In diesem Artikel aus meinem Blog Fratellowatches möchte ich meine persönliche Meinung zum Sammeln oder Kaufen von Rolex-Uhren darlegen. Dies nur als Warnung vorab.
Denn ob es nun gefällt oder nicht, Rolex Daytona, Rolex Datejust, Rolex Sea-Dweller und Konsorten stehen bei potentiellen Uhrenkäufern nach wie vor an erster Stelle. Ich habe vor Rolex großen Respekt – das Unternehmen stellt meiner Meinung nach hochwertige Uhren in großer Stückzahl zu angemessenen Preisen her –, und ich habe schon etliche Rolex-Armbanduhren besessen, sowohl gebrauchte als auch neue.
Rolex-Uhren kaufen – besser gebraucht oder neu?
Ich muss gestehen, dass ich bei diesem Thema immer wieder meine Meinung ändere. Einmal habe ich einen Artikel darüber geschrieben, weshalb ich keine gebrauchten Uhren von Rolex sammle – und heute besteht meine bescheidene Sammlung hauptsächlich daraus. Gebrauchte Rolex-Armbanduhren sind bei mir eben ein Thema für sich. In diesem Artikel möchte ich zeigen, warum das so ist, warum es aber sicherer – und wahrscheinlich sogar genauso schön – ist, eine neue Rolex zu kaufen.
Zuerst aber sollte ich wohl erklären, warum ich die gebrauchten Modelle von Rolex überhaupt so sehr mag. Wie die meisten anderen Vintage-Uhren hat auch ein Sportmodell von Rolex aus den 60er- oder 70er-Jahren einen Hauch von Abenteuer. Die Gebrauchsspuren an Gehäuse und Armband lassen erahnen, dass die Uhr schon einiges hinter sich hat. Schade nur, dass sie nicht sprechen kann!
Das Tolle an Rolex-Uhren ist: Es gibt so viele, dass man immer genau das Modell findet, das man am liebsten tragen möchte. Mir persönlich gefallen gelblich verfärbte Tritium-Markierungen nicht, ich habe sie lieber cremeweiß. Auch Zifferblätter mit sogenannten „Spinnweben“ – also Rissen in der Oberflächenfarbe – mag ich nicht, da bevorzuge ich matte Blätter mit großen runden Stundenindexen. Außerdem ist es mir wichtig, dass Uhren im Lauf der Jahrzehnte ordentlich gewartet wurden und nicht mehr die ersten Kronen, Dichtungen und Gläser haben. Umgekehrt gefällt genau das vielen Leuten.
Vintage-Uhren von Rolex sammeln: Eine Frage der Ästhetik
Das Kaufen und Sammeln von gebrauchten Rolex-Uhren hat viel mit Ästhetik zu tun. Die meisten Leute interessieren sich nicht so sehr für das mechanische Uhrwerk, sondern vertrauen einfach auf dessen Qualität – es stammt ja immerhin von Rolex. Sie investieren lieber in ein ansprechendes Zifferblatt oder in nette Zeiger, anstatt sich über die Mechanik Gedanken zu machen. Das ist natürlich nicht verwerflich, und diese Uhrwerke warten zu lassen, ist ja auch ziemlich unkompliziert. Trotzdem achte ich auch immer darauf, dass die Uhr in einem optimalen technischen Zustand ist.Vorsicht vor Betrügereien mit gebrauchten Rolex-Uhren
Die unschöne Seite des ansonsten sehr ästhetischen Themas ist: Es gibt viele Betrugsfälle. Wie immer beim Handel mit wertvollen Dingen – man denke nur an Oldtimer, Kunstwerke oder Immobilien. Wenn es um viel Geld geht, gibt es immer Leute, die sich einen Vorteil ergaunern wollen und andere über den Tisch ziehen – etwa, wenn jemand auf der Suche nach einer bestimmten Uhr ist. Dann tauchen plötzlich Leute auf, die behaupten, mit gebrauchten Rolex-Uhren Millionen-Geschäfte zu machen und alle denkbaren Modelle beschaffen zu können. Vorsicht vor solchen Händlern! Wählen Sie lieber einen Händler, der gebrauchte Rolex-Uhren nur hobbymäßig oder aus Liebhaberei vertreibt, als ein Geschäft, das Dutzende davon anbietet, die alle als „exklusiv“ bezeichnet werden und aberwitzige Preise haben.
