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Arnold & Son: CEO Bertrand Savary im Interview

Arnold & Son und Angelus CEO Bertrand Savary
© Arnold & Son
Bertrand Savary ist seit 2020 CEO der Unternehmen Arnold & Son sowie Angelus. Nicht nur eine, sondern gleich zwei Uhrenmarken zu führen, ist ein Balance-Akt. Wir sprachen mit dem CEO während der Geneva Watch Days über die Herausforderung und das Glück zwischen zwei Marken switchen zu dürfen, sowie sich als eher kleiner Player unter Schweizer Riesen um Lieferketten sowie die richtigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu bemühen.
Bertrand Savary ist CEO von Arnold & Son sowie Angelus © PR

Arnold & Son: CEO Bertrand Savary im Interview

WatchTime: Können Sie uns die aktuellen Neuheiten etwas beschreiben, fangen wir an mit Arnold & Son. Was war der Ansatz hinter der DTSB 42?Bertrand Savary: Die Inspiration der DTSB 42 kommt von einer Taschenuhr von John Arnold. Wir haben das Gehäuse in 42 Millimeter komplett neu interpretiert. Und wir haben uns für zwei verschiedene Materialien entschieden, Gold und Platin, dazu haben wir ein Lachs-Zifferblatt für die Platin-Version und ein blaues Zifferblatt für die Gold-Variante integriert. Für uns geht es darum, die technischen Möglichkeiten der Marke zu demonstrieren, der Sekundenmechanismus ist etwas ganz Besonderes. Es scheint einfach zu sein, ist es aber nicht. Die springende Sekunde zeigt das Niveau unserer Uhrmacher. Ich würde sagen, nur fünf Marken haben heutzutage diese Art von Komplikation.
Arnold & Son DTSB 42 Platinum © Arnold & Son
Wie fördern Sie Ihre Uhrmacher, um sie auf dieses Niveau zu bringen? Bilden Sie junge Talente in ihrem Haus aus?Wir haben ein Team von Uhrmachern, die zum Teil schon seit 20 Jahren dabei sind, dazu kommen einige, die erst seit zwei Jahren dabei sind. Nach der Einstellung durchlaufen unsere Uhrmacherinnen und Uhrmacher einen vollständigen Ausbildungsprozess. Wenn sie dann gut ausgebildet sind, beherrschen sie Komplikationen wie Chronograph, Tourbillon etc. Im Grunde genommen fördern wir sie dann das ganze Jahr zur Weiterbildung.Wie verhält es sich mit älteren Uhrmachern, die schon länger in der Branche tätig sind, dass sie auf dem neuesten Stand der Technik bleiben, den Sie anstreben? Schließlich erleben wir auch viele Änderungen, was Materialien und Innovationsketten angehen?Das ist eine gute Frage, als Uhrmacher ist diese Welt sehr kompliziert. Manchmal müssen wir ihnen erklären, warum wir diese Art von Produkt herstellen möchten. Warum wir zum Beispiel Titan in die zukünftige Kollektion integrieren wollen oder warum wir uns entschieden haben, Teile auch wieder entfernen zu wollen. Sie versuchen natürlich, die Arbeit, die sie seit 20 Jahren machen, in gewisser Weise zu schützen. Aber normalerweise freuen sie sich auf die Herausforderung, wenn man ihnen erklärt, wohin man will, dann verstehen sie das und spielen gut mit.Wie ist es dabei, nicht nur eine, sondern zwei Marken zu steuern?Vielseitig! Ich meine, wir sind eines der einzigen Teams, das zwei Marken gleichzeitig betreut. Das ist mental sehr interessant, weil man sich schnell auf zwei verschiedene Produkttypen und zwei verschiedene Ansätze einstellen muss. Die eine ist moderner und die andere ist wirklich eine Hommage an John Arnolds Arbeit. Es ist eine Herausforderung, die für das ganze Team aber auch sehr interessant ist. Ich denke dabei oft an die Designer, morgens arbeiten sie vielleicht an Arnold-Stücken und nachmittags an Angelus.Das bedeutet also, dass die Designer und Uhrmacher auch für beide Marken arbeiten?Das gesamte Team arbeitet für beide Marken. Das stimmt.
Anrold & Son Ultrathin Tourbillon Gold Silver Opaline GPHG Nominierung 2023 © Arnold & Son
Für Einzelanfertigungen können Kunden gewisse Individualiserungswünsche äußern. Wo ziehen Sie die Grenze zwischen der DNA der Marke und den Wünschen der Kunden? Das ist manchmal ein schmaler Grat. Wir hatten zwei Kunden und der Name des Vaters war mit Arnold verwandt, und sie baten uns, einige Arnold-Duplikate zu machen. Das haben wir natürlich abgelehnt, weil man die Vergangenheit und die Zukunft der Marke bewahren und respektieren muss. Wir lehnen es ab, Politik, fremdes Design oder Persönlichkeiten zu integrieren. Aber was wir gerne tun, ist, mit einem Kunden zu sprechen und seine Vorlieben zu integrieren. Bei vielen Kunden aus Asien ist zum Beispiel Jade sehr beliebt. Und neulich hatten wir einen Kunden, der rote Farben mochte, also haben wir für ihn eine rote Version der Luna Magna gefertigt. Normalerweise arbeiten wir am Zifferblatt, an der Farbe des Zifferblatts, am Material des Zifferblatts und am Armband. Aber wenn man anfängt, die DNA der Zeiger oder des Gehäuses anzufassen, gehen wir nicht weiter, weil man die Marke schützen muss.Sie sind seit 2020 dabei. Pandemie, Inflation – keine einfache Zeit, um zu übernehmen... Wie hat sich die Marke Ihrer Meinung nach unter Ihrer Leitung und