Die TAG Heuer Autavia zählt für Sammler zu den "Großen Drei" der Geschichte von Heuer bzw. TAG Heuer. Sie verkörpert die romantische Ära des Motorsports wie den Fortschrittsoptimismus der 1960er Jahre. Begonnen hat sie aber einst als Borduhr. Die neuen Modelle 2022 knüpfen an diese Historie an. In diesem Artikel geben wir einen Überblick über die Geschichte der TAG Heuer Autavia.Sie interessieren sich für TAG Heuer? Hier sind die 5 wichtigsten Fakten zur Marke.Inhalt:Es gibt Uhren, die von den Fans mehr geliebt werden als von ihrem Hersteller. Auf die Autavia traf diese seltsame Konstellation bis vor Kurzem zu – zumindest was einen Großteil der 60 Jahre seit ihrem ersten Erscheinen betrifft. Das Gesicht der Marke TAG Heuer wird seit langem von der Carrera, aber auch von der Monaco bestimmt – beides Modelle, die ebenso wie die Autavia für Chronographen und Motorsport stehen. Die Rolle der dritten wichtigen Linie der Kollektion kam spätestens seit dem Einstellen der Autavia 1985 immer wieder anderen Linien zu. Waren es in den Neunzigern die avantgardistische Kirium und die Link, so feierte kurz darauf die Monza ein kurzes Revival. Später rückten die Taucheruhr Aquaracer und die jüngere Käufer anziehende Formula 1 in den Fokus. In letzter Zeit pusht die Marke die 2015 eingeführte Smartwatch Connected: Geht man auf der TAG-Heuer-Website auf die Kollektionsübersicht, findet man die Connected dort an erster Stelle (und die Autavia an sechster – von insgesamt sieben). Die Autavia erlebte 2017 ein viel beachtetes Revival als Chronograph, der im Design eng an ein historisches Modell angelehnt war – um dann 2019 auf einmal als Dreizeigeruhr im neuen Design wieder aufzutauchen, was für eine gewisse Verwirrung sorgte. Doch jetzt, zum 60. Geburtstag, ist sie wieder da: als Flyback-Chronograph und GMT-Uhr, die das 2019 begründete Design mit der Historie versöhnt.
Warum die Autavia bei Uhrenfans so beliebt ist
In Sammlerkreisen sah das über die Jahre ganz anders aus. Dort gilt die Autavia neben der Carrera und der Monaco als eine der „Großen Drei“ und sorgt immer wieder für Gänsehautmomente. Das hat mehrere Gründe, vor allem die enge Verbindung zur Geschichte der Formel 1 und ihren charismatischen Fahrern in den sechziger und siebziger Jahren. Dazu bietet die klassische Autavia Sammlern eine große Vielfalt an Ausführungen: Drehlünetten in unterschiedlichen Stärken und Beschriftungen, verschiedenfarbige Zifferblätter mit mal drei, mal nur zwei Totalisatoren, größere und kleinere Gehäuse sowie alle möglichen Arten von Bändern. Und nicht zuletzt war die Qualität der alten Autavias so hoch, dass man auch Jahrzehnte nach ihrer Herstellung noch viel Freude an ihnen haben kann. Die Autavia verkörpert eine Zeit, die – unmittelbar vor dem Ölpreisschock von 1973 – von Zukunftsoptimismus und einem ungetrübten Vertrauen in Wissenschaft und Fortschritt geprägt war. In diese Zeit fällt auch das umtriebige und kreative Wirken des damaligen jungen Heuer-Chefs: Der 1932 geborene Jack William Heuer, Urenkel des Gründers, hatte 1961 unverhofft die Aktienmehrheit am Familienunternehmen erworben und so einen geplanten Verkauf an Bulova verhindert. Mit seinen 28 Jahren steckte Jack Heuer voller Ideen, die Firma und ihr Produktfolio an die neue Zeit anzupassen.
Anfang der Sechziger kannte man die Marke Heuer vor allem als große Stoppuhrenfabrikantin. Jack Heuer setzte stattdessen auf Armbanduhren, vor allem auf Chronographen. Die Autavia wurde 1962 die erste von ihm kreierte Uhr. Den Namen übernahm er von einer 1933 eingeführten Heuer-Borduhr, die sowohl in Flugzeugen als auch in Armaturenbrettern von Automobilen eingesetzt worden war und von diesem doppelten Zweck ihren Namen hatte – „Autavia“ setzt sich aus „Auto“ und „Aviation“ (Fliegerei) zusammen.
