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Das Erbe von TAG Heuer: Heritage Director Nicholas Biebuyck im Interview

55 Jahre Monaco – TAG Heuers Heritage Director über das Vermächtnis einer Ikone.
Nicholas Biebuyck
©

TAG Heuer

Mit mehr als 3.500 Uhren im Archiv, etwa 1.000 anderen Objekten sowie mehr als 100.000 Dokumenten konzentriert sich Nicholas Biebuyck nach eigenen Aussagen in erster Linie darauf, das Erbe der Marke TAG Heuer zu bewahren sowie historische Stücke der Öffentlichkeit zum Beispiel für Ausstellungen zugänglich zu machen. Mit einer persönlichen Leidenschaft für Uhren – vor allem alte Chronographen – und den Motorsport geht seine Rolle als Heritage Director über historische Dokumente und alte Uhren hinaus. Er steht der Produktentwicklung und dem Marketing zur Seite und fungiert als Markenbotschafter gegenüber Sammlern. „Es geht um Storytelling. Wir machen im Team immer wieder Witze, ich sei der Chief Storytelling Officer. Ich habe viel Zeit damit verbracht, mit Leuten zu sprechen und verschiedene Geschichten zu erzählen.“ Der Brite arbeitete in der Auktionsbranche sowie für ein Uhrenmagazin, bevor er 2021 zu TAG Heuer wechselte. Wir haben uns mit dem angesehenen Uhrenspezialisten zusammengesetzt, um über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft einer starken Marke sowie Linie zu sprechen.

WatchTime: Könnten Sie uns bitte einige Einblicke in Ihre Rolle bei TAG Heuer geben?

Nicholas Biebuyck: In erster Linie konzentriere ich mich darauf, das Erbe der Marke zu bewahren, TAG Heuer ist jetzt mehr als 160 Jahre alt. Physisch manifestiert sich das in mehr als 3.500 Uhren im Archiv, dazu kommen etwa 1000 andere Objekte und mehr als 100.000 Dokumente. Als Nächstes geht es darum, dies auch der Welt zu präsentieren, dazu haben wir das Museum, die Messen, Ausstellungen – wir haben letztes Jahr mehr als 300 Uhren für verschiedene Ausstellungen in die ganze Welt geschickt. Daneben unterstützen wir das Storytelling und die Markenkommunikation. Wir haben gerade ein Projekt zur Digitalisierung unserer Bestände gestartet, das uns bei der Forschung und den Initiativen in diesen Bereichen unterstützen soll, wir hoffen, dass dies langfristig auch etwas ist, das wir der Öffentlichkeit zugänglich machen können.

Es geht um Storytelling. Wir machen im Team immer wieder Witze, ich sei der Chief Storytelling Officer. Ich habe viel Zeit damit verbracht, mit Leuten zu sprechen und verschiedene Geschichten zu erzählen, aber es geht auch darum, Pressemitteilungen zu unterstützen, und ich denke, von der Seite der Leserschaft gesehen, ist es wichtig, die Authentizität einiger Fakten überprüfen zu können.

Darüber hinaus geht es natürlich auch um die Beziehung zu den Sammlern. Ich genieße es sehr, Nachrichten auf den verschiedenen Kanälen von Menschen aus der ganzen Welt zu erhalten, die ihre Gedanken und Gefühle mit uns teilen. Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit dafür. Langfristig wollen wir zu mehr globalen Treffen zurückkehren, das ist etwas, das mir auch sehr am Herzen liegt. Es ist also eine Mischung aus verschiedenen Themen, mit denen ich mich für das Unternehmen beschäftige. Es wird also bestimmt nicht langweilig.

TAG Heuer scheint eine beeindruckende Heritage Kollektionen zu haben. Wie finden Sie die Stücke dafür?

