sich die Einführung der Chronomat, wie wir sie kennen, in diesem Jahr zum 40. Mal. Die aktuellen Modelle sind im Design stark angelehnt an die Chronomat von 1984, die der damalige Breitling-Inhaber Ernest Schneider als neues Serienmodell einführte.

Für den heutigen Breitling-CEO Georges Kern, der die Marke seit 2017 führt, ist Geschichte wichtig. Immer wieder wirft Kern mit seinem Team tiefe Blicke in die Unternehmenshistorie und findet dort ausdrucksstarke Uhren, deren Essenz er herausfiltert und sie mit Produkteigenschaften verknüpft, die man von heutigen Uhren erwartet. So entstehen Zeitmesser mit Geschichte, die gar nicht so historisch aussehen, uns aber dennoch – oder gerade deswegen – begeistern.

Die Chronomat hat eine starke Historie. Ihr Name geht zurück auf ein Modell von 1941, das im Folgejahr auf den Markt kam. Es war ein Chronograph mit einer Rechenschieberlünette, Breitlings erster dieser Art, sozusagen der Vater der Navitimer, die erst 1952 debütierte. Mit der heutigen Chronomat hat der Chronograph von damals nur den Namen gemein. Er war noch nicht einmal eine spezifische Fliegeruhr, sondern richtete sich an Ausübende verschiedener Berufe. Breitling bewarb ihn in einer zeitgenössischen Anzeige vor einem Hintergrund mit Millimeterpapier und Schieblehre. Der Name war übrigens eine Verbindung aus Chronograph und Mathematik, nicht von Chronograph und Automatik: Automatikchronographen gab es ja noch nicht, und als Breitling 1969 seinen ersten präsentierte, hieß dieser "Chrono-Matic".

Breitling Chronomat von 1941

Mit Rechenschieberlünette: Breitling Chronomat von 1941

© Breitling

Ernest Schneider und die Frecce Tricolori

In den 1970er Jahren machten die präzisen und preiswerten Quarzuhren aus Japan auch Breitling zu schaffen. Willy Breitling verkaufte das Familienunternehmen 1979 an Ernest Schneider, Inhaber der Uhrenfabrik Sicura in Grenchen und begeisterter Sportpilot. Mit Schneider begann das zweite Kapitel der Chronomat. Als passionierter Flieger machte er aus Breitling eine reine Fliegeruhrenmarke. Dazu reichte ihm die bei Piloten beliebte Linie Navitimer nicht aus. 1983 wandte er sich an die italienische Kunstflugstaffel Frecce Tricolori mit der Bitte, ihm zu sagen, wie der für sie ideale Chronograph aussehen wollte. Die Antworten fielen unterschiedlich aus, aber Schneider nutze sie alle, um seinem neuen Fliegerchronographen die passenden Eigenschaften mitzugeben. Die Uhr erhielt (von der Seite betrachtet) gerade Bandanstöße, damit sie besser über dem Flieger-Overall getragen werden konnte. Die Krone wurde groß und griffig konstruiert, um auch mit Handschuhen bedient werden zu können. Und da sich manche Piloten eine Countdownfunktion auf der Lünette wünschten, griff Schneider zu einem Trick: Er konstruierte die vier Lünettenreiter so, dass sie auf- und abschraubbar waren, sodass man 15 und 45 vertauschen konnte. Nicht zuletzt wurde das Saphirglas verstärkt und seine Wölbung optimiert.

Breitling Chronomat von 1984

Breitling Chronomat von 1984

© Breitling

1983 brachte Schneider die neue Uhr als offiziellen Zeitmesser für die Frecce Tricolori heraus, und ein Jahr später, zum 100. Geburtstag der Marke, folgte das zivile, für jeden kaufbare Modell. Beim Werk setzte Schneider in Gestalt des Valjoux 7750 auf Automatik. Das war damals eine mutige Entscheidung, denn in den Achtzigern regierte noch überall die Quarzuhr das Geschehen. Neben den noch immer verbreiteten japanischen Digitaluhren hatte soeben die junge, coole Schweizer Swatch ihren Siegeszug begonnen. Insofern wurde der Name Chronomat jetzt als Verbindung aus Chronograph und Automatic verstanden. Erst in den Neunzigern führte die Leidenschaft vieler Sammler, vor allem aus Italien, später auch aus Deutschland, Japan und den USA, dazu, dass sich die mechanische Uhr langsam gegen die nun als "seelenlos" empfundene Quarzuhr durchsetzte.

2020: Back to the Roots

Im Laufe der neunziger und nuller Jahre wurde die Chronomat, zumindest in Deutschland, zeitweise zum Bestseller Breitlings und stellte damit sogar die Navitimer in ihren Schatten. Mit den Jahren wurde sie immer weiter verändert, bis sie mit dem Urmodell nicht mehr viel gemein hatte. Zugleich gab es im Breitling-Katalog mit Avenger, Super Avenger und Colt eine Reihe von Modellen, die ähnlich aussahen, ganz zu schweigen von zwischenzeitlichen Produkten wie Crosswind, Headwind, Cockpit oder Blackbird, die zur gleichen Großfamilie gehörten.

