Ein etwas anderes Uhrenjahr 2020 ist zu Ende. Traditionsreiche Messen fanden nicht statt und so manches, was uns normalerweise wichtig ist, rückte in der Wahrnehmung nach hinten. Doch auch 2020 wurden zahlreiche Uhrenmodelle vorgestellt und auf den Markt gebracht. Nun ist es an der Zeit, die letzte Saison als Ganzes zu betrachten und die spannendsten, funktionalsten und schönsten Neuheiten zu küren und dem Ganzen etwas Positives abzugewinnen. In diesem Artikel verraten die Redakteure von Chronos, UHREN-MAGAZIN und Watchtime.net ihre Uhren-Favoriten des Jahres 2020.
Die besten Uhren 2020 für Rüdiger Bucher, Chefredakteur Chronos: A. Lange & Söhne 1815 Rattrapante Honeygold „Homage to F. A. Lange“ und Audemars Piguet [Re]Master 01
"Zum ersten Mal hat A. Lange & Söhne eine Uhr gebaut, bei der ein Schleppzeigerchronograph solo auftritt, ohne weitere Zusatzfunktionen. Für die 1815 Rattrapante Honeygold „Homage to F. A. Lange“ hat Lange ein neues Manufakturwerk entwickelt: das Kaliber L101.2 mit Handaufzug. Der rotvergoldete Chronographenzeiger und der direkt darüber liegende rhodinierte Schleppzeiger laufen gemeinsam los, wenn man den Drücker bei zwei Uhr betätigt. Drückt man dann auf den gegenüberliegenden Drücker bei 10 Uhr, fixiert die Rattrapantezange im Zentrum des Uhrwerks den Schleppzeiger, während der Chronographenzeiger weiterläuft. Durch erneutes Drücken bei 10 Uhr springt der Schleppzeiger bis zum Chronozeiger vor, sodass beide gemeinsam weiterlaufen. Die präzise Steuerung geschieht über zwei Schalträder, die wie die Zange durch den Saphirglasboden sichtbar sind. (41,2 Millimeter, limitiert auf 100 Exemplare, 130.000 Euro)"
"Wenn ich mich an die Uhren des Jahres 2020 erinnere, werde ich immer auch an dieses außergewöhnliche Modell von Audemars Piguet denken. Die [Re]Master 01 ist nicht einfach eine runde Uhr: Mit ihrer hochglänzenden bauchigen Lünette, dem gewölbten Deckglas und den länglich-rundlichen Drückern wirkt sie fast noch runder als rund und erinnert uns daran, dass AP mit seiner reichhaltigen Historie eben nicht nur für die eckige Royal Oak steht. Mit dem zweifarbigen Gehäuse – Edelstahl mit rotgoldener Lünette –, den tropfenförmigen Hörnern und vor allem dem goldfarbenen Zifferblatt setzt sie voll auf Vintage. Das ist kein Wunder, denn das Design bezieht sich auf einen sehr ähnlich aussehenden AP-Chronographen von 1943. Seinen ganz besonderen Touch erhält das Zifferblatt aber durch perfekt austarierte Details wie die feinen Indexe, die prominente Zwölf, das Blau der Zeiger sowie, als besonderes Schmankerl, die rote 45 auf dem Minutenzähler-Hilfszifferblatt. Letzteres gab es übrigens schon beim historischen Vorbild, auch wenn sich der Totalisator dort bei drei Uhr befand. Anstelle eines Handaufzugswerks wie damals verwendet AP heute das automatisch aufziehende hauseigene Chronographenkaliber 4409. Es entspricht dem mit der Linie Code 11.59 vorgestellten Kaliber 4401, hat aber keine Datumsfunktion. (40 Millimeter, 20 Meter wasserdicht, 70 Stunden Gangreserve, limitiert auf 500 Exemplare, 53.500 Euro)"
Die besten Uhren 2020 für Jens Koch, Redakteur Chronos: Rolex Submariner 'No Date' und Omega Speedmaster Silver Snoopy Award
"Es spricht sehr für eine Uhr wenn man erst am Nachfolger erkennt, was man an ihr verbessern kann. Bei den neuen Modellen der Taucheruhrenikone Rolex Submariner trifft das vor allem auf die nun harmonischeren Proportionen am eleganteren und näher an der Modellhistorie liegendem Gehäuse mit dem breiteren Band zu. Das neue Manufakturkaliber 32XX mit der langen Gangreserve von 70 Stunden. Persönlich gefällt mir die perfekt symmetrische Version ohne Datum sogar noch besser als die Submariner Date. Der Preis von 7.350 Euro ist angemessen, aber leider ist die Submariner kaum zu bekommen."
