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Interview: Juwelier Bauer über die Tops und Flops im Uhrenhandel

Ludwig Bauer: Geschäftsleiter F.C. Bauer
© PR
Er ist eine Institution für Luxuszeitmesser in der bayerischen Hauptstadt und darüber hinaus. Der Münchner Juwelier F.C. Bauer weiß mit einer erlesenen Markenvielfalt zu begeistern. Wir haben mit Ludwig Bauer, Sohn von Geschäftsführer Franz Bauer des in dritter Generation geführten Familienunternehmens, über die Tops und Flops im Uhrenhandel gesprochen.
Sie bieten seit 65 Jahren hochwertige mechanische Uhren bis ins High-end Luxussegment an. Gibt es ein besonderes Modell, das Sie am häufigsten verkauft haben?Am besten verkaufen wir moderne Klassiker, die nicht nur beliebt sind, sondern auch in ausreichender Stückzahl produziert werden. Damit meine ich Uhren, die sich schon lange am Markt etablieren haben und über die Jahre stetig weiterentwickelt wurden, wie etwa die Moonwatch Professional von Omega. Kaum eine Uhr haben wir dieses Jahr besser verkauft. Die Wartelisten sind relativ lang und die Uhr landet gar nicht mehr im Schaufenster. Die Mondlandung bietet natürlich ein schönes Storytelling dazu. Zudem gibt es immer wieder Special Editions, die unverwechselbare Box und kleine Facelifts. So hat der Zeitmesser über die Jahre hinweg nie an Reiz verloren und ist den Leuten stets im Gedächtnis geblieben. Auch mit der Snowflake (SBGA211) von Grand Seiko haben wir ein sehr gutes Jahr gehabt. Die japanische Luxusmanufaktur wird immer mehr Liebhabern ein Begriff und verliert den ewigen Nimbus als Geheimtipp.
Werden Bestseller gezielt nachgefragt, oder ergibt sich das aus dem Beratungsgespräch?In der Regel fragen die Kunden nach. Wenn eine Referenz besonders beliebt ist, nimmt sie schnell eine omnipräsente Rolle auf allen einschlägigen Kanälen ein. Im Uhrenkosmos ist das momentan besonders Instagram. Kaum ein Medium hat in den letzten Jahren so einen Einfluss auf die Wahrnehmung ausgeübt. Wenn sich dort also ein Trend abzeichnet, dann ist die Chance groß, dass eben diese Uhr gut verkauft wird. Natürlich gibt es auch "interne" Bestseller. Das sind dann Referenzen, die uns persönlich besonders gut gefallen. Oft lässt sich der Kunde von unserer Leidenschaft im Verkaufsgespräch anstecken. Das hängt auch davon ab, von wem man bedient wird, und macht für mich den größten Reiz an einem gut selektierten Multibrand-Store aus. Ich verkaufe zum Beispiel Omega und Grand Seiko sehr gut, mein Vater Patek Philippe und Breitling.
Omega: Speedmaster Moonwatch Professional Co-Axial Master Chronometer Chronograph 42 mm, Referenz 310.30.42.50.01.002 © Omega
Gab es auch Neuvorstellungen, bei denen Sie über den Erfolg überrascht waren?Mein Vater verweist hier gerne auf die Big Pilot-Modelle von IWC. Mit der Größe der Gehäuse und Kronen waren die Uhren sehr unkonventionell, und er konnte sich nie richtig mit ihnen anfreunden. Trotzdem gibt der Erfolg ihnen recht, denn bis heute sind sie ein fester Bestandteil des IWC Line-Ups. Wir sind aber trotzdem alle froh, dass der allgemeine Trend der extrem großen Uhren wieder zurückgeht. Ich konnte mich nur schwer mit der limitierten Captain Willard von Seiko aus dem letzten Jahr anfreunden. Das Design gefiel mir nicht und aufgrund des für Seiko hohen Preises habe ich ihr kaum Erfolgschancen eingeräumt. Alle Uhren waren jedoch in kurzer Zeit ausverkauft. Das lag aber nicht nur an der Limitierung, sondern auch am 1970er-Jahre-Charme.
Was macht einen "Bestseller" aus?Ein richtiger Bestseller muss reifen – eine Uhr, die über Jahre weiterentwickelt wird und sich dabei immer ein wenig verändert. So kann sie temporären Trends trotzen und die Nachfrage bleibt bestehen, wie etwa bei der Omega Seamaster. Von 1947 bis heute hat sich bei ihr viel getan. Mittlerweile kommt sie serienmäßig mit einem fantastischen Manufakturwerk, ist antimagnetisch und hat neben der Keramiklünette auch ein Keramikzifferblatt. Für ihren Preis ist sie heute eine der besten Uhren auf dem Markt. Das Design eines Bestsellers sollte klassisch gehalten sein, damit sich möglichst viele mit der Uhr identifizieren können. sz
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