Auch in diesem Jahr stellte und stellt uns die Pandemie vor große Herausforderungen. Nichtsdestotrotz hat sich das Leben in vielen Bereichen einigermaßen normalisiert und auch Uhrenveranstaltungen und Messen konnten teilweise in Präsenz wieder stattfinden. Somit wurden die zahlreichen neuen Uhrenmodelle entweder live oder eben digital vorgestellt. Das Uhrenjahr 2021 zeigte sich vielfältig und nun ist es an der Zeit, die spannendsten, funktionalsten und schönsten Neuheiten zu küren. In diesem Artikel verraten die Redakteure von Chronos, UHREN-MAGAZIN und Watchtime.net ihre Uhren-Favoriten des Jahres 2021.
Die besten Uhren 2021 für Rüdiger Bucher, Chefredakteur Chronos: Grand Seiko Automatik Hi-Beat SLGH005 und Hublot Big Bang Integral Grey Ceramic
"Die Geschichte von Grand Seiko ist eine Geschichte der steten Verbesserungen und einer ganz eigenen japanischen Ästhetik. Beides verkörpert die Anfang 2021 eingeführte SLGH005, besser bekannt unter ihrem Beinamen "White Birch". Blickfang ist die einzigartige Zifferblattstruktur: Sie soll an die an die Birken erinnern, die sich in den Wäldern rund um das Grand Seiko Studio in Shizukuishi, in dem die Manufaktur ihre mechanischen Werke entwickelt und fertigt. Die Gehäuseform geht zurück auf einen Grand-Seiko-Klassiker von 1967: das Modell 44GS, das zum Vorbild für spätere Uhren wurde. Typische Designelemente der Marke wie das Spiel mit Licht und Schatten, die "Zaratsu" genannte verzerrungsfreie Hochglanzpolitur, scharfe Kanten und eine flächige Zweidimensionalität durchziehen die Gestaltung der Uhr wie auch jeder anderen Grand Seiko. Selbst jemand, der sich nicht mit den typischen Markmalen von Grand Seiko auskennt, bemerkt sofort eine ganz andere Optik als die, die wir von deutschen oder Schweizer Uhren her kennen. Die White Birch gehört auch zu den ersten Uhren im Preisbereich unter 10.000 Euro, in denen das im Jubiläumsjahr 2020 eingeführte Automatikkaliber 9SA5 mit zehn Hertz und der neuartigen Doppelimpuls-Hemmung tickt. Es ist ausgestattet mit anglierten polierten Kanten und einer Brücke für die frei schwingende Unruh, deren Spiralfeder über eine hochgebogene Endkurve verfügt. Die innovative Konstruktion des Werks sorgt unter anderem für eine erhöhte Präzision sowie über einen geringeren Energiebedarf. Die 40 Millimeter große Edelstahluhr kostet 9.500 Euro."
"Die Big Bang Integral ist die gelungene Weiterentwicklung des Designs der 2005 geschaffenen Hublot-Ikone Big Bang. Von der regulären Big Bang unterscheidet sie sich nicht nur durch ihr integriertes Gliederband. Auch das Gehäuses ist kantiger, facettenreicher und rund einen Millimeter flacher. Dazu passen die eckigen Chronographendrücker und der Verzicht auf arabische Ziffern auf dem Zifferblatt. Dieses ist so stark skelettiert, dass man viel vom Manufakturkaliber HUB1280 sieht. Es stellt die zweite Generation des hauseigenen Unico-Werks dar, baut weniger hoch als sein Vorgänger und bietet weitere Vorteile wie einen sprungfrei anlaufenden Chronozeiger und eine verbesserte Rückervorrichtung. Was der Träger der Uhr aber sofort und am meisten wahrnimmt, ist die angenehme Haptik des Materials. Gehäuse und Band bestehen aus grauer Keramik. Das verleiht der Uhr zum einen eine glatte, harte und kratzfeste Oberfläche, zum anderen nimmt der Werkstoff schnell die Hauttemperatur an. Da Keramik außerdem relativ leicht ist und die Uhr insgesamt erstklassig verarbeitet ist, besitzt die Big Bang Integral Grey Ceramic einen sehr hohen Tragekomfort. Für die 42 Millimeter große Big Bang Integral muss man 22.700 Euro bereithalten."
Die besten Uhren 2021 für Alexander Krupp, Redakteur Chronos: Glashütte Original Sixties Chronograph Jahresedition 2021 und Audemars Piguet Royal Oak Offshore Chronograph
"Die Retrouhrenlinie Sixties von Glashütte Original hat mir schon immer gefallen, und ich warte jedes Jahr gespannt auf die neue Jahresedition. 2021 war es der Sixties Chronograph mit strukturiertem grünem Verlaufszifferblatt. Es ist gerade die organische, unregelmäßige Oberfläche, die in Kombination mit der Trend- und Naturfarbe Grün den besonderen Reiz dieser Uhr ausmacht. In ihrem 42 Millimeter großen Edelstahlgehäuse tickt, wie immer bei Glashütte Original, ein nach Glashütter Art fein verziertes Manufakturwerk, in diesem Fall das Automatikkaliber 39-34. Mit besonders gut zum natürlichen Look passendem Nubuklederband kostet der neue Chrono 8.100 Euro."