"Omega gibt bei seinem berühmten Weltraumchronographen Speedmaster Moonwatch richtig Gas. Neben dem aufwendig wieder aufgelegten Kaliber 321, dem Werk, das auf dem Mond war, bohrt die Marke auch das Nachfolgewerk 1863 als Handaufzuskaliber 3863 mit Koaxialhemmung zum "Master Chronometer" auf. In der Speedmaster Silver Snoopy Award 50th Anniversary begeistert aber auch der spielerische Umgang mit dem berühmten Comic-Hund. Auf dem Zifferblatt sieht man ihn im Raumanzug als exakte Nachbildung der Auszeichnung, die Omega von den NASA-Astronauten als 'Silver Snoopy Award' für die Verdienste bei der Rettung von Apollo XIII verliehen wurde. Auf der Rückseite wird es dann sogar bewegt: Hier fliegt Snoopy im Kommandomodul um den realistischen Mond, wenn der Chronograph läuft. Im Hintergrund dreht sich die Erde. Die Silver Snoopy Award kostet 9.160 Euro."
Die besten Uhren 2020 für Alexander Krupp, Redakteur Chronos: Piaget Altiplano Ultimate Concept und Tudor Black Bay Fifty-Eight Navy Blue
"Weltrekord! Die flachste mechanische Uhr, die es je gegeben hat, heißt Piaget Altiplano Ultimate Concept und misst exakt zwei Millimeter in der Höhe. 2020 ist der zwei Jahre zuvor als Konzeptuhr präsentierte Ausnahmezeitmesser in Serie gegangen, sodass nun Mechanikfans mit dem nötigen Kleingeld (418.000 Euro) die extraflache Eleganz und einen maximalen Tragekomfort genießen können. Um - wie das Gehäuse aus einer speziellen Kobaltlegierung - trotz der extremen Flachheit ausreichend Stabilität mitzubringen, besteht das Armband aus Polyamid mit einer Polyurethan-Beschichtung. Gehäuseboden und Werkplatine sind ein einziges Bauteil, und die Krone, mit der feinfühlige Uhrenliebhaber das Handaufzugswerk stellen und aufziehen können, ist Teil der Gehäuseflanke."
"Mechanische Uhren sind kunsthandwerkliche Schätze, die uns in vielfacher Hinsicht beeindrucken. Manchmal besticht aber ganz einfach ihre gelungene Gestaltung. Ein solcher Zeitmesser ist die Tudor Black Bay Fifty-Eight Navy Blue. Die Black Bay gibt es schon Jahre, und auch die dezent dimensionierte 39-Millimeter-Variane namens Fifty-Eight ist nicht ganz neu. Besonders harmonisch wirkt aber die 2020 eingeführte Kombination der bewährten Merkmale mit einem tiefen Blauton. Über dem attraktiven Design vergisst man fast die hochwertige Technik: Die einseitig drehbare Tauchzeitlünette rastet mit sattem Klicken, die 'Snowflake'-Zeiger lassen sich bei Tag und Nacht einwandfrei ablesen, und das Manufaktur-Automatikkaliber MT5402 bietet ein Chronometerzertifikat, eine besonders stabil gelagerte Unruh und eine hohe Gangreserve von 70 Stunden. Das alles gibt es mit verschiedenen Armbandoptionen zu Preisen ab 3.140 Euro." Einen ausführlichen Test der Taucheruhr können Sie hier für 0,99 Euro herunterladen!
Die besten Uhren 2020 für Martina Richter, stv. Chefredakteurin UHREN-MAGAZIN: Oris Aquis Date Calibre 400 und Wempe Glashütte Iron Walker Automatik
"Auf den ersten Blick sieht sie aus wie eine 'ganz normale' Oris Aquis Date, und man ahnt noch nicht, was in ihrem 43,5 Millimeter großen Edelstahlgehäuse steckt. Allseits bekannt ist das herrlich im Licht changierende blaue Zifferblatt mit einem Farbverlauf von leuchtendem Azurblau in der Mitte nach beinahe Schwarz am Rand. Erst auf den zweiten Blick fällt bei der Aquis Date Calibre 400 unter dem Vermerk der Druckfestigkeit von '30 BAR/300 M' jener für die Gangdauer von '5 DAYS' im unteren Bereich des Zifferblattes auf. Er deutet auf beinahe bescheidene Art darauf hin, was Oris bei seinem Klassiker als 'revolutionär' betrachtet: Das neue Calibre 400. Es kommt hinter dem größten, jemals auf der Rückseite eines Aquis-Gehäuses verschraubten Saphirglasboden zum Vorschein und passt absolut zu den funktionalen Uhren der Marke und zu den Kunden von Oris. Auf stabilen Grundkonstruktionen aufbauend, läuft es fünf Tage, bietet erhöhten Magnetfeldschutz und eine lange Garantiezeit von zehn Jahren. Das Calibre 400 debütiert für 3.000 Euro in der Marken-Ikone Aquis Date."