Die neue Autavia hatte nichts von den oft überladen wirkenden Chronographenzifferblättern, wie man sie aus den vierziger und fünfziger Jahren kennt, die eine oft schneckenförmige Tachymeterskala in der Zifferblattmitte mit Tele- und/oder Pulsometerskalen am Rand kombinierten. Jack Heuers erster Chronograph sollte auf die Bedürfnisse von Profis zugeschnitten sein – gut zu bedienen und leicht abzulesen. Und so kam die erste Uhr, Referenz 2446, in einer damals stattlichen Gehäusegröße von 39 Millimetern, mit drei großen weißen Hilfszifferblättern, die sich fast berührten und sich zugleich deutlich vom schwarzen Grundzifferblatt abhoben.
Außer der Zwölf gab es für die Stunden keine Zahlen, sondern Indexe, die – genau wie die Zeiger – mit Leuchtmasse gefüllt waren, damit man sie auch bei Dunkelheit gut ablesen konnte. Gleiches galt für die Dreiecksmarkierung auf der rastenden Drehlünette mit 60-Minuten-Einteilung. Überhaupt war diese Drehlünette ein Feature, das die neue Autavia von den meisten Chronographen ihrer Zeit unterschied und auch für Heuer ein Novum darstellte. Sie unterstrich den sportlichen und professionellen Charakter der Uhr, und vor allem bot sie Raum für verschiedenste Funktionen. Jack Heuer erklärte, dass Wissenschaftler und Piloten die 60-Minuten-Skala zum Messen von verstrichener Zeit nutzen konnten, während eine 12-Stunden-Skala der Anzeige einer zweiten Zeitzone diente. Im Laufe der Jahre kamen immer weitere Spielarten für die Beschriftung der Drehlünette dazu, so etwa Tachymeterskalen für Rennfahrer oder Dekompressionsskalen für Taucher. Und die berühmt gewordene Referenz 2446 GMT von 1968 verbesserte noch einmal die Darstellung einer zweiten Zonenzeit: Dafür war sie mit einer ums Zifferblatt herumlaufenden 24-Stunden-Lünette ausgestattet, auf die ein zusätzlicher gelber oder orangefarbener Zeiger verwies.
Jack Heuer machte die Marke sexy
Jack Heuers Autavia war groß, maskulin und funktional und strahlte eine kompromisslose Sportlichkeit aus. Eine attraktive Uhr, die dem Zeitgeist der Sechziger entsprach. Und noch etwas hatte die Autavia, das sich bald als wichtig herausstellen sollte: einen Modellnamen. Bis dahin nämlich hatte Heuer seinen Chronographen fürs Handgelenk zumeist nur Referenznummern zugedacht. Doch wenige Jahre nachdem Jack Heuer 1957, seinem Eintrittsjahr in die Firma, die Produktion der Autavia-Borduhr eingestellt hatte, kam er auf eine wegweisende Idee: „Im Sommer 1961 entschied ich, die Autavia als Chronograph fürs Handgelenk wiederzubeleben.“ Jack Heuer war einer, der alte Zöpfe abschnitt. Das zeigte sich ein Jahr nach Einführung der Autavia, 1963, als er mit der Carrera einen gestalterisch verschlankten Chronographen brachte, dessen Zifferblatt noch aufgeräumter war als das der Autavia – allerdings unter Verzicht auf eine Drehlünette. Die beiden sportlichen Chronographen hatten nicht nur attraktive Namen, sie unterschieden sich auch optisch deutlich von älteren Heuer-Zeitmessern, die sich wenig von dem abhoben, was der Markt sonst noch so anzubieten hatte. Nur was einen Namen hat, kann auch bekannt werden. Und dafür, dass seine Uhren und seine Marke sehr bekannt wurden, und zwar weltweit, sorgte Jack Heuer.