Exklusivität ist ein weiterer wichtiger Punkt. Um eines klarzustellen: Rolex-Uhren sind keine Einzelstücke. Selbst gebraucht sind sie nicht exklusiv. Denn Rolex ist seit jeher ein Uhrenhersteller mit einer sehr hohen Produktionskapazität. Es sind vielmehr die Rolex-Fans, die bestimmte Schriftzüge auf dem Zifferblatt oder Gebrauchsspuren für exklusiv erklären. Wenn also Geld bei Ihnen keine Rolle spielt, können Sie jede beliebige Vintage-Rolex kaufen, Ausnahmen wie Prototypen einmal ausgenommen. Sie wünschen sich eine Rolex Daytona Paul Newman? Kein Problem, wenn Sie das nötige Kleingeld haben. Um ehrlich zu sein, ist es gerade der Preis, der eine Vintage-Rolex auszeichnet. Es gibt Uhren von anderen Herstellern, die auf dem Markt viel schwerer zu finden und technisch vielleicht sogar interessanter sind. Aber ich sage es, wie es ist: Die Nachfrage nach Rolex-Uhren kann man nicht so einfach aufwiegen.
Tipps für den Kauf von gebrauchten Rolex-Uhren
- Überlegen Sie sich vorab genau Ihr Budget.
- Suchen Sie einen vertrauenswürdigen Händler.
- Prüfen Sie die Händlerangaben zur Uhr.
Die Vorteile von neuen Rolex-Uhren
Nun aber zu den neuen oder modernen Rolex-Uhren. Wie Sie bereits im ersten Teil dieses Artikels lesen konnten, kann es mitunter etwas riskant sein, eine gebrauchte Rolex zu kaufen. Wenn Sie lediglich auf der Suche nach einer hochwertigen Uhr sind und nicht der perfekten Vintage-Rolex nachjagen, sollten Sie vielleicht über den Kauf einer neuen Rolex nachdenken.
Viele Leute – vor allem Uhrenliebhaber – werden Ihnen erzählen, dass es langweilig ist, eine neue Rolex zu kaufen und dass Sie für das gleiche Geld oder sogar noch weniger ganz andere interessante Uhren bekommen können. Das mag ja sein. Aber vergessen Sie dabei nicht, worauf es Ihnen selbst ankommt. Wenn Sie sich eine Uhr wünschen, die ein (oder sogar zwei) Leben lang hält und die nicht zu sehr an Wert verliert (sondern mit etwas Geduld eher gewinnt), dann ist eine moderne Rolex vermutlich das Richtige für Sie.
Obwohl Rolex in Bezug auf Zahlen ungefähr so offen ist wie das Gehäuse einer „Oyster“, wird vermutet, dass das Unternehmen fast eine Million Armbanduhren pro Jahr produziert. Die wenigen Auserwählten, die die Produktionsstätten von Rolex betreten konnten, berichten von beeindruckenden automatisierten Prozessen, die menschliche Fehler schlicht unmöglich machen. Zusammengesetzt werden die Uhren aber natürlich noch von Hand. Die hohe Qualität, die Rolex bei diesem großen Produktionsvolumen halten kann, ist absolut erstaunlich.