"Wempe Glashütte hat eine neue, dritte Uhrenlinie kreiert, die mit integrierter Stahlkonstruktion und blauem Zifferblatt aktuellen Trends folgt. Die 40 Millimeter große Iron Walker Automatik Herrenuhr bildet dabei den Einstieg in die Kollektion. Dabei steckte der Juwelier sein ganzes Wissen über Edelstahluhren in diese neue Uhrenlinie. Die Idee, einen Zeitmesser mit präzisem Edelstahlgehäuse und integrierten Bandanstößen zu bauen, entstand jedoch schon vor mehr als zehn Jahren und wird sicher nicht unbeabsichtigt in einer Zeit Realität, in der das in den 1970er-Jahren geprägte Design ein Revival erlebt. Nicht zuletzt macht das gestandene und von Wempe modifizierte Automatikkaliber Eta 2892A2, das als Chronometer zertifiziert ist, die Iron Walker Automatik Herrenuhr für 2.375 Euro zu einem robusten wie auch eleganter Alltagsbegleiter."
Die beste Uhr 2020 für Nadja Ehrlich, Verantwortliche Online-Redakteurin Watchtime.net: IWC Portugieser Automatic 40
"Die Portugieser gilt als klassische Uhrenschönheit. In ihrer Anfangsphase war sie mit 41,5-Millimeter-Durchmesser eine übergroße Uhr und auch in den nachfolgenden Jahrzehnten besaß sie stets ein eher großes Gehäuse. Genau das ändert IWC in 2020, überarbeitet seine Portugieser-Kollektion und führt in diesem Zug ein "nur" 40 Millimeter großes Automatikmodell im ikonischen Portugieser-Design mit kleiner Sekunde bei sechs Uhr ein. Die Proportionen der Portugieser Automatic 40 stimmen, und das liegt auch am verwendeten Manufakturkaliber 82200. Dieses ist mit 30 Millimetern Durchmesser kleiner als das Kaliber 52010 (37,8 mm) der bisherigen Portugieser Automatic und passt somit optimal in die 40-Millimeter-Schale der Neuen. Der Preis des Modells ist mit 7.200 Euro für die Edelstahlvariante ebenfalls attraktiv und die Uhr damit deutlich günstiger als die alte Portugieser Automatic."
Die beste Uhr 2020 für Katharina Studer, Online-Redakteurin Watchtime.net: Grand Seiko 60th Anniversary Limited Edition SLGH003
"Im Jubiläumsjahr zu 60 Jahren Grand Seiko hat die japanische Uhrenmarke nicht nur mehrere Sondermodelle, sondern auch ein ganz neues Kaliber vorgestellt. Das neue Schnellschwingerkaliber 9SA5, das im Jubiläumsmodell 60th Anniversary Limited Edition SLGH003 arbeitet, läutet quasi ein neues Zeitalter der Uhrenmarke ein. Dank verschiedenster patentierter technischer Lösungen hat das Automatikwerk so einiges zu bieten. Das Manufakturkaliber weist eine erhöhte Gangreserve von 80 Stunden auf und zeichnet sich durch eine geringere Bauhöhe als der bekannte Grand-Seiko-Schnellschwinger 9S von 1998 aus. Es bietet eine höhere Effizienz durch eine innovative Doppelimpulshemmung, da jeder zweite Impuls direkt vom neu designten Ankerrad kommt. Zudem hat Grand Seiko eine neue frei schwingende Unruh mit variablem Trägheitsmoment entwickelt. Ebenfalls neu ist die Spirale mit Endkurve, die den Isochronosimus in allen Lagen verbessert. Untergebracht ist die Technik, die durch einen Saphirglasboden betrachtet werden kann, in einem 40 Millimeter großen Edelstahlgehäuse. Dieses umschließt das wunderschöne, blau changierende Zifferblatt mit roten und goldenen Akzenten. Der Zeitmesser ist weltweit auf 1.000 Stück limitiert und kostet 10.000 Euro."