Es war eine echte Pionierleistung: Der junge Motorsportfan knüpfte Kontakte zu berühmten Formel-1-Piloten, ließ sie seine Uhren tragen und bezahlte dafür, dass sich das Heuer-Logo auf ihren Rennanzügen wiederfand. Eine entscheidende Rolle spielte dabei Heuers Landsmann Jo Siffert . Der 1936 im schweizerischen Fribourg geborene Rennfahrer war just 1962, dem Geburtsjahr der Autavia, in die Königsklasse eingestiegen. 1968, in dem Jahr, in dem er Jack Heuer zum ersten Mal traf, siegte Siffert sensationell beim Großen Preis von Großbritannien in Brands Hatch. Darüber hinaus machte er sich einen Namen als Porsche-Werksfahrer bei der Sportwagen-Weltmeisterschaft, indem er, ebenfalls 1968, das 24-Stunden-Rennen von Daytona, das 12-Stunden-Rennen von Sebring und das 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring gewann. Siffert war einer dieser gutaussehenden Draufgänger, die weder dem Rauchen noch dem Trinken noch den Frauen abgeneigt waren. Für den Tod, der ihr ständiger Begleiter war, hatten sie nur Spott übrig – Siffert etwa kleidete das in die berühmt gewordene Aussage „Um Angst zu haben, fehlt mir die Zeit“.
Die Uhr der Formel-1-Fahrer
Siffert war einer der ersten Formel-1-Fahrer, die eine Heuer trugen, aber er blieb nicht der einzige: Jochen Rindt etwa, der 1970 nach seinem tödlichen Unfall posthum Formel-1-Weltmeister wurde, entschied sich für die dritte Ausführung der Referenz 2446 aus dem Jahr 1966, mit schwarzem Zifferblatt und weißen Totalisatoren.
Mario Andretti sah man mit einer 3646, Gilles Villeneuve mit einer 7736. Auch Derek Bell, Clay Regazzoni, Niki Lauda, Jacky Ickx, Emerson Fittipaldi, Ronnie Peterson, James Hunt und Jody Scheckter trugen im Lauf der Jahre die coolen Uhren von Jack Heuer; die Liste liest sich wie ein Who’s Who der klassischen Formel-1-Legenden. Siffert, der zwischenzeitlich sogar mit Heuer-Uhren handelte – er kaufte die Uhren von Jack Heuer zu Großhandelskonditionen ein und veräußerte sie an Freunde und Teamkollegen –, war schließlich mit einem Uhrenmodell so eng verbunden, dass es in Sammlerkreisen bis heute seinen Namen trägt. Die Referenz 1163T, heute oft als „Siffert-Autavia“ oder schlicht „die Siffert“ bezeichnet, war der erste Automatik-Chronograph von Heuer und einer der ersten Automatikchronographen weltweit. Ausgestattet war sie mit dem legendär gewordenen Kaliber 11 mit verstecktem Mikrorotor zum Selbstaufzug, das Heuer zusammen mit dem Werkehersteller Büren, dem Chronographenspezialisten Dubois Dépraz und dem Mitbewerber Breitling entwickelt hatte. Bald wurde das Kaliber 11 durch das verbesserte Kaliber 12 ersetzt.
Die ersten Autavias ab 1962 waren übrigens mit Handaufzugswerken von Valjoux versehen gewesen, zunächst dem 72 HA, später auch dem 92 und dem 724. Die Autavia 1163T war eine Sensation: 42 Millimeter groß und damit deutlich voluminöser als die Handaufzug-Autavias, bestach sie durch ein tonneauförmiges Gehäuse und einen farblich (blau) abgesetzten Chronographenzeiger. Beides sollte stilbildend für Chronographen der frühen Siebziger werden. Dazu besaß der Automatik-Chronograph ein weißes Zifferblatt mit zwei schwarzen Totalisatoren in Panda-Optik, die unverzichtbare Drehlünette mit Tachymeterskala sowie eine nach links versetzte Krone, während die Chronographendrücker am rechten Gehäuserand platziert waren. Das war konstruktionsbedingt, symbolisierte aber zugleich, dass ein Aufziehen von Hand nicht mehr nötig war. Beim ersten Modell stand oberhalb des Markenlogos noch der Schriftzug „Chronomatic“, auf den Heuer aber bald zugunsten Breitlings verzichtete. Spätere Ausführungen der Referenz 1163T trugen stattdessen unterhalb der 12-Uhr-Position den Namen „Autavia“.