Rolex: Hohe Qualität plus Innovationen
Bis vor ein paar Jahren stand Rolex wegen fehlender Innovationslust in der Kritik. Die typische Schließe sah immer noch so aus, als wäre sie aus demselben Material gefertigt wie eine Getränkedose. Die Gehäuse der Sportuhren waren mit 40 Millimetern Durchmesser eher zu klein, und die Konstruktion der Werke wurde jahrzehntelang nicht verändert. Doch in den letzten Jahren gab es bei Rolex so viele Innovationen und Veränderungen wie in den vier Jahrzehnten vorher zusammen. Die Armbänder wurden mit neuen Schließen ausgestattet, die der Träger ganz einfach und sehr genau an seinen Arm anpassen kann. Für die Lünetten kommt nun Keramik zum Einsatz, die Uhrwerke wurden durch die Parachrom-Spirale optimiert, und die Uhren selbst sehen größer aus. In der Tat sehen sie nur größer aus – denn die neuesten Modelle Rolex Sea-Dweller 116600 und Rolex GMT-Master II 116710BLNR mit Pepsi-Lünette haben immer noch einen Durchmesser von 40 Millimetern. Mit den kräftigeren Bandanstößen wirken sie aber markanter.3 Gründe für den Kauf von "teuren" neuen Rolex-Uhren
Mit Vorliebe kritisieren manche Uhrenliebhaber den hohen Preis von Rolex-Uhren. An der Stelle bitte ich aber darum, zu differenzieren. Armbanduhren von Rolex waren natürlich noch nie billig, also ist „teuer“ auch immer ein relativer Begriff. Und ein paar Argumente, die für die scheinbar teuren Rolex-Uhren sprechen, sollten Sie sich einfach durch den Kopf gehen lassen. Grund #1: Die vergleichsweise geringe Wertminderung Eine neue Rolex Submariner kostet derzeit 6.800 Euro. Auf dem Gebraucht-Markt bekommen Sie die Uhr für ca. 7.000 Dollar, in gutem Zustand und etwa ein bis zwei Jahre alt. Das Handeln mit einem offiziellen Rolex-Händler überlasse ich Ihnen. Was ich mit diesem Beispiel sagen möchte: Die Wertminderung im Vergleich zu allen anderen Marken in dieser Preiskategorie ist meiner Meinung nach sehr gering. Natürlich bekommen Sie auch von anderen Herstellern für 7.000 Euro tolle Uhren, vielleicht sogar mit interessanten Komplikationen. Aber behalten sie ihren Wert? Schauen Sie doch auf unserer Website Fratellowatches einmal nach, wie viel vom Listenpreis nach einigen Jahren noch übrig ist. Grund #2: Der erstklassige Rolex-Kundenservice Die Generalüberholung einer Rolex ist ein teures Unterfangen, aber Sie erhalten Ihre Uhr zurück wie an dem Tag, an dem Sie sie das erste Mal in den Händen hielten. Als ich meine Rolex Sea-Dweller 16600 nach einer Generalüberholung in Genf zurückbekam, musste ich zweimal schauen, ob vielleicht doch das Gehäuse ausgetauscht worden war – und das war nicht der Fall. Ich habe meinen Augen nicht getraut. Der Service dauerte sechs Wochen, was für einen Uhrenhersteller ziemlich schnell ist. Bei anderen Marken hat die Reparatur schon deutlich länger gedauert, sogar bis zu sechs Monate – und das für eher einfache Reparaturen wie das Einstellen des Uhrwerks. Die meisten Hersteller vergessen Sie als ihren Kunden, sobald Sie ein Produkt gekauft haben. Sie geben lieber Unsummen für Markenbotschafter oder Marketingkampagnen aus, als – wie Rolex – in den Kundenservice zu investieren. Grund #3: Die Wartung von gebrauchten Uhren ist komplex Die Wartung von gebrauchten Rolex-Uhren ist etwas völlig anderes als die von modernen Modellen. So kann es etwa passieren, dass Ersatzteile nicht mehr lieferbar sind und Sie den Wert Ihrer lang gesuchten Vintage-Uhr mit neuen Teilen schmälern müssen. Mitunter müssen Sie für die Wartung auch so viel hinblättern wie für eine neue Uhr – und so weiter.Fazit: Auch Vintage-Freunde können Gefallen an neuen Rolex-Uhren finden
Egal für welche moderne Rolex Sie sich entscheiden, Sie werden ein hochwertiges Produkt bekommen. Die Gefahr, dass mit der Uhr etwas nicht in Ordnung ist, ist sehr gering. Und für den Fall eines Falles hat sie einen interessanten Wiederverkaufswert. Meine Favoriten sind wie gesagt die Rolex Sea-Dweller 16600 und die Rolex GMT-Master II 116710BLNR. Für welches Modell würden Sie sich entscheiden? Wir freuen uns über Ihr Feedback..Robert-Jan Broer, Jahrgang 1977, lebt in den Niederlanden. Seine Leidenschaft sind Uhren. Er ist Autor bei verschiedenen Uhrenzeitschriften und betreibt seit 2004 den Blog Fratellowatches. Auf Watchtime.net stellen wir Ihnen seine Artikel auf Deutsch zur Verfügung: www.fratellowatches.com
Fortlaufend aktualisierter Artikel, ursprünglich online gestellt im Juni 2014.