"Die Royal Oak ist eine Traumuhr, mit der die sportliche Variante Offshore in meinen Augen nie so ganz mithalten konnte. Doch neuerdings wird sie vom hauseigenen integrierten Automatikchronographenkaliber 4401 mit Flyback-Funktion und 70 Stunden Gangreserve angetrieben, das den Klassiker technisch deutlich aufwertet. Nimmt man nun noch die neuen Zifferblattvarianten hinzu – allen voran diese Version im warmen Grauton "Taupe" –, so entsteht eine hochattraktive Luxusuhr mit den gewohnten Nehmerqualitäten. Mit Edelstahlgehäuse und Drückern sowie Lünette aus Keramik kostet der aufgewertete Klassiker von Audemars Piguet in der neuen Gehäusegröße von 43 Millimetern stolze 37.400 Euro."
Die besten Uhren 2021 für Jens Koch, Redakteur Chronos: Zenith Defy Extreme und Sinn Spezialuhren 358 C
"Das technisch-moderne Design dieses Titanchronographen Zenith Defy Extreme hat mich sofort angesprochen. Dazu kommt das komplexe Zifferblatt, das teilweise aus Saphirglas besteht und Einblicke auf das skelettierte Manufakturkaliber El Primero 9004 gibt. Und das hat es in sich, denn der Chronographenmechanismus, der eine eigene Unruh und ein eigenes Federhaus besitzt, stoppt auf die Hundertstelsekunde genau. Dafür dreht vollzieht der zentrale Sekundenzeiger eine Drehung in einer Sekunde – ein rasantes Schauspiel. Toll gelöst sind auch das robuste und leicht bedienbare Bandschnellwechselsystem. Drei sehr hochwertige Bänder werden praktischerweise gleich mitgeliefert. Der hohe Preis von 17.600 Euro ist also absolut gerechtfertigt."
Der limitierte Fliegerchronograph 358C mit dem dezent dunkelgrünen Zifferblatt, der schönen Tricompax-Anordnung und dem grünen Wildschweinlederarmband ist eine Zusammenarbeit von Sinn mit unserer Zeitschrift.
Da ich am Design mitgewirkt habe, ist es eigentlich kein Wunder, dass mir die Uhr so gut gefällt. Mit dabei ist auch wieder eine Sinn-Technologie, die Trockenhaltetechnik. Sie sorgt mit Schutzgas, speziellen Dichtungen und Trockenhaltekapseln dafür, dass Feuchtigkeit das Kalibers Sellita SW510 b und seine Schmierung nicht beeinträchtigen und dass das Glas niemals beschlägt. Mit 3.090 Euro ist sie auch deutlich günstiger als die Zenith und es werden nur 100 Exemplare gebaut.
Die besten Uhren 2021 für Martina Richter, stv. Chefredakteurin UHREN-MAGAZIN: Patek Philippe Calatrava Referenz 6119G und Tudor Black Bay Ceramic
"Seitdem ich vor über 20 Jahren begann, mich intensiv mit Uhren auseinanderzusetzen, ist die Patek Philippe Calatrava für mich die Referenz für klassische Uhren und widerspiegelt pures Uhrmacherhandwerk. So freut es mich umso mehr, dass das Genfer Familienunternehmen mit der 6119G wieder eine neue Referenz bringt – ganz zeitgemäß im 39 Millimeter großen, aber nur 8,1 Millimeter hohen Gehäuse aus Rosé- oder Weißgold. Modellprägend zeigt es die seit 1934 bekannte 'Clous de Paris'-Guillochierung auf der Lünette. Neu ist das Manufakturkaliber 30-255 PS mit Handaufzug und kleiner Sekunde. Auf einen Durchmesser von 31 Millimetern und nur 2,55 Millimetern Bauhöhe vereint es 164 Komponenten, darunter zwei Federhäuser, die eine Gangautonomie von 65 Stunden vorhalten. Zudem wurde ein zeitgemäßer und lang ersehnter Sekundenstopp integriert. Die neue Calatrava kostet 25.510 Euro."