Der „Siffert“ folgten weitere Varianten – unter anderem mit schwarzem Zifferblatt und weißem Zifferblatt, wie Derek Bell eine trug –, dazu anders gestaltete Hilfszifferblätter und Lünetten, und auch die GMT kam als Referenz 11630 GMT als Automatikversion. Die Begeisterung der Formel-1-Piloten machte die Autavia für eine gewisse Zeit zu einer der heißesten Uhren auf dem Markt. Kein Fahrer, der etwas auf sich hielt, wollte auf die angesagten Heuer-Zeitmesser verzichten. Doch der Erfolg hielt nicht ewig an. Die in den Siebzigern rasant aufkommende Quarztechnik machte allen mechanischen Uhren zu schaffen. Bald galt die Technik als hoffnungslos veraltet. Die neuen Quarzuhren aus Japan waren wesentlich präziser und gleichzeitig auch noch preisgünstiger, ihre Digitalanzeigen standen auch optisch für eine neue Zeit. Jack Heuer, umtriebig wie immer, entwickelte einerseits elektronisch betriebene Chronographen und bereiste andererseits den afrikanischen Kontinent, wo er unter anderem aus Nigeria und Angola Aufträge für die automatisch aufziehenden Autavias erhielt.
1985: Das vorläufige Aus der Autavia
Letztlich aber waren alle Mühen vergeblich, zumal das Exportgeschäft unter dem starken Schweizer Franken litt. Ab Mitte der Siebziger sank der Umsatz von Heuer rapide, die Belegschaft reduzierte sich von 210 im Jahr 1974 auf 78 sechs Jahre später. 1982 musste Jack Heuer die Firma an Piaget und den Werkehersteller Nouvelle Lemania verkaufen, 1985 veräußerten diese es an die TAG-Gruppe (die Abkürzung steht für „Technique d’Avantgarde“). So wurde aus Heuer TAG Heuer. Die Marke überlebte, nicht aber das Modell: Die Autavia wurde 1985 eingestellt.Doch bei den Sammlern blieben die alten Autavias unverändert beliebt. Das coole Design aus den späten Sechzigern und die enge Verbindung zum goldenen Zeitalter des Motorsports sorgten für eine Faszination, die auch dem neuen TAG-Heuer-Management nicht verborgen blieb.
2003 war es so weit: Die Autavia wurde neu aufgelegt, mit tonneauförmigem Gehäuse und Krone am linken Gehäuserand, allerdings mit feststehender Lünette. Eine der zwei Versionen, mit Panda-Zifferblatt und blauen Zeigern , war unverkennbar der „Siffert“ nachempfunden. Die andere, mit Reverse-Panda-Blatt und orangefarbenen Zeigern, stand für die typische Vielfalt der Ausführungen. Auch das Werk, ein Eta-Kaliber mit Chronographenmodul von Dubois Dépraz, nannte man in Anlehnung an die glorreiche Vergangenheit „Calibre 11“. Doch ein bleibender Bestandteil der Kollektion wurde die Autavia nicht – das war und blieb vor allem die runde Carrera, aber auch die quadratische Monaco.
2017: Wiedergeburt der Autavia als Sondermodell
Es dauerte über ein Jahrzehnt, bis die Autavia wieder ins Gesichtsfeld der Unternehmensführung rückte. Im Sommer 2015 machte Jack Heuer den neuen TAG-Heuer-Chef Jean-Claude Biver auf die Autavia aufmerksam. Biver fing sofort Feuer. Der erfolgreiche Uhrenmanager, der die Marke Blancpain aus der Versenkung geholt, Omega entstaubt und Hublot zu einer beeindruckenden Erfolgsstory verholfen hatte, wollte die Autavia neu herausbringen. Aber wie sollte sie aussehen? Keine unwichtige Frage bei einer Uhr, von der es in der Historie so viele unterschiedliche Varianten gegeben hatte. Biver wollte die Sammler in die Entscheidungsfindung miteinbeziehen – jene Gruppe, für die die Autavia immer sexy geblieben war. Er wählte ein ungewöhnliches Format, das er „Autavia Cup“ nannte: 16 Modelle (von denen es 12 in der Heuer-Historie gegeben hatte, während vier weitere der Fantasie eines Sammlers entsprangen) wurden im Frühjahr 2016 auf einer speziell kreierten Website zur Wahl gestellt, die Fans konnten darunter ihren Liebling auswählen.
