Mühle-Glashütte blickt als deutsche Uhrenmarke auf eine einzigartige Geschichte zurück, die bis ins Jahr 1869 zurückreicht. 2019 feierte Mühle-Glashütte sein 150-jähriges Bestehen seit der Firmengründung durch Robert Mühle und zugleich den 25. Jahrestag der Neugründung als Mühle-Glashütte GmbH nautische Instrumente und Feinmechanik im Jahr 1994. Seit mehr als 150 Jahren steht der Name für die Glashütter Tradition des präzisen Messens. Über die Jahre hinweg ist dies zu einer Familientradition geworden. Seit 1994 fertigt Mühle-Glashütte Schiffsuhren und Marinechronometer, heute vor allem aber auch hochwertige mechanische Armbanduhren.2022 stellte Mühle-Glashütte zahlreiche Neuheiten vor, darunter auch eine dezente Damenuhr in Bicolor:
Auch wenn sich die Firmierung im Laufe der Zeit mehrfach geändert hat, befindet sich Mühle-Glashütte noch immer in der Hand der Gründerfamilie.
Fakt #1 über Mühle-Glashütte: Unternehmen in Familienbesitz
Die Firmengeschichte reicht bis in das Jahr 1869 zurück. Nach seiner Ausbildung beim Uhrenfabrikanten Moritz Grossmann gründete Robert Mühle in Glashütte sein eigenes Unternehmen und belieferte die ansässigen Uhrenmanufakturen mit präzisen, feinmechanischen Messinstrumenten.
In den frühen 1920er-Jahren wandelte sich der Betrieb mit Tachometern, Autouhren, Drehzahlmessern und Messgeräten zum Zulieferer für die Automobilindustrie. Auch die Bordinstrumente der legendären Horch- und Maybach-Fahrzeuge fertigte Robert Mühle an. In den 1930er-Jahren kamen noch Autouhren für Lastkraftwagen, Nutzfahrzeuge und Motorräder hinzu. Mit der Enteignung und Demontage durch die sowjetische Besatzungsmacht im Jahr 1945 wurde der Betrieb zerschlagen und in Teilen als "Messtechnik Glashütte" an die Zeiss-Werke im thüringischen Jena angegliedert. Hans Mühle, ein Enkel von Robert Mühle, gründete im gleichen Zeitraum eine neue Firma: Er produzierte messtechnische Geräte für die Foto- und Kinoindustrie und entwickelte sich zum alleinigen Hersteller von Zeigerwerken für die Druck- und Temperaturmessindustrie in der gesamten DDR. Hans-Jürgen Mühle übernahm dieses Unternehmen nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1970, aber auch er musste zwei Jahre später mit der Enteignung und Umwandlung in den volkseigenen Betrieb "VEB Feinmechanik Glashütte" einen schweren Schlag verkraften. 1980 wurde das Unternehmen komplett in den Volkseigenen Betrieb Glashütter Uhrenbetriebe (VEB GUB) eingegliedert. Hans-Jürgen Mühle arbeitete in der Vertriebsabteilung, später übernahm er deren Leitung. Nach der Wende firmierte das Unternehmen in eine GmbH um. Hans-Jürgen Mühle wurde zu einem der Geschäftsführer ernannt, beendete aber 1992 seine Tätigkeit, um den Familienbetrieb im Jahr 1994 wiederzubeleben.
Seit 2007 ist sein Sohn Thilo Mühle Geschäftsführer der Mühle-Glashütte GmbH nautische Instrumente und Feinmechanik und leitet damit das Unternehmen mittlerweile in fünfter Generation. Am 22. September 2021 wurde Hans-Jürgen Mühle 80 Jahre alt.
Fakt #2 über Mühle-Glashütte: Nautische Instrumente
Die Mühle-Glashütte GmbH nautische Instrumente und Feinmechanik stellt Schiffschronometer mit Quarztechnik – nach Glashütter Tradition mit dezentraler Sekunde – und Schiffsuhrenanlagen her. Im Bereich der nautischen Instrumente kann sich Mühle-Glashütte mit großen Namen schmücken. Das Unternehmen stattet Kreuzfahrtschiffe, wie etwa die Aida-Flotte, genauso wie Luxusjachten mit Chronometern und Schiffsuhrenanlagen aus. Die Mühle Hauptuhr TCS-1 (Time Control System) ist die Schaltzentrale automatisierter Uhrenanlagen und liefert das Zeitprotokoll für eine unbegrenzte Anzahl von Nebenuhren und alle integrierten Automatisierungssysteme.