In erster Linie bin ich ein Sammler, das war mein Hintergrund. Ich sammle seit mehr als 20 Jahren alte Chronographen – was ziemlich verrückt erscheint. Aber infolgedessen lag mein Hauptaugenmerk immer auf der Qualität der Uhren – der Authentizität und dem Zustand. Als ich zu TAG Heuer kam, befanden sich bereits eine Menge Uhren im Archiv. Wir haben einige echte Kronjuwelen. Die beiden letzten Exemplare der Steve McQueen Monaco, die 1970 am Set vom Film Le Mans waren. Wir besitzen Ronnie Petersons Referenz 1158, eine goldene Heuer Carrera. Ich hatte das Glück, ein paar Stücke von Jean Campiche zu erwerben, einer Legende für Zeitmessung. Heuer stellte Campiche damals auf Wunsch von Enzo Ferrari ein. Wir hatten also einige historisch bedeutsame Stücke, aber gleichzeitig fehlten uns auch einige Referenzen oder wir hatten Referenzen, deren Zustand nicht unserem Anspruch zum Beispiel für eine Ausstellung genügte. Ich habe zum Beispiel eine Kampagne gestartet, um noch ein paar Carrera Skipper zu ergattern – bevor wir sie letztes Jahr neu aufgelegt hatten. Es gab eine große Nachfrage auf dem Markt. Um Ihre ursprüngliche Frage also zu beantworten, wie ich diese Modelle auftreibe?

Ich bekomme fast jeden Tag Nachrichten von Personen, die mir ihre Stücke anbieten. Das ist großartig, ich bin schon lange als Sammler und Enthusiast bekannt, so dass sich viele glücklicherweise direkt an mich wenden. Ich biete aber auch bei Auktionen mit, das lässt sich nicht verheimlichen. Aber im Gegensatz zu einigen anderen Marken werde ich nie versuchen, einen Weltrekordpreis zu erzielen. Ich kaufe nur, was ich für einen fairen Preis halte.

Ich kann Ihnen verraten, dass ich wahrscheinlich nur in 20 % bis 30 % der Fälle erfolgreich bin, was beruhigend ist – es bedeutet, dass der Markt von mehr aktiven Käufern beherrscht wird. Die letzte Möglichkeit birgt unser Service Center, wir haben viele Uhren, die direkt zu uns zur Revision kommen. Ich schaue mir die Uhren regelmäßig an, und wenn ich etwas sehe, das entweder in der Sammlung fehlt oder von sehr hoher Qualität oder von historischer Bedeutung ist, bin ich immer bereit, ein Angebot zu unterbreiten, manchmal schicken unsere Kunden auch einfach eine Nachricht mit, in dem sie uns mitteilen, dass sie darüber nachdenken, die Uhr zu verkaufen. Ich hatte also das Glück, einige ziemlich ikonische Modelle über unserem Kundendienstteam zu finden.

Sammelt selbst gerne: Nicholas Biebuyck

Sammelt selbst gerne: Nicholas Biebuyck

© TAG Heuer

"Es ist keine Uhr, die man überall sieht. Aber wenn man sie sieht, erkennt man sie sofort wieder."

Nicholas Biebuyck

Sie haben vorher bei Auktionshäusern sowie einem Uhrenmagazin gearbeitet, jetzt arbeiten Sie direkt für eine Marke. Wie ist ihre erste Interaktion mit TAG Heuer zustande gekommen?

Meine erste Berührung mit der Marke liegt in meiner Kindheit. Mein Vater hatte eine Liebe für historische Autorennen. Ich erinnere mich daran, wie ich nach Silverstone und Le Mans gefahren bin und all diese Orte gesehen habe, wo das Logo auftauchte. Ich glaube, das hat sich von klein auf in mein Gedächtnis eingebrannt, und als ich mich dann als Teenager in Uhren verliebt habe, hat es mich schnell zu TAG Heuer hingezogen, weil es eine Verbindung zur professionellen Zeitmessung im Motorsport gibt.

In den richtigen Austausch mit der Marke bin ich zu der Zeit gekommen, als ich bei Christie's in Hongkong gearbeitet habe. Ich war in Genf bei meiner ersten Uhrenauktion bei Christie's im Mai 2016 – jeder im Team kannte mich als den Chronographen-Typ. Meine große Liebe galt Vintage Modellen von Rolex, Patek Philippe, TAG Heuer – diese Art von Marken. Jemand hatte ein paar Fragen zur Monaco, wir kamen ins Gespräch, und irgendwann stellte sich heraus, dass mein Gegenüber zum Heritage Team von TAG Heuer gehörte. Daraufhin wurde ich in die Manufaktur eingeladen. Am Tag nach der Auktion bin ich ins Headquarter gefahren und habe einige Zeit mit dem Team verbracht, so sind wir in Kontakt geblieben. Ich habe sie unterstützt, indem ich Uhren für Ausstellungen beschafft und einen Einblick gegeben, wo es nötig war, und als die Position des Heritage-Direktors frei wurde, stand ich wohl ganz oben auf der Liste.