"Lange Zeit, genau seit dem Jahr 2015, ließ ausschließlich Omega Uhrwerke vom unabhängigen Eidgenössischen Institut für Metrologie (METAS) als Master Chronometer zertifizieren, so dass man meinte, diese Prüfung sei ein markeneigener Qualitätsstandard. Aber von Anfang an stand die Master Chronometer-Prüfung allen Uhrenmarken offen. Und trotzdem war ich überrascht und zugleich hocherfreut, dass nun auch Tudor mit der Black Bay Ceramic ein Master Chronometer zertifiziert und damit die technische Expertise und die Eigenständigkeit der Marke vollends herausstellt. Entsprechend dem Anspruch an die Zertifizierung weist das neue Tudor-Manufakturkaliber MT5602-1U das Chronometerzertifikat der COSC auf und ist bis 15.000 Gauß amagnetisch. Das Automatikwerk verfügt außerdem über eine zeitgemäße Gangautonomie von 70 Stunden und eine Siliziumspirale. Das komplett schwarze Kaliber mit einem Rotor aus Wolfram schalt Tudor in ein 41 Millimeter großes und bis 20 Bar druckfestes Gehäuse aus – und auch das ist ein Novum – mattschwarzer Keramik mit Saphirglasboden ein. Die einseitig drehbare Lünette mit Tauchzeitskala versieht der Schweizer Hersteller mit einem Sonnenschliff, der vom ebenfalls schwarzen Zifferblatt ausgehend weitergeführt wird. Auf dieses sind die ausdrucksstarken Stundenindizes appliziert, die zusammen mit den signifikanten Snowflake-Zeigern dank Superluminova in Off-White auch bei Dunkelheit sehr kräftig leuchten. Getragen wird die Black Bay Ceramic an einem Band aus Leder und Kautschuk mit schwarz PVD-beschichteter Edelstahlschließe. Im Lieferumfang enthalten ist zudem ein schwarzes Textilband mit cremefarbenem Streifen. Die Black Bay Ceramic kostet 4.410 Euro."
Die beste Uhr 2021 für Nadja Ehrlich, Verantwortliche Online-Redakteurin Watchtime.net:
"Eine Uhr, deren Lancierung bereits einige Monate zurückliegt, aber in dieser Liste keinesfalls fehlen darf, ist die Speedmaster Moonwatch Professional Master Chronometer. Omega rüstete das Kultmodell bereits im Januar diesen Jahres mit dem neuen Co-Axial-Kaliber 3861 aus. Das Handaufzugs-Uhrwerk ist als Master Chronometer zertifiziert und macht die Moonwatch gegenüber Magnetfeldern bis 15.000 Gauß resistent.
Beim Design bleibt sich das Modell treu; nur kleine Detailveränderungen wurden auf dem Zifferblatt vorgenommen. Als Vorbild dient die vierte Generation der Moonwatch, die Referenz 105.012. Die Gehäusegröße von 42 Millimetern und die Druckfestigkeit bis fünf Bar bleiben bestehen. Die neue Speedmaster gibt es unter anderem in Edelstahl mit Kunststoffglas und geschlossenem Boden (6.100 Euro) sowie beispielsweise auch mit zwei Saphirgläsern."
Die beste Uhr 2021 für Katharina Studer, Online-Redakteurin Watchtime.net:
"Der verantwortungsbewusste Umgang mit endlichen Ressourcen ist heute wichtiger denn je. Nachhaltigkeit heißt das Zauberwort, das in allen unseren Lebensbereichen eine große Rolle spielen sollte. Im Uhrenbereich hat Oris hierbei eine Art Vorreiterrolle übernommen. Die Schweizer Marke hat zum einen ihre Manufaktur so umgebaut, dass sie nun CO2-neutral arbeiten kann, zum anderen hat sie in diesem Jahr mit der Aquis Date Upcycle ein Modell mit Zifferblatt aus recyceltem PET-Plastik aus dem Ozean auf den Markt gebracht. Schon seit Jahren setzt sich die Marke für den Schutz der Weltmeere ein.
Die Uhr mit ihrem bunten Zifferblatt sticht sofort ins Auge und soll vor allem Aufmerksamkeit erregen und zu Diskussionen anregen, um mehr Bewusstsein für diese Problematik zu schaffen. Bei der Oris Aquis Date Upcycle wird der aufbereitete Plastikmüll für das Zifferblatt verwendet: So entsteht aus den unterschiedlichen Farben des Mülls stets ein anderes Muster, das das Aussehen der Uhr bestimmt. Damit wird Uhr zum Unikat. Basis für die Uhr bildet die bekannte Aquis Date mit ihrem bis 30 Bar wasserdichten Edelstahlgehäuse. Im Innern kommt das Oris-Kaliber 733, das auf dem Sellita SW 200 basiert, zum Einsatz. Durch ein Sichtfenster auf dem Gehäuseboden kann man einen Blick auf das Uhrwerk werfen. Die Uhr gibt es in zwei Gehäusegrößen: 41,5 und 36,5 Millimeter. Sie kostet jeweils 2.000 Euro."