Die 2022 vorgestellte Submersible QuarantaQuattro eSteel von Panerai gefällt als robuster Begleiter für Sport und Alltag. Ihren speziellen Charakter machen ein neues Verlaufszifferblatt und die Verwendung von Recyclingmaterialien aus.
Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Und das zu Recht, schließlich zeigen sich Hersteller und Kunden bei diesem Thema in letzter Zeit ähnlich engagiert. Zugegeben: Uhren sind ein sehr kleines Produkt. Armbänder aus Ozeanplastik und Gehäuse aus recycelten Metallen können weniger zum großen Ganzen beitragen als die Suche nach umweltverträglichen Kraftstoffen oder Kunststoffrecycling für die Bauindustrie.Einen Aspekt darf man aber nicht außer Acht lassen: Uhren sind emotionale Produkte und die Produzenten international bekannte Marken, um die sich mitunter riesige Fangemeinden scharen. Wenn sich ein Uhrenhersteller die Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit auf die Fahnen schreibt, kann er mit dieser Botschaft eine große Anzahl von Menschen erreichen. Im Idealfall schafft er ein Bewusstsein für ein Anliegen, das alle betrifft, mit dem sich aber noch nicht jeder beschäftigt hat.So setzt Panerai seit Kurzem verstärkt auf Gehäuse aus recycelten Metallen. Was 2019 mit der limitierten Submersible Mike Horn Edition (PAM00984) aus sogenanntem Eco-Titan begann, erfuhr 2021 eine aufmerksamkeitsstarke Fortsetzung in der Submersible eLab-ID (PAM01225), bei der 98,6 Prozent des Gesamtgewichts aus Eco-Titan und anderen wiederaufbereiteten Stoffen bestanden. Neben dieser Konzeptuhr erschienen im vergangenen Jahr erste Uhren aus eSteel, die zwar weniger Recyclinganteil, aber dafür eine größere Modellvielfalt bieten und in größeren Stückzahlen erhältlich sind.
Recycelte Materialien für die Submersible QuarantaQuattro eSteel
Bei der nun präsentierten Submersible QuarantaQuattro eSteel (PAM01288) beträgt der Gewichtsanteil der recycelten Materialien immerhin 53 Prozent. Dazu gehören der wiederaufbereitete Edelstahl im Gehäuse und das Armband aus wiederverwertetem PET. Der Recyclingstahl, der mit herkömmlichem Edelstahl zu eSteel legiert wird, stammt aus der Uhrenbranche, aber auch aus anderen Industriezweigen. Seine Verwendung senkt laut Panerai die Co2-Emissionen bei der Produktion von Uhrengehäusen erheblich.
Die Bemühungen um eine nachhaltige Produktionsweise werden bei Panerai mit weiteren Nachhaltigkeitsbestrebungen kombiniert. So ist die Uhrenmarke seit 2012 zertifiziertes Mitglied des Responsible Jewellery Council, der Normierungsorganisation für die Schmuck- und Uhrenindistrie mit Fokus auf Unternehmensethik und verantwortungsvollen Lieferketten. Des Weiteren organisiert Panerai Plastiksammeltage und unterstützt den Imibala Trust, der südafrikanische Schulkinder aus ärmlichen Verhältnissen fördert, sowie wechselnde Organisationen, die Panerai-Mitarbeiter vorschlagen können.
Neues Zifferblatt mit Farbverlauf und neue Größe
Jeder Uhrenfan muss für sich selbst entscheiden, welche Bedeutung er diesen unternehmerischen Ansätzen zum Thema Nachhaltigkeit beimisst und wie stark sie seine Kaufentscheidung beeinflussen. Was sich dagegen weitgehend objektiv feststellen lässt, sind die gestalterischen Vorzüge der Testuhr: Sie besitzt ein in der Submersible-Kollektion neues Zifferblatt, das von oben nach unten einen spannenden Farbverlauf von Grau zu Schwarz aufweist. Zusammen mit der erstmals polierten Keramiklünette ergibt sich ein attraktiver Mix aus Sportlichkeit und Eleganz.Neu ist auch die namengebende Größe von 44 Millimetern, die die große Lücke zwischen 42- und 47-Millimeter-Submersibles schließt. Die für eine markante Sportuhr überschaubare Bauhöhe von 13,3 Millimetern sorgt einerseits für gute Proportionen und andererseits für ein angenehmes Tragegefühl.Ein Dreitagewerk liefert Antrieb
Auch das Kaliber P.900 mit drei Tagen Gangreserve ist dezent dimensioniert. Panerai hat es 2019 für seine schlanke Modelllinie Luminor Due eingeführt, später in der 42 Millimeter großen Submersible eingesetzt und verwendet es nun auch in der neuen 44-Millimeter-Version. Das Automatikwerk misst lediglich 28,2 Millimeter im Durchmesser und bleibt mit 4,2 Millimetern angenehm flach.Die Konstruktion stammt von der Werkeschmiede Manufacture Horlogère ValFleurier, die wie Panerai zum Luxusgüterkonzern Richemont gehört. Die 2005 im Val des Travers eröffnete Manufaktur entwickelt und produziert ausgewählte Kaliber für verschiedene Marken der Gruppe – auch für solche, die über eine eigene Werkekompetenz und -fertigung verfügen. Das P.900 findet auch bei anderen Richemont-Töchtern Verwendung: Bei IWC heißt es 32110/32111 und bei Baume & Mercier Baumatic. Panerai nutzt allerdings eine stark reduzierte Ausbaustufe, obwohl die Uhr deutlich teurer ist als beispielsweise die IWC Aquatimer Automatic (6.500 Euro) oder die Baume & Mercier Clifton (3.400 Euro): Die hohe Gangreserve von drei Tagen überzeugt, aber auf einen Sekundenstopp zur genauen Zeiteinstellung oder aufwendige Verzierungen muss man bei Panerai verzichten. Außerdem springt der Minutenzeiger beim Ziehen der Krone um circa zwei Minuten zurück.
Die Regulierung fällt schon „ab Werk“ sehr einfach aus: Die aktive Länge der Unruhpirale muss durch manuelles Verschieben des Spiralschlüssels verändert werden. Der Gangtest lieferte dementsprechend durchwachsene Ergebnisse: Auf der elektronischen Witschi-Zeitwaage lief die Uhr mit –4,5 Sekunden pro Tag erkennbar zu langsam, während die maximale Differenz zwischen den einzelnen Lagen passable acht Sekunden betrug.Den geschlossenen Gehäuseboden verschmerzt man in Anbetracht des schlichten Werkes. Panerai nutzt ihn für die dezente Gravur eines sogenannten SLC (siluro a lenta corsa, zu Deutsch: langsam laufender Torpedo). Dabei handelt es sich um einen bemannten Torpedo, den die italienische Marine 1935 entwickelte und vor allem im Zweiten Weltkrieg für Sabotageeinsätze an ausländischen Schiffen einsetzte.