Glashütte und Dresden waren wieder einmal die ausgemachten Ziele der UHREN-MAGAZIN-Leserreise 2022, die vom 13. bis 15. September stattfand.
Das Städtchen Glashütte im Osterzgebirge steht seit dem 19. Jahrhundert für den Bau besonders feiner Uhren. Werkbestandteile wie die Dreiviertelplatine, der handgravierte Unruhkloben oder die verschraubten Goldchatons haben sich als typische Merkmale Glashütter Uhrenbaus etabliert und werden von Kennern rund um den Globus hochgeschätzt. Seit kurzem ist die Herkunftsbezeichnung „Glashütte“ sogar durch eine besondere Verordnung geschützt. Wer ein Faible für mechanische Uhren hat, muss also unbedingt einmal im Leben in Glashütte und den wichtigen Uhrenstätten in Dresden und Umgebung gewesen sein. 17 Uhrenliebhaber nutzten in diesem Jahr Mitte September die Gelegenheit und reisten mit dem UHREN-MAGAZIN ins deutsche Uhrenmekka.
Erste Station: Tutima Glashütte
Linda Jürß und Karlo Burgmayer aus der Tutima-Vertriebsabteilung begrüßen die Gruppe in alter Manier über der CNC-Fräse, die man vom Foyer aus mit einem imposanten Blick durch eine opulente Glasscheibe hindurch im Keller entdecken kann.
Später führt uns der Weg auch hinab in die Teilefertigung, also direkt vor die Maschine. In der Konstruktionsabteilung werden die Komponenten der Minutenrepetition erläutert, auf die Tutima ganz besonders stolz ist. Bei der anschließenden Präsentation der Produkte lässt sie Karlo Burgmayer sogar erklingen. Dabei haben er und Linda Jürß auch viel aus der bewegten Geschichte von Tutima zu erzählen.
Zweite Station: Wempe Glashütte i/SA
Steil hinauf geht es zum Domizil von Wempe Glashütte i/SA in und an der alten Sternwarte des Osterzgebirgsstädtchens.
Standesgemäß dürfen sich die Reiseteilnehmer erst einmal mit einem Glas Champagner stärken, bevor Gunter Teuscher, der Geschäftsführer von Wempe Glashütte i/SA, sie durch die Manufaktur führt. Dabei erzählt er stolz von der Lehrlingsausbildung, für die das Gebäude demnächst aufgestockt werden soll. In der Chronometerprüfstelle wird gerade ein Satz Uhren für die Prüfung präpariert. Bevor es Mittagessen im Hause Wempe Glashütte i/SA gibt, werfen wir noch einen Blick ins Gebäude der Sternwarte, wo die Zeitmesser der Wempe-Chronometerwerke-Linie entstehen.
Dritte Station: Moritz Grossmann
Christine Hutter, Founder und CEO der Marke, erzählt von ihrer Vision, schöne und mechanisch vollkommene Uhren zu bauen.
Bei einem Rundgang durch die Manufaktur begegnen wir der Teilefertigung an CNC- und Erodier-Maschinen ebenso wie der aufwändigen Finissage und der Herstellung der einzigartigen violetten Zeiger, des ausgefallenen Unruhreifs oder der einzigartigen Hammerautomatik der Linie Autum Hamatic. Natürlich legen wir die schönen Produkte anschließend auch ans Handgelenk und genießen dabei ein Stück Pflaumenkuchen und eine gute Tasse Kaffee. Ein Höhepunkt jeder UHREN-MAGAZIN-Leserreise nach Glashütte und Dresden ist das gemeinsame Abendessen mit Vertretern der gastgebenden Marken, die auch in diesem Jahr wieder zahlreich erscheinen. Das Fachsimpeln reicht bis Mitternacht – der Beweis für einen wirklich gelungenen Abend.
Vierte Station: A. Lange & Söhne
Nach zwei Jahren Corona-Abstinenz sind wir die erste Gruppe, die der Edelmanufaktur von A. Lange & Söhne wieder einen Besuch abstatten darf.
