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3 Minuten

Interview mit Jean-Claude Biver, dem neuen LVMH-Uhrenchef

Jean-Claude Biver
© PR

In diesem Artikel, der auch auf meinem Blog Watch-Insider.com erschien, beschäftige ich mich mit dem Phänomen Smartwatches, die von Technologieunternehmen auf den Markt gebracht werden. Werden diese Geräte unsere Handgelenke erobern und so den mechanischen Uhren den Rang ablaufen?

Diese Gedanken drängen sich bei den aktuellen Entwicklungen geradezu auf: Samsung stellte letztes Jahr sein Galaxy Gear vor, Sony seine SmartWatch, Pebble verkauft eine E-Paper-Uhr und Apple wird aller Wahrscheinlichkeit in Kürze eine iWatch ankündigen.

In letzter Zeit wurde ich darum häufig gefragt, was ich von diesen Smartwatches halte. Selbst eine bekannte europäische Zeitung wollte meine Meinung zu diesem Thema hören. Kurz gesagt bin ich nicht sicher, ob sich diese Geräte zu einem Massenphänomen entwickeln werden, das die Handgelenke der Uhrenträger erobert. Vor Jahren stellte Seiko eine „TV-Uhr“ für das Handgelenk vor. Mit ihr konnte man Dutzende Progamme empfangen – doch sie stellte sich als Flop heraus. Warum? Weil das Design scheußlich war und niemand auf seinem Handgelenk fernsehen will.

Diese Probleme sehe ich nach wie vor: Smartphones haben einen hellen und großen Bildschirm. Sie sind einfach in der Bedienung, und die Lesbarkeit ist gut. Die Designs der erfolgreichsten Smartphones sind sehr ähnlich. Die Unterschiede bestehen in der Größe des Bildschirms, der Dicke und dem Gewicht.

Weshalb sollte ich also etwas Hässliches an meinem Handgelenk tragen, nur weil es einen Miniaturbildschirm hat? Welchen Vorteil bietet dieses Gerät im Vergleich zu meiner mechanischen Armbanduhr? Welche Informationen sind so wichtig, dass ich sie nicht meinem Smartphone entnehmen kann? Welche Informationen sollte meine Smartwatch an mein Smartphone geben? Muss ich wirklich ständig meinen Puls oder Blutdruck messen? Fühle ich mich wohl dabei, wenn meine Uhr meine Bewegungen und Käufe nachvollziehen kann? Warum sollte ich Telefonate über eine solche Uhr führen? Werde ich das Gerät gegen mein Ohr drücken und mein Handgelenk anschreien? Wie praktisch ist ein Gerät, das man am Handgelenk trägt, bei dem die Batterie aber nicht einmal einen Tag lang hält? Muss ich ein Ladegerät mitnehmen, wenn ich die Uhr trage? Muss ich in Zukunft sowohl die Uhr als auch das Telefon kaufen? Und wie verhält es sich mit der Kompatibilität, wird beispielsweise das iPhone 6 nur in Verbindung mit der iWatch 2.3 funktionieren? Wird dies für Apple & Co. ein lukratives Geschäftsmodell sein?

Für solche elektronischen Spielereien sehe ich nur eine sehr kleine Käufergemeinde. Ich weiß, dass Pebble bis dato etwa 300.000 E-Paper-Uhren verkauft hat. Bei Sony bin ich mir nicht sicher, aber Google und Samsung werden wahrscheinlich ein paar Hunderttausend ihrer Modelle verkaufen können, ebenso Apple, sobald das Produkt auf dem Markt ist. Aber das wird es dann meiner Meinung nach auch schon gewesen sein - eine starke erste Welle, aber keine zweite.

Alle, die eine Smartwatch tragen, werden schon bald genug davon haben. Und wenn die Designs so unattraktiv bleiben, wie jene von Samsung, Sony oder Pebble, sehe ich überhaupt keine Zukunft für diese Art von Uhren. Vielleicht bringt ja Apple ein attraktiveres Produkt auf den Markt, aber ich bezweifle es. Meiner Meinung nach ist das einzige Unternehmen, das eine wahrhaft ansprechende Smartwatch herstellen könnte, kein Technologieunternehmen, sondern eines aus der Uhrenbranche: Swatch. Swatch produziert und verkauft jedes Jahr mehrere hundert Millionen Uhren und wäre somit der ideale Partner für solch ein Projekt.

Hätte ich bei Apple etwas zu sagen, würde ich mit Swatch kooperieren. Stellen Sie sich doch einfach einmal die Uhrendesign-Expertise von Swatch in Kombination mit der iOS-Welt vor - was für ein intelligentes, witziges Produkt könnte da zum Leben erweckt werden. Mitarbeiter von Swatch haben mir gegenüber jedoch zum Ausdruck gebracht, dass man in dem Unternehmen nicht an das Konzept der Smartwatches glaube. Zumindest nicht an das Konzept, das heute existiert. „Nicht sexy genug,“ sagte mir einer der Mitarbeiter, und ich bin vollkommen seiner Meinung.

Sie ähneln auf der einen Seite unseren geliebten mechanischen Uhren - insbesondere da sie einen Reiz auf eine kleine, erlesene Gruppe ausüben, statt auf die breite Öffentlichkeit. Für uns ist die Luxusmechanikuhr das Nonplusultra, die Kulmination eines Traums. Ein Großteil der breiten Öffentlichkeit hält das jedoch für Geldverschwendung und sieht das Produkt als ein unzeitgemäßes, altmodisches Objekt am Handgelenk an.

Lassen Sie mich zum Ende noch ein wenig provokant werden: Ich werde an dieser Stelle damit aufhören, diese Geräte als Uhren zu bezeichnen, da sie in keinster Weise dem entsprechen, was ich als eine schöne Armbanduhr ansehe. Ich werde sie einfach als nette kleine Spielereien bezeichnen, die kurzzeitig den kostbaren Platz an den Handgelenken einiger zukünftiger Uhrenkäufer einnehmen werden.

Was meinen Sie? Stimmen Sie mir zu oder sind Sie anderer Meinung? Wir freuen uns auf Ihre Kommentare! al

Text: Alexander Linz

Hublot Archiv
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