Am Ende versammelte die von Jochen Rindt getragene Referenz 2446 von 1966 die meisten der 55.000 abgegebenen Stimmen auf sich. Ihr Design diente als Basis für die Uhr, die schließlich, vergrößert auf 42 Millimeter, 2017 auf den Markt kam. Blickfang des Chronographen war die breite Drehlünette mit Stundenziffern von eins bis elf sowie Dreiecksmarkierung für die Zwölf, dazu kam ein schwarzes Zifferblatt mit drei weißen Totalisatoren. Statt des aktuellen TAG-Heuer-Logos fand sich unter dem „Autavia“-Schriftzug das historische Heuer-Emblem. Allein diese Entscheidung ließ schon darauf schließen, dass TAG Heuer die erste Autavia seit 14 Jahren als ein Sondermodell betrachtete und nicht als Auftakt zu einer regulären Serie innerhalb der Kollektion. Und so kam es auch. Das änderte sich zwei Jahre später.
2019: Die Autavia als Dreizeigeruhr
Auf der Baselworld 2019 konnte man sich die Augen reiben: TAG Heuer führte eine neue Autavia ein. Was man gezeigt bekam, war allerdings kein Chronograph, sondern eine Dreizeigeruhr, und die sah auch noch ganz anders aus als der Chrono von 2017. Diesmal allerdings stand hinter der Neueinführung das erklärte Ziel, aus ihr eine eigene Linie zu machen. Eine Linie, die nicht nur aus Chronographen bestehen sollte. Die Designidee hinter der neuesten Autavia, so erklärte es TAG Heuers Designchef Guy Bove auf der Baselworld, war es, Designelemente der alten Borduhren mit denen von Jack Heuers erster Armband-Autavia von 1962 zu vereinen, und zwar unter dem Motto „Abenteuer“. In der Tat ist die Dreizeigeruhr nicht an ein bestimmtes historisches Modell angelehnt. Stattdessen finden sich an ihr Elemente, die von verschiedenen Heuer-Uhren entlehnt sind.
So kommt der Zahlenkranz mit den arabischen Ziffern von den Borduhren der 1930er und 1940er Jahre, die breiten Facetten an den Hörnern von der 2446, der Minutenzeiger vom Automatikchronographen 1163. Die Drehlünette ist schmaler sowie mit einer 60-Minuten-Einteilung versehen wie die meisten klassischen Autavias, die große Krone, bringt das Flair der frühen Jahre der Fliegerei mit ein, weil man sie auch mit Handschuhen bedienen könnte. Und schließlich zeichnen sich die Zifferblätter, die es in verschiedenen Farben gibt, durch einen Farbverlauf aus, der in den späten 2010er Jahren beliebt geworden ist. Zu Beginn der Produktion des Modells, stattete TAG Heuer das Uhrwerk mit der eigens entwickelten Isographspirale aus Graphen aus. Entsprechend trug Zifferblatt den Schriftzug "Isograph". Doch mittlerweile wird die eigene Spirale nicht mehr in der Autavia verbaut.
Tut so viel Eklektizismus einer Uhr gut? Nun, wenn es ein Modell gibt, das diese Vorgehensweise erlaubt, dann sicher die Autavia mit ihrer enormen Variantenvielfalt. Aber wenn TAG Heuer aus der Autavia endlich wieder eine tragende Säule der Kollektion machen will, muss es auf absehbare Zeit erst einmal vorbei sein mit weiteren Designexperimenten. Das jetzige Gesicht sollte grundsätzlich beibehalten werden, neue Varianten dürfen sich nicht zu weit vom Basismodell entfernen.
Die TAG Heuer Autavia im Test
Wir hatten die Gelegenheit, die TAG Heuer Autavia Calibre 5 ausführlich zu testen. Welche Erfahrung wir mit dem Modell am Arm gemacht haben, ob die neue Autavia überzeugt und wie sie sich trägt, das erfahren Sie in unserem Test, den Sie hier herunterladen können. Außerdem klären wird, wie präzise das Automatikwerk läuft und wie gut das Modell verarbeitet ist.)2022: Die neuen Autavia-Modelle
Was die Neuheiten 2022 angeht, hat TAG Heuer das berücksichtigt. Zum 60. Geburtstag von Jack Heuers Armband-Autavia stellte die Marke im Januar drei neue Modelle vor: zwei Flybackchronographen und eine GMT, deren Kaliber 7 (Basis Sellita SW 300) als Chronometer zertifiziert ist. Eine GMT ohne Chronographenfunktion ist ein historisches Novum bei der Autavia. Allerdings kann man davon ausgehen, dass wahrscheinlich schon 2023 ein neuer Chronograph mit GMT folgen wird.