Darüber freuen sich nicht nur die Teilnehmer der Leserreise, sondern sichtlich auch die Gastgeber, vertreten durch den Leiter der Forschung und Entwicklung Tino Bobe und Kirsten Hultzsch von der Presse- und Marketingabteilung. Neben Ferdinand A. Lange, der 1845 die Uhrmacherei in Glashütte ansiedelte, würdigt das Haus heute auch die Macher der Neuzeit, wie Walter Lange und Günter Blümlein, über deren Wirken wir bei unserem Rundgang sehr viel erfahren. Ehrfurcht und Staunen begleiten uns durch die einzelnen Abteilungen, in denen Einzelteile hergestellt und nach den höchsten Glashütter Qualitätskriterien akribisch von Hand montiert und finissiert werden – und das ganze sogar zweimal, bis hin zu den Großen Komplikationen, die hunderte von Teilen zu einem einzigartigen mechanischen Mikrokosmos vereinen. Einzigartig ist nicht zuletzt der handgravierte Unruhkloben, an den man seinen Meister erkennt. Und so erfahren Reisende mit einer Lange-Uhr am Arm auch den Namen des Graveurs ihres Unruhklobens und erhalten dafür ein Zertifikat – ein sehr emotionaler und persönlicher Moment während unserer Gruppenreise. Im Stammhaus lädt die Manufaktur zur großen Uhrenschau und hält von der Lange 1 bis zur Minutenrepetition mit keinem Produkt hinterm Berg. Das erlebt man wahrlich nicht alle Tage – genauso wie die sächsische Eierschecke aus einer kleinen privaten Bäckerei.
Fünfte Station: Deutsches Uhrenmuseum Glashütte
Gut beschirmt von Lange geht es bei strömenden Regen hinüber zum Deutschen Uhrenmuseum Glashütte.
Hier begrüßt uns Museumsdirektor Dr. Ulf Molzahn. Das Museum basiert auf einer gemeinsamen Stiftung der Stadt Glashütte und Glashütte Original. Durch die Ausstellung führt Michael Hammer von der Öffentlichkeitsarbeit. Die beeindruckenden Zeitzeugen berichten aus der Blütezeit der Glashütter Präzisionsuhrmacherei im 19. Jahrhundert, über die Weltwirtschaftskrise, den Zweiten Weltkrieg und die sozialistische Planwirtschaft bis hin zu den Umbrüchen der Wendezeit, in der zahlreiche Uhrenfirmen wieder neu entstanden und inzwischen weltweit bekannt geworden sind.
Sechste Station: Lang & Heyne
Vor 20 Jahren von den Uhrmachermeistern Marco Lang und Mirko Heyne (daher der Name), die mittlerweile das Unternehmen verlassen haben, gegründet, schreibt die Manufaktur doch schon eine bewegte Geschichte.
Mit Sitz in der Ullersdorfer Mühle 2 in Radeberg, gehört das Unternehmen heute zur Tempus Arte-Gruppe, zu der auch die Uhren-Werke-Dresden sowie mittlerweile Blaken und Stowa zählen. Uns begrüßen Gülsen Tek und Dominique Jahn und führen durch die eigenwillige Manufaktur, in der man ganz besonderen Wert auf Handwerk und uhrmacherische Traditionen legt, was nicht zuletzt die Uhren reflektieren, die gründlich in Augenschein genommen werden. Abschließend lädt das Unternehmen zu einem rustikalen Barbecue ein.
Siebente Station: Sonderausstellung „500 Jahre mechanische Figurenautomaten“
Zum Abschluss der Leserreise nutzen wir die Möglichkeit, eine Sonderausstellung zu besuchen, bei der die Museen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden erstmals gemeinsam mechanische Objekte vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart zeigen.
Im Fokus stehen Figurenautomaten, automatisierte Werkzeuge, kinetische Kunst, Spielzeuge und natürlich Uhren, darunter Turmuhren, Großuhren und Musikautomaten. Dr. Peter Plaßmeyer, Direktor des Mathematisch-Physikalischen Salons, führt uns durch die Ausstellung, erklärt die Objekte ausführlich und bringt uns die Mechanik ganz nach dem Motto der Ausstellung als „Schlüssel zum Leben“ sehr nahe. MaRi