unter all diesen Umständen verändert?Ich bin eine Woche vor den Covid-Beschränkungen eingetreten. Es war also eine sehr interessante Zeit. Aber wenn ich zurückblicke, war es in gewisser Weise eine gute Zeit für uns, weil die Geschichte der Marke, die DNA der Marke vorhanden war. Durch die Verlangsamung des täglichen Geschäfts waren wir mit dem Team in der Lage, einen Fünfjahresplan zu erstellen und wirklich Schritt für Schritt vorzugehen. Heute entwickelt sich die Marke fantastisch. Wir haben die Produktion und den Umsatz in den letzten vier Jahren vervierfacht. Für mich bedeutet das, dass diese Zeit, sehr gut genutzt worden ist.Ich denke, es ist eine gute Reflexion.Ja, das stimmt. Normalerweise ist man immer auf Hochtouren und nimmt sich nicht die Zeit, wirklich zu überlegen, was die nächsten Schritte sein sollten – zu überdenken, ob man am richtigen Ort, in der richtigen Position, mit dem richtigen Partner ist. Normalerweise hat man dafür keine Zeit, weil man in voller Geschwindigkeit vorausfährt. Wir hatten diese Zeit, um wirklich nachzudenken, weil alle Geschäfte auf der Welt geschlossen waren. Man hatte also nichts anderes zu tun, als über die neue Strategie und die zukünftige Herangehensweise nachzudenken. Für uns war es also eine gute Zeit.
Arnold & Son Perpetual Moon 38 Mintnight © Arnold & Son
Was ist für Sie die größte Herausforderung in Ihrem Job?Die Lieferkette während der Pandemie hat sich stark verändert, einige Lieferanten wurden stark unter Druck gesetzt, besonders von großen Konzernen. Eine kleine Marke wie wir, die 1000 Stück pro Jahr produziert, ist da natürlich nicht die erste Priorität. Hersteller sind also nicht leicht zu finden. Auch neue Uhrmacher einzustellen ist nicht einfach, weil die Konkurrenz sehr groß ist. Viele Markengruppen suchen nach Talenten. Es ist also eine Herausforderung, die Leute im eigenen Unternehmen zu halten. Das Wichtigste für uns ist daher, dass unsere Mitarbeiter eine 360°-Vision haben und diese auch umsetzen können. Wenn man in ein großes Unternehmen eintritt, ist man von A bis B oder von C bis D verantwortlich, aber bei uns ist man von A bis Z verantwortlich.Wie würden Sie Ihre Führung in dieser Hinsicht beschreiben? Wie halten Sie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und bringen sie dazu, einen Schritt weiter im Unternehmen zu gehen?Wir motivieren unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sich intern weiterzuentwickeln und geben ihnen eine Perspektive. Zum Beispiel haben wir einen Designer – als ich in das Unternehmen eingetreten bin, war er Praktikant, drei Jahre später ein anerkannter Designer, und jetzt ist er zum Produktmanager und Designer befördert worden. Es ist also eine Entwicklung. Die fördern wir auch mit externen Fortbildungen, denn für mich gilt: Wenn man sich nicht weiterentwickelt, bleibt man an seinem Platz und wird eines Tages das Unternehmen verlassen. Vielleicht halten sie mich manchmal für verrückt, aber ich sage ihnen auch, dass es mich freut, wenn einige vielleicht in fünf Jahren wieder das Unternehmen verlassen. Denn das bedeutet, dass wir sie gut ausbilden, damit sie weiterkommen. Ich erwarte nicht, dass die neuen Generationen 30 Jahre im Unternehmen sind. Das habe ich in meinem Leben noch nie gemacht – und ich denke auch nicht, dass meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter es tun sollten.Woher kommt Ihre Leidenschaft für die Uhrmacherei?Das war ein totaler Zufall. Nach meinem Ingenieurstudium war ich in Australien und ein Redakteur rief mich an und sagte, dass Richemont einen jungen Ingenieur sucht. Ich bin eingestiegen und habe die Branche nie verlassen.Dann haben Sie vorher wahrscheinlich auch nicht Uhren gesammelt?Nein, nie.Was ist heute für Sie das wichtigste Kriterium bei der Auswahl einer neuen Uhr?Für mich ist es die Ästhetik. Das ist der Grund, warum wir bei Arnold & Son sowie Angelus versuchen, eine Menge Aufwand in die Endverarbeitung der Ästhetik zu stecken. Dazu sollte die Uhr so zeitlos sein, dass ich die Uhr auch in zwanzig Jahren noch tragen kann und sie mir immer noch gefällt. Ich denke, das ist heute der Schlüssel für mich. Ich denke nicht an den Wiederverkaufswert oder den Sekundärmarkt. Ich muss die Uhr einfach mögen – und ich sollte sie auch noch in zehn oder zwanzig Jahren lieben.
Angelus: Chronodate Red Gold © PR
Welche Uhr tragen Sie derzeit aus der Kollektion?Von Anrold & Son trage ich derzeit einen Ultrathin Tourbillon und eine Chronodate von Angelus.Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Uhr?Ich meine, die erste Uhr, die ich gekauft habe, als ich vielleicht 15 oder 16 war, war eine Swatch. Ich habe sie immer noch. Und die erste Luxusuhr, die ich gekauft habe, war von Panerai. Die habe ich auch immer noch.
Arnold & Son CEO, Bertrand Savary, mit WatchTime Head of Editorial Germany, Daniela Pusch © WatchTime
Vielen Dank für das Interview.

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