Die Autavias von 2022 greifen das Design der Dreizeigeruhren von 2019 auf, wenn auch mit kleinen Änderungen: So gibt es zum Beispiel keinen Farbverlauf mehr auf dem Zifferblatt. Bei den Chronographen rutscht das Markenlogo nach oben und ersetzt die Zwölf, um Platz zu schaffen für den vierzeiligen Text darunter. Das sieht auf den ersten Blick etwas merkwürdig aus, denn so finden sich auf dem Zifferblatt acht arabische Stundenzahlen, nicht aber die Zwölf als immerhin wichtigste Zahl – wir erinnern uns: Bei vielen alten Autavias war die Zwölf die einzige Zahl auf dem Zifferblatt, und noch mehr Varianten besaßen ganz und gar nur Indexe. Neu ist auch, dass die Chronographen erstmals in der Autavia-Geschichte eine Flyback-Funktion besitzen. Sie ermöglicht es, durch Betätigen des Drückers bei vier Uhr den laufenden Chronozeiger auf null zu stellen und sofort wieder loslaufen zu lassen – ohne das übliche Nacheinander von Stopp und Nullstellung. Dafür hat TAG Heuer eigens das hauseigene Kaliber Heuer 02 modifiziert.
TAG-Heuer-CEO Frédéric Arnault erklärt die Wahl des Mechanismus damit, dass diese Funktion die Welt der Fliegerei mit der des Automobils verbinde. In der Tat wurde das Flyback erfunden, um den frühen Flugpionieren das Navigieren per Armbanduhr zu erleichtern. Auch beim Stoppen von Rundenzeiten bei Autorennen ist der Mechanismus von Vorteil. Was das Design angeht, lässt der Chronograph im Panda-Stil einen sofort an die Siffert denken. Interessanterweise ist der Zwölf-Stunden-Zähler bei sechs Uhr optisch zurückgenommen. Er ist hell und vor allem kleiner als die schwarzen Hilfszifferblätter bei drei und neun Uhr. Dadurch wirkt die Uhr wie ein Bicompax-Chronograph, obwohl sie drei Totalisatoren besitzt. Ganz anders kommt das schwarze Modell daher: Hier verzichtet TAG Heuer sogar auf den für die Autavia typischen Farbkontrast zwischen Zifferblatt und Totalisatoren. Alles ist schwarz, auch das DLC-beschichtete Gehäuse. Wir haben mit TAG-Heuer-CEO Arnault über die Autavia-Modelle der letzten fünf Jahre gesprochen – hier geht es zum Interview.
Die Zukunft der Autavia
Welche Rolle wird nun die Autavia in der Zukunft spielen? Klar ist, dass TAG Heuer sie diesmal nicht als Sondermodell konzipiert hat, sondern tatsächlich als eigenständige Linie innerhalb der Kollektion. Die Einführung von Dreizeigeruhren und der GMT ohne Chronograph macht deutlich, dass die Autavia von den Funktionen her breiter angelegt ist als in der Vergangenheit. Die neuen Uhren leiten sich auch, aber nicht nur von den Benzin atmenden Chronographen der sechziger und siebziger Jahre ab – zusätzlich wird auch die Borduhrenhistorie betont: So wird in den Gehäuseboden der GMT ein Propeller eingraviert, und auf der TAG-Heuer-Website ist sogar von „Fliegeruhr“ die Rede. Das kann man machen, aber es ist ein Spagat. TAG Heuer wird gut beraten sein, nicht zu vergessen, dass die Faszination der Autavia vor allem aus dem automobilen Umfeld kam und kommt. Letztlich ist sie doch mehr „Aut“ als „Avia“. buc
Fortlaufend aktualisierter Artikel, erstmals online gestellt im Mai 2022.