Bereits seit 1868 gibt es die International Watch Company, kurz IWC. Das weltweit agierende Schweizer Uhrenunternehmen baut seinen Erfolg auf sechs Uhrenfamilien auf, die jede für sich, für einen eigenen Typ Uhr stehen. Dazu gehört die Fliegeruhren-Familie, die Portugieser- und Portofino-Kollektion, die Aquatimer- sowie die Ingenieur-Linie und die Da-Vinci-Serie. Jedes Jahr erfährt eine dieser Linien eine Überarbeitung. 2016 setzte IWC den Schwerpunkt auf ihre Fliegeruhren. Mit Franziska Gsell Etterlin, Chief Marketing Officer von IWC, sprach Melanie Feist, verantwortliche Online-Redakteurin von Watchtime.net, über die aktuellen Modelle, den anhaltenden Retro-Trend und die derzeitige Preisentwicklung auf dem Uhrenmarkt.
Watchtime.net: Im letzten Jahr überarbeitete IWC die Portugieser-Linie, im Jahr davor die Aquatimer-Kollektion und in diesem Jahr die Fliegeruhren. Andere Marken bringen so genannte Talking Pieces heraus, IWC überarbeitet stattdessen gleich die gesamte Kollektion. Warum?
Franziska Gsell Etterlin: In jeder Kollektion, die IWC überarbeitet, gibt es auch Talking Pieces, die besonders im Vordergrund stehen. Doch uns unterscheidet sicherlich von anderen Marken, dass wir sechs Uhrenfamilien haben, die ihre ganz eigene Geschichte erzählen. Diese Uhrenfamilien möchten wir immer weiterentwickeln und uns dabei vor Neuem nicht verschließen. Unser Ziel ist es, unsere Historie zu bewahren und dabei neue Ideen und innovative Produktkonzepte zu entwickeln. Dass Schlagwort dabei lautet „besser“, nicht „neu“. Und das beinhaltet eben nicht nur eine einzige Uhr, sondern die gesamte Kollektion.
Watchtime.net: Unter den neuen Fliegeruhren gibt es einige Modelle, zum Beispiel die Big Pilot‘s Heritage Watch 48, die an die ursprünglichen Fliegeruhren der 1940er‐Jahre erinnern. Wie schätzen Sie den Retro‐Trend ein?
Franziska Gsell Etterlin: Ich glaube, ein gewisser Retro‐Trend bei Uhren wird immer bestehen. Uhren erzählen Geschichten, persönliche wie historische und sind dadurch emotional aufgeladen. Wir sind überzeugt davon, wenn man einen Retro‐Trend verfolgt und sich dafür entscheidet, eine Uhr neu aufzulegen, muss sie eine glaubwürdige Geschichte erzählen. IWC stellte ihre ersten Fliegeruhren bereits vor über 80 Jahren her. Das gibt uns nicht nur die Berechtigung, mit dem Retro‐Stil zu arbeiten, wir sind auch besonders glaubwürdig darin.
Watchtime.net: Wie schwer ist es, sich auf ein altes Modell zu beziehen und gleichzeitig in die heutige Zeit zu übersetzen? Was muss man dafür tun?
Franziska Gsell Etterlin: IWC gelingt das seit vielen Jahren. Dafür studieren wir unsere Vintage‐Modelle sehr sorgfältig und stellen uns einige Fragen: Welche Elemente wollen wir erhalten? Was sind die Wurzeln dieser Familie? Was hat die Linie stark gemacht? Wir suchen also nach der DNA, nach dem Design-Code. Und dann versuchen wir, die Uhren in die heutige Zeit zu übersetzen.
Watchtime.net: „Fast so kompliziert wie eine Frau. Aber pünktlich.“ Das war nur einer der Werbeslogans, mit denen IWC Ende der 1990er-Jahre für Aufsehen sorgte. Wird es solche Kampagnen wieder geben oder distanziert sich IWC mittlerweile von diesen etwas provokativen Werbeformaten?
Franziska Gsell Etterlin: Humor hat IWC nach wie vor. Der gehört zur DNA der Marke. Wir sind nur erwachsener geworden. IWC ist jetzt eine globale Luxusmarke und entsprechend ist unser Humor vielleicht ein bisschen reifer. Wir machen weiterhin starke Statements.
Watchtime.net: In diesem Jahr scheint es eine gewisse Preiskonsolidierung, teilweise auch Preissenkung zu geben. Auch bei IWC?
Franziska Gsell Etterlin: Wir hatten schon immer eine gute Preis-Basis, die wir jetzt im Zuge der Neuauflage unserer Fliegeruhren‐Kollektion weiter ausgebaut haben. Unsere Einstiegspreislage ist jetzt breiter aufgestellt.