Breitling Chronomat 41 Stahl von 2012

Breitling Chronomat 41 in Edelstahl, um 2012

© Breitling

Georges Kern brachte 2020 die Chronomat zurück und führte sie in der Gestaltung zurück zu den Schneider'schen Wurzeln. Bei der neuen Chronomat findet man wieder viele Details von 1983/84. Das augenfälligste ist das Rouleaux-Band, aber es gibt noch mehr. Schauen wir uns die Uhr im Detail an.

Das Design: nicht markant, aber schön

Der erste Eindruck am Handgelenk ist der der – im besten Wortsinn – gefälligen Optik. Das ist typisch für die Breitling-Uhren unter Georges Kerns Ägide: Die Uhren sind schön. Vergleicht man die heutige Chronomat mit dem letzten Vor-Kern-Modell von 2017, so wirkt die damalige groß und kräftig, kantig und fast grobschlächtig. Allerdings hatte sie nichts Historisierendes: Sie hatte sich über die Jahre zu einem eigenständigen, sehr markanten Chronographen entwickelt – ein Design, das vielleicht selbst zu einem späteren Zeitpunkt mal wieder zitiert werden wird, wer weiß. Demgegenüber orientiert sich die Neue bewusst an Ernest Schneiders Frecce-Tricolori-Uhr: Die Bandanstöße gehen in einer organisch sich verjüngenden Linie ins Band über, der Kronenschutz ist nicht mehr so extravagant geformt, und die eckigen Ziffern auf der Lünette wurden ersetzt durch feinere, die sich dazu nur noch auf den drei Reitern für 15, 30 und 45 Minuten finden.

Breitling Chronomat B01 42 Titan Soldat

Breitling Chronomat B01 42 Titan

© Breitling

Drei typische Elemente

Die Reiter selbst sind bei weitem nicht mehr so eckig und scharfkantig wir in den Achtzigern – die heutige Chronomat kann man problemlos auch mit einem Pullover tragen, ohne dass der gleich Fäden zieht. Die Reiter mit den Zahlen 15 und 45 lassen sich abschrauben und vertauschen, sodass man sich eine Countdown-Lünette basteln kann. Auch bei den anderen zehn 5-Minuten-Markern sind Schrauben am Lünettenrand angebracht, genau wie beim Modell von 1984, aber so flach und unauffällig, dass sie die eher glatte Gesamtoptik nicht stören.

Das zweite Element nach den Reitern, das die Historie fortführt, ist die verschraubte Krone. Groß und rund, griffig und kanneliert, ist sie im Grunde über die Jahre gleich geblieben, ein verbindendes Element zwischen den Generationen. Die ovalen, nach vorn schmaler werdenden Drücker sind dagegen neu. Sie lassen sich gut bedienen und nehmen sich optisch zurück, sodass die Krone der Blickfang am rechten Gehäuserand bleibt; eine Lösung, die gut zur Gesamtgestaltung der Uhr passt.

Das dritte und sicher stärkste Designelement der Chronomat ist das Rouleaux-Band. Es bestimmt das historisierende Design, leitet es sich doch direkt ab vom 1983er Modell für die Frecce Tricolori. Das Rouleaux-Band ist gut verarbeitet. Die einzelnen Lamellen (Bandglieder) sind satiniert, an ihren Außenkanten aber poliert, wie auch die Verbindungsglieder auf jeder zweiten Lamelle poliert sind. Das Zusammenspiel aus matt und glänzend lässt die Uhr hochwertig wirken und findet sich auch beim Gehäuse, das am oberen und unteren Rand je eine polierte Fase aufweist, während es sonst satiniert ist. Das Rouleaux-Band spielt für das Design der Chronomat eine so wichtige Rolle, dass selbst das Kautschukband, das man alternativ zum Titanband erhalten kann, in Rouleaux-Optik gestaltet ist. Die Schmetterlingsfaltschließe ist dank der Drücker leicht zu bedienen, zumal es egal ist, welche Seite man zuerst schließt.

Breitling Chronomat B01 42 Titan Seite und Rouleaux-Band

Von der Seite sieht man die gerade Form der Bandanstöße, die Lünettenschrauben und die ovalen Drücker.

