Im Jahr 1833 gründete Antoine LeCoultre im Schweizer Juradorf Le Sentier im Valleé de Joux die „Grande Maison“, wie die erste Uhrenmanufaktur nach einer großen Erweiterung am Stammhaus genannt wurde. Antoine LeCoultre hatte sich alle notwendigen Fertigkeiten zum Bau eines Uhrwerkes selbst beigebracht. Mit dem Millionometer entwickelte er das erste Messinstrument, welches auf einen tausendstel Millimeter genau war. 1888 beschäftigte die Manufaktur bereits rund 500 Menschen unter einem Dach.
Der Enkel des Firmengründers, Jacques-David LeCoultre, nahm im Jahr 1903 die Herausforderung an, für den Pariser Marineuhrmacher Edmond Jaeger extraflache Uhren zu entwickeln. Die daraus resultierende Freundschaft führte zu einer gemeinsamen Firma, die heute alle Facetten der Uhrmacherei beherrscht: Jaeger-LeCoultre. Der gemeinsame Markenname geht auf das Jahr 1937 zurück.Im Rahmen der Mechanikrenaissance der 1980er-Jahre wurde die 1931 entstandene rechteckige Wendeuhr Reverso zu einer Ikone, die das Markenbild bis heute prägt. Zu den Vorteilen des Wendegehäuses gehört - neben der Möglichkeit, dort ein zweites Zifferblatt zu platzieren -, dass es eine Fläche bietet, auf der die Uhr personalisiert werden kann, zum Beispiel, indem man seine Initialen eingravieren lässt. Im November 2022 gab Jaeger-LeCoultre die Zusammenarbeit mit dem renommierten New Yorker Typografen Alex Trochut bekannt: Er hat für die Gravur mit Buchstaben eine neue Schrift erfunden, die wie die Reverso selbst vom Art déco beeinflusst ist. Trochut wurde unter anderem durch Arbeiten für Marken wie Coca-Cola, Nike, Adidas und British Airways bekannt und gestaltete Musikalbencover für die Rolling Stones und Katy Perry.
Weitere wichtige Modelllinien sind Master, Polaris, Duomètre, die Damenuhr Rendezvous sowie die berühmte Tischuhr Atmos. Seit Mai 2018 werden die Geschicke der Marke von Catherine Rénier geführt.
Fakt #1 über Jaeger-LeCoultre: Kalibervielfalt
Von 1860 bis 1900 entwickelte die Manufaktur mehr als 350 verschiedene Kaliber, die Hälfte davon mit Komplikationen. Darunter 99 verschiedene Repetitionen, davon wiederum 66 Minutenrepetitionen. Außerdem 128 Chronographen und 33 Uhrwerke mit Repetition und Chronograph. In den 1890er-Jahren begann man in der Manufaktur, sogenannte Große Komplikationen herzustellen, also Uhren, die drei bedeutende uhrmacherische Funktionen enthalten.
So gab es zum Beispiel Uhren die einen ewigen Kalender, einen Chronographen und eine Minutenrepetition kombinierten. Etwa ab dem Jahr 1850 wurde auch Patek Philippe exklusiv von LeCoultre & Cie sowohl mit einfachen Uhrwerken als auch mit Komplikationskalibern beliefert.
Zu den besonderen Uhrwerken gehört auch das 1929 eingeführte Kaliber 101, das bis heute das kleinste mechanische Kaliber der Welt ist. Jaeger-LeCoultre verfügt heute über 1.300 einzigartige Kaliber und über 430 eingetragene Patente.
Fakt #2 über Jaeger-LeCoultre: Die Reverso
Die rechteckige Wendeuhr Reverso wurde Anfang der 1930er Jahre auf Anregung des Uhrenhändlers César De Trey, eines Geschäftspartners von LeCoultre, für Polo spielende britische Offiziere in Indien entwickelt. Reverso-Modelle gab es anfänglich nicht nur von LeCoultre, sondern auch von anderen namhaften Uhrenherstellern wie Patek Philippe, Cartier, Movado und Favre-Leuba. Nach Einstellung der Produktion in den 1940er-Jahren führte Jaeger-LeCoultre die Reverso ab 1972 exklusiv wieder ein. Die Reverso gibt es in unterschiedlichen Größen und mit einer ganzen Reihe von Zusatzfunktionen, bis hin zum Gyrotourbillon. Das Wendegehäuse der Reverso erlaubt es, die Rückseite der Uhr vorn zu tragen und ihr eigentliches Gesicht zu verstecken beziehungsweise zu schützen. Das ermöglicht auf der Rückseite ein zweites Zifferblatt mit anderen Funktionen.Fakt #3 über Jaeger-LeCoultre: Der 1.000-Stunden-Test
Das Uhrenmodell „Master Control“ läutete im Jahr 1992 ein neues, internes Prüfverfahren bei Jaeger-LeCoultre ein. Das „Master Control“-Label weist auf eine besonders intensive firmeninterne Belastungsprüfung hin, den 1.000-Stunden-Test: Jede einzelne Uhr von Jaeger-LeCoultre – mit Ausnahme des Kalibers 101 – wird nach dem Zusammenbau 41 Tage und 16 Stunden lang bei verschiedenen Temperaturen sowie unter Einwirkung von Wasser, Stößen und Vibrationen auf ihre Funktionssicherheit, ein gleichbleibendes Gangverhalten und eine stabile Gangreserve getestet. Auf diese Weise sind die ersten 1.000 Stunden die vermutlich härtesten im Leben einer Jaeger-LeCoultre.Fakt #4 über Jaeger-LeCoultre: Die Manufaktur
Die Manufaktur von Jaeger-LeCoultre befindet sich in Le Sentier am nordwestlichen Ufer des Lac de Joux. Dort baute Antoine LeCoultre 1833 ein Bauernhaus mit Uhrmacherwerkstatt. Es wurde zur Keimzelle der späteren Manufaktur, die sich bis heute dort befindet – nur dass sie in 185 Jahren durch zahlreiche An- und Umbauten viel größer geworden ist.Fakt #5 über Jaeger-LeCoultre: Komplikationen
Jaeger-LeCoultre beherrscht Komplikationen jeglicher Art, vom ewigen Kalender über die Minutenrepetition bis hin zum Tourbillon, das es auch in der besonderen Form eines Gyrotourbillons gibt. Zudem ist die Manufaktur dank ihrer Reverso mit Wendegehäuse spezialisiert auf Uhren mit mehr als einem Zifferblatt. 2006 stellte Jaeger-LeCoultre mit der Reverso Grande Complication à Triptyque eine Uhr mit drei Zifferblättern vor. 2021 gibt es einen neuen Rekord: Die Reverso Hybris Mechanica Calibre 185 Quadriptyque gibt Informationen auf nicht weniger als vier Zifferblättern. Neben den beiden Seiten des Innengehäuses werden auch die beiden Seiten der Basisplatte für Anzeigen genutzt. Zu den elf Komplikationen der Uhr, von der nur zehn Exemplare gebaut werden, gehören ein Tourbillon, ein springender ewiger Kalender, eine Minutenrepetition sowie jeweils die Indikation des synodischen, des drakonitischen und des anomalistischen Mondzyklus.
Mehr über die Meilensteine von Jaeger-LeCoultre erfahren sie hier.Fortlaufend aktualisierter Artikel, erstmals online gestellt im Juli 2015.