Ein Marine-Navigationsset vereint die traditionellen Instrumente zur astronomischen Positionsbestimmung auf See. Es besteht aus einem Mühle-Marinechronometer und einem Freiberger Trommelsextanten.
Fakt #3 über Mühle-Glashütte: Funktionale Armbanduhren
Seit 1996 produziert Mühle-Glashütte Armbanduhren. Wie die Marine-Chronometer und Schiffsuhren verstehen sie sich als Instrumente zur Zeitmessung. Deshalb konzentriert sich Mühle-Glashütte bei der Entwicklung neuer Armbanduhren auf die drei nautischen Tugenden Präzision, Zuverlässigkeit und Ablesbarkeit, die nicht nur in den sportlich-maritimen Uhrenlinien wie ProMare oder S.A.R. zum Ausdruck kommen.Fakt #4 über Mühle-Glashütte: Traditionelle Manufakturlinie
2014 präsentierte Mühle-Glashütte die Sonderedition Robert Mühle mit den Modellen Auf/Ab in Gold und Edelstahl sowie die Kleine Sekunde. Sie stellten den Auftakt der Linie "R. Mühle & Sohn" dar, deren Werke aus eigener Entwicklung und Fertigung stammen und nur noch wenige Teile von Schweizer Basiskalibern enthalten.
Das Erbe des Glashütter Uhrenbaus äußert sich in den Kalibern namens "RMK" mit verschraubten Goldchatons, Glashütter Streifen- und Sonnenschliffen, dem Glashütter Gesperr und einem fein gravierten Unruhkloben. Bei der Feinregulierung und mit der Deckplatine gehen die Werke jedoch eigene Wege: Zum Einsatz kommt die patentierte Spechthalsregulierung, und als Deckplatte fungiert eine Dreifünftelplatine mit separatem Ankerradkloben.
Fakt #5 über Mühle-Glashütte: Glashütter Wertschöpfung
Seit 1993 verpflichtet die Herkunftsbezeichnung "Glashütte/Sa." auf dem Zifferblatt zu einer Wertschöpfung am Uhrwerk von über 50 Prozent vor Ort. Ein entsprechendes Gerichtsurteil legte die Grundlage für die 2022 beschlossene Verordnung zur Herkunftsbezeichnung Glashütte, nach der eine Uhr im Herkunftsgebiet hergestellt ist, wenn in den wesentlichen Herstellungsstufen zusammen mehr als 50 Prozent der Wertschöpfung im Herkunftsgebiet erzielt wurde, und die Montage und das Ingangsetzen des Uhrwerks, die Reglage, die Montage des Ziffernblatts, das Setzen der Zeiger und das Einschalen des Uhrwerks vollständig im Gebiet der Stadt Glashütte im Freistaat Sachsen erfolgt sind. Im Fall von Mühle-Glashütte werden alle zum Einsatz kommenden Basiswerke in Glashütte komplett demontiert, geprüft und modifiziert. Die Unruh wird in dem von Mühle hergestellten Unruhkloben gelagert und mit der eigenen Feinregulierung – der sogenannten Spechthalsregulierung – ausgerüstet. Die 2003 entwickelte und patentierte Spechthalsfeder greift in eine halbkreisförmige Vertiefung des Rückers. So drückt sie den Rückerzeiger nicht nur seitlich gegen die Feinregulierschraube, sondern gleichzeitig auch nach unten auf den Unruhkloben und sichert ihn so zusätzlich bei heftigen Erschütterungen gegen unbeabsichtigtes Verstellen.
Auch den Rotor fertigt Mühle nach eigenen Entwürfen in Glashütte selbst. Er besteht aus einem gravierten Mittelsegment und einem Schwermetallreif, den vergoldete Nieten fixieren. Die Dreiviertelplatine verfügt über eine integrierte und abnehmbare Ankerradbrücke mit einem roten Lagerstein und zwei gebläuten Schrauben. MaRi