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Angenehmes Titan

Was den Tragekomfort angeht, ist Titan ein sehr angenehmes Material. Es ist hautfreundlich und vor allem leicht. Das macht sich bemerkbar, wenn man die Uhr mit Titanband trägt: Sie ist deutlich leichter als eine stählerne Chronomat. Auf unserer Waage erreichte sie mit Rouleauxband 132 Gramm (komischerweise gibt Breitling auf seiner Website 151 Gramm an), während die Stahluhr mit Stahlband fast 200 Gramm wiegt. Breitling verwendete schon früh Titan: 1985, nur ein Jahr nach der (aus Edelstahl gefertigten) Chronomat brachte die Marke eine Aerospace in diesem Material auf den Markt. Nicht zuletzt ist der gräuliche Schimmer von Titan etwas Besonderes. Bei unserem Modell unterstreicht Breitling diesen Farbton durch die Wahl eines strichmattierten grauen Zifferblatts. Es ist aufgeräumt und besser proportioniert als das der 1984er Chronomat. Nicht nur, weil die Totalisatoren größer sind und das Zifferblatt besser ausfüllen, sondern auch, weil das Manufakturkaliber B01 die symmetrische "Tricompax"-Anordnung erlaubt. Die Tachymeterskala fügt sich gut ein und lenkt den Blick nicht von den wesentlicheren Anzeigen ab, noch zurückgenommener ist die Breitling-typische 100er-Skala, die sich im hellen Blau des Sekundenzählers ganz unscheinbar auf dem Rehaut befindet. Die aufgesetzten Indexe sind wie die Stabzeiger und der Punkt auf dem Reiter für null bzw. 60 mit Superluminova ausgefüllt, sodass man die Uhr auch bei Dunkelheit gut ablesen kann.

Breitling Chronomat B01 42 Titan Wristshot Seite

Flanke mit Rouleaux-Band: Breitling Chronomat B01 42 Titan

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Die Lünette: einseitig drehbar – und verbesserungswürdig

Obwohl die Chronomat keine Taucheruhr ist und auch nie so konzipiert war, besitzt sie seit 1983 eine einseitig, gegen den Uhrzeigersinn drehbare Lünette. Auch dieses Merkmal ist geblieben, ein weiterer Tribut an die Historie. Doch hier gibt es einen Kritikpunkt: So pulloverfreundlich die Lünette, die eine besitzt, ist, fehlt ihr doch ein wenig das Griffige, vor allem, wenn man sie am Rand anfassen will. Besser bewegen lässt sie sich erst, wenn man die Finger an den Vorderteil legt. Doch dadurch entstehen unschöne Fingerabdrücke, weil alles poliert ist. Auch die Haptik und das sich daraus ergebende Geräusch sind ein bisschen blechern, da gibt es Hersteller, die das weit besser machen. Als Marke, die seit so langer Zeit Uhren mit Drehlünetten anbietet, sollte sich Breitling dieses Themas dringend einmal annehmen.

Breitling Chronomat B01 42 Titan Glasboden mit Kaliber B01

Durch den Glasboden sieht man das Manufakturkaliber B01.

© Breitling

Werk

Obwohl es mittlerweile in der Linie Chronomat auch Modelle ohne Chronographen gibt, ist die Stoppfunktion nach wie vor die wichtigste Komplikation bei der Chronomat. Schon seit längerer Zeit stattet Breitling den Chronographen mit seinem Manufakturkaliber B01 aus. Das bekannte Werk mit Automatikaufzug und Schaltradsteuerung ist zuverlässig und leistungsfähig und gehört zu den wichtigsten Chronographenkalibern auf dem Markt. Seit Jahren lässt Breitling die Werke aller Uhren von der offiziellen Schweizer Prüfstelle COSC als Chronometer zertifizieren, das gilt auch für die Chronomat. Dementsprechend ist auf den Rand des Titanbodens "CERTIFIE CHRONOMETRE" eingraviert, genauso wie die Wasserdichtheit von 200 Metern. Durch ein Saphirglasfenster sieht man auf das Werk mit dem skelettierten Rotor, das teilweise mit anglierten Kanten und Genfer Streifen verziert ist. Die Unruh ist klassisch konstruiert mit Spiralklötzchenträger und Rücker, was inzwischen ein bisschen old-school ist, aber Breitling setzt hier bewusst auf Bewährtes.

Breitling Chronomat B01 42 Titan: Der Boden der Hands-On-Uhr

Breitling Chronomat B01 42 Titan: Der Boden der Hands-On-Uhr

© WatchTime

Fazit

Mit dem 42-mm-Modell in Titan hat die Chronomat eine attraktive Ergänzung erfahren. Das Material trägt sich angenehm am Arm, und der Farbton sieht gut aus, insbesondere in Kombination mit dem grauen Zifferblatt. Dabei bilden die hellblauen Elemente einen angenehmen Farbtupfer. Die Zeiten, in denen die Chronomat die martialischste Breitling-Uhr war, sind vorbei: Heute regiert das "Modern Retro" von Georges Kern, und das heißt: schöne Uhren, gefällig im besten Sinn, mit Zitaten aus der eigenen Modellhistorie. Selbst Geschichte schreiben, so wie es die Chronomat von 1984 tat, wird die aktuelle Uhr weniger. Aber das muss den Träger oder die Trägerin von heute ja nicht stören. Was den Preis angeht, liegt die Chronomat B01 42 in Titan mit 11.900 Euro leider deutlich über vergleichbaren Stahlmodellen, die mit Stahlband ganze 3.000 Euro günstiger sind.

Breitling Chronomat B01 42 Titan Rückseite

Rouleaux-Band mit Schmetterlingsfaltschließe: Breitling Chronomat B01 42 Titan

© WatchTime

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