Die Monaco wird dieses Jahr 55 Jahre alt – was macht Ihrer Meinung nach die Linie so attraktiv und erfolgreich?

Es war der 3. März 1969, als die gleichzeitigen Pressekonferenzen zwischen Genf und New York stattfanden, um das Kaliber 11 zu präsentieren. Und dazu dieses brandneue Modell, die Monaco, die, wie ich immer sage, wie ein außerirdisches Raumschiff aussieht, das in Ihrem örtlichen Uhrengeschäft angekommen ist. Damit meine ich, dass sie einfach einzigartig ist. Wissen Sie, ihre Einführung war ein kommerzieller Misserfolg zu der Zeit, was heute jeder gerne etwas übersieht. Aber für mich ist es der perfekte Beweis dafür, dass, wenn man etwas schafft, das so revolutionär ist, derart mit avantgardistischem Design hervorsticht – der Mainstream es erstmal nicht verstehen wird. Wir haben es immer wieder gesehen. Schauen Sie sich Christian Dior in "The New Look" an oder die Musikrichtung Jazz – diese sehr revolutionären Momente in der Kultur. Es braucht Zeit, bis sowas bei der Maße Zustimmung findet. Aber wir hatten das Glück, dass es ein paar Kreative verstanden haben. Sammy Davis Jr., Stanley Kubrick, Steve McQueen. Sie entschieden sich, die Uhr zu tragen. Nun, Steve wurde die Uhr geschenkt, aber die anderen beiden haben sie mit ihrem eigenen Geld gekauft und sich entschieden, sie zu tragen.

1979 wurde die Kollektion tatsächlich eingestellt, aber zum Glück gab es einige Märkte, die weiter daran glaubten. Der italienische Markt war ein Fan der Kollektion. Irgendwie hielten sie das Erbe der Linie am Leben. Als TAG Heuer 1997 beschloss, die Kollektion mit einem völlig neuen Design neu aufzulegen, gab es zum Glück noch eine große Personengruppe, die sich an das Modell erinnerten.

Was das Modell heute so erfolgreich macht? Das ist eine wirklich gute Frage, denn es ist keine Uhr, die man überall sieht. Aber wenn man sie sieht, erkennt man sie sofort wieder. Es ist nicht unsere meistverkaufte Kollektion. Ich glaube, das können wir sagen, aber sie ist ein echter Kultklassiker. Die Leute lieben diese Uhr. Ich gehörte zu den Leuten, die die Monaco sehr lange Zeit überhaupt nicht verstanden hat. Ich mochte die Uhr nicht. Ich verstand nicht, was sie für einige so attraktiv macht. Einige gute Freunde trugen regelmäßig eine alte Monaco. Ich habe mich gefragt, wie man das Design einer Carrera oder Autavia vorziehen konnte. Dann trug ich zufällig eine 1133 B. Wenn man die Uhr am Handgelenk trägt, fühlt sie sich wirklich, wie keine andere Uhr an. Das hat mich bekehrt. Es ist eine Art brutalistische Architektur am Handgelenk, mit wirklich scharfen Winkeln, gebürstet und poliert, facettiert.

Es bringt mich immer wieder zum Lachen, dass es bei der Monaco nicht sofort funktioniert hat, viele dieser Codes sind ein paar Jahre später in der Royal Oak wieder aufgetaucht, sowie in der Nautilus, und da schien es erfolgreich gewesen zu sein. Ich glaube, es war nur die Verpackung des Kalibers 11, aber wenn man die Monaco am Handgelenk trägt, hat sie diese Präsenz, vor allem mit dem Armband, besonders die frühen Übergangsmodelle mit diesem blau schimmernden Dunkel, sie haben diese Qualität, die man bei keiner anderen Uhr findet. Ich glaube, das ist es, was ihr diese Dauerhaftigkeit verliehen hat. Entweder man liebt sie oder man hasst sie, aber wenn man sie liebt, liebt man sie wirklich.

"Entweder man liebt sie oder man hasst sie, aber wenn man sie liebt, liebt man sie wirklich."

Nicholas Biebuyck
TAG Heuer Monaco Chronograp Slipt-Seconds

TAG Heuer Monaco Chronograp Slipt-Seconds

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Mit der Carrera und der Monaco gibt es eine enge Verbindung zum Rennsport. Warum glauben Sie, passt die Marke so gut zum Motorsport? Es gibt viele Marken, die sich hier engagieren, aber nicht so stark wahrgenommen werden.

Ich denke, das ist ein sehr guter Punkt. Es ist Tatsache, dass jede Uhrenmarke heute über den Motorsport sprechen will. Lange Zeit waren die Uhrenindustrie und Uhren im Allgemeinen ein männlich dominiertes Gebiet. Ebenso der Motorspot. Heute ist der Sport endlich etwas inklusiver. Es ist schön zu sehen, dass in der Boxengasse mehr weibliche Gesichter zu sehen sind als in der Vergangenheit. Das Ergebnis ist also, dass der Motorsport nicht nur früher eine begehrte Sache war, sondern jetzt sogar noch begehrter ist. Es gibt viele Marken, die versuchen, in diesen Bereich einzusteigen. Das Wichtigste ist jedoch, dass die Verbraucher wissen, wann etwas authentisch ist. Wen man in den letzten 20 Jahren nichts mit dem Motorsport zu tun hatte und plötzlich sein Logo auf ein Formel-1-Auto kleben will, dann ist das ein Problem. Das wird nicht funktionieren.

Der Unterschied für uns besteht darin, dass es zu den Anfängen von Heuer im Jahr 1860 das Auto noch gar nicht gab. Auch das Flugzeug noch nicht. Aber 1911 waren wir eine Marke, die einen speziellen Chronographen für das Armaturenbrett herstellte, „Time of Trip“ wurde in der Fahrzeug- und Flugzeuggeneration installiert. Seit mehr als 100 Jahren sind wir also mit diesen beiden Universen verbunden. Dazu kommt unsere Verbindung zur Präzisionszeitmessung im frühen 20. Jahrhundert und unsere Konzentration auf Chronographen und Innovationen wie den Mikrograph, damit wurden wir zum Synonym für diese Disziplin. 1933 brachten wir die Autavia auf den Markt und produzierten in den 1940er Jahren diese wasserdichten, robusten, am Handgelenk zu tragenden Chronographen, die in den 1950er Jahren direkt bei Rallyefahrern, Rennfahrern, Ingenieuren und solchen Disziplinen beworben wurden. Und dann in den 1960er Jahren, 62 mit der Einführung der Autavia als Armbanduhr und 63 mit der Einführung der Carrera.

Man könnte sagen, dass wir dies Jack Heuer zu verdanken haben, der 1958 ins Unternehmen einstieg. Jack liebte den Motorsport, er liebte das Design, er liebte die Kultur, er liebte all diese verschiedenen Dinge und er hatte ein sehr klares Verständnis dafür, was die Verbraucher wollten. Als er in die USA ging, erkannte er, dass eine der wichtigsten Zielgruppen, die er ansprechen wollte, jene waren, die Stoppuhren brauchten, die mechanische Gegenstände verstanden und die über ein entsprechendes Einkommen verfügten.

So kam die Einführung der Autavia und Carrera. Durch das Sponsoring des Schweizer Formel 1 Helden Jo Siffert wurde Heuer 1969 zum ersten Nicht-Automobil-Logo auf einem Formel 1 Rennwagen. Das Engagement gewann zwei Jahre später an Bedeutung, als Heuer Sponsor des Formel 1 Teams von Ferrari wurde, in dem die Fahrer Mario Andretti, Jacky Ickx, Niki Lauda, Clay Regazzoni und Gilles Villeneuve allesamt Heuer Chronographen trugen. Jack Heuer schenkte jedem dieser Fahrer eine Heuer Carrera aus 18 Karat Gold. 1985 folgte die Verbindung zu McLaren. 1992 wurde die Marke zum offiziellen Zeitnehmer der Formel 1 ernannt. In der modernen Ära sind wir mit Red Bull Racing verbunden, haben eine Kooperation mit Porsche. Überall diese Jahrzehnte und Disziplinen sind wir zum Synonym mit Motorsport geworden. Wir haben eine große Liebe zu allen Ebenen des Sports aufgebaut und das ist so, weil es authentisch und echt ist und die Leute das sehen können.

TAG Heuer ist eng verbunden mit dem Motorsport

TAG Heuer ist eng verbunden mit dem Motorsport

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Wie schafft es die Marke, seine Historie und all dieses Wissen in die aktuellen Kollektionen zu übertragen und sie modern und trotzdem innovativ zu gestalten?

So ein Erbe ist in vielerlei Hinsicht wunderbar. Aber es ist auch ein zweischneidiges Schwert. Ich schaue manchmal neidisch auf unsere Freunde von Louis Vuitton oder Chanel – auf all die Uhrenmarken, die aus der Modewelt hervorgegangen sind. Sie haben keine Tradition in diesem Bereich. Sie können also tun und lassen, was sie wollen. Wenn wir hingegen etwas Neues kreieren, wie letztes Jahr bei der Neuauflage der Carrera, müssen wir sehr respektvoll und überlegt vorgehen. Wir müssen berücksichtigen, wofür die Kollektion steht und ihre Ursprünge respektieren. Natürlich könnten wir den Namen einfach abreißen und auf etwas anderes kleben. Aber das ist überhaupt nicht respektabel. Das ist nicht das, was uns als Marke ausmacht. Ich sehe Jack Heuer immer noch regelmäßig und spreche mit seiner Familie. Wir sind uns also immer noch sehr bewusst, was für ein großartiges Erbe wir haben und wie wir es schützen und bewahren. Die Carrera-Glassbox ist das beste Beispiel dafür. Wir werden gleich noch ein bisschen mehr über Monaco Rattrapante sprechen. Für die Glassbox Carrera ließ ich das Produktteam ins Archiv kommen. Wir gingen durch das Museum, sahen uns verschiedene Modelle der Carrera an und analysierten, welche Codes die Carrera am besten repräsentierten. Schließlich wollten wir nicht einfach eine Kopie anfertigen. Sie wissen schon, den 3D-Drucker und 3D-Scanner sowie die CNC-Maschinen anzuschmeißen und etwas machen, das eine exakte Kopie des Originals ist. Unser Ansatz ist es, diese Codes zu nehmen und sie auf eine sehr moderne Art und Weise zu aktualisieren. Am Ende des Tages dient es dem Verbraucher nicht, eine Uhr zu tragen, die genau gleich ist wie die, die es 50 Jahre zuvor gab. Wir können verstehen, was in der Kollektion repräsentiert wird, und sie dabei für die heutige Zeit neu erfinden.

Dann lassen Sie uns jetzt auf die Monaco Split-Seconds eingehen. Was ist das Besondere daran?

Ich bin bei diesem Projekt sehr voreingenommen, weil ich schon daran beteiligt war, bevor es überhaupt ein Produkt gab. Ich hatte in den letzten drei Jahren großes Glück. Eine der Personen, mit denen ich sehr schnell eine Verbindung aufgebaut habe, als ich zum Unternehmen stieß – neben unserer wunderbaren PR-Direktorin Tiziana Tedeschi – ist Carole Kasapi Forestier. Sie ist einfach eine erstaunliche Person, eine absolute Kraft in der Branche. Sie ist die Königin der Komplikationen. Ich glaube, es wird noch lange dauern, bis ihr Vermächtnis in der Uhrmacherei wirklich verstanden wird. Als Leiterin der Uhrwerkskonstruktion bei Cartier leistete sie Pionierarbeit für die Haute Horlogerie. Für mich als Enthusiast in diesem Bereich, ist es ein unglaubliches Privileg, jede Woche Zeit mit ihr zu verbringen. Sie wollte von Anfang an die Marke und ihr Erbe verstehen. Wir haben uns jede Woche eine Stunde Zeit genommen. Das ist jetzt zweieinhalb Jahre her. Ich glaube, wir sind jede einzelne Komplikation durchgegangen. Kalender, Chronographen, was auch immer. Wir haben dieses riesige digitale Moodboard, welches wir durchgehen und uns fragen, ob etwas für TAG Heuer geeignet ist. Und wenn ja, wie es aussehen sollte. Wir sind eins nach dem anderen durchgegangen. Wir kamen schnell zu dem Schluss, dass wir eine Chronographenmarke sind.

Dementsprechend war unser Anreiz, die komplizierteste Form des Chronographen herzustellen, den Rattrapante. Wir haben ihn noch nie als mechanische Armbanduhr hergestellt, und wir haben uns recht schnell darauf festgelegt. Als wir das Archiv durchgesehen haben, habe ich all diese alten Stoppuhren herausgeholt. Es gab so viel, mit dem wir spielen konnten, so viele Codes aus der Vergangenheit, die wir für die moderne Version aktualisieren konnten. Wir haben eine unglaubliche Gruppe zusammengestellt, die in der Lage waren, etwas zu konzipieren, das in diesem Zeitrahmen und unter anderen Umständen einfach nicht möglich gewesen wäre. Ich denke also, es ist nicht nur ein Zeugnis für die Uhr selbst, sondern auch für die Menschen, die dahinterstehen, und für das, was wir aus der Marke herausholen konnten, um diese Uhr zu kreieren – es war eine unglaubliche Erfahrung.

"Ich denke also, es ist nicht nur ein Zeugnis für die Uhr selbst, sondern auch für die Menschen, die dahinterstehen, und für das, was wir aus der Marke herausholen konnten, um diese Uhr zu kreieren – es war eine unglaubliche Erfahrung."

Nicholas Biebuyck

Wie wichtig ist es für TAG Heuer, das Segment der Manufakturwerke wieder zu verstärken, vor allem in Bezug auf die eigene Geschichte?

Das ist eine Frage, mit der wir uns viel auseinandergesetzt haben, weil wir ziemlich schnell entschieden haben, dass wir die Entwicklung mit einer Monaco vornehmen wollen. Wir haben tatsächlich ein Originalgehäuse von einer 1133er genommen. Unser Designer hat es in unsere Software eingegeben, und von dort aus konnten wir diese harten Punkte sehen, die Kanten des Gehäuses, die Spitze der Bandanstöße, die Breite des Armbands und solche Dinge. Wir schnitten und schiebten, bis wir einen Weg fanden, das Uhrwerk unterzubringen. Auf eine Art und Weise, die ergonomisch und zeitgemäß ist, aber dennoch das Gefühl der ursprünglichen Monaco vermittelt.

Die Monaco, die wir heute in der Kollektion haben, fühlt sich ganz anders an als die originale 1133 B. Wir wollten zum Wesentlichen zurückkehren, wofür die Monaco steht, gleichzeitig jedoch die Grenzen der Technologie ausloten. Wir hatten das große Glück, Vaucher als Uhrwerk-Partner für dieses Projekt zu haben. Aber wir wollten nicht einfach ein Uhrwerk von der Stange kaufen, wir haben über ein Jahr lang sehr eng mit Vaucher zusammengearbeitet, um das Design des Uhrwerks zu verfeinern, und wir haben eng an der Endbearbeitung und der Architektur gearbeitet. Es ist nicht wirklich eine Antwort auf Ihre Frage, aber ich denke, dass wir in der Lage waren, diese großartigen Codes der originalen Monaco mit diesem sehr zeitgenössischen Geist zu verbinden, der durch das Uhrwerk, aber auch durch die Erwartungen der modernen Verbraucher vorgegeben ist. Es gibt so viele kleine Details in dieser Uhr, die sie so schön machen.

Repräsentiert das neue Modell, wohin sich TAG Heuer in Zukunft entwickeln wird – eine Mischung aus Vintage inspirierten, aber modernen Uhrwerken, Komponenten und Materialien?

In gewissem Sinne lässt sich die Richtung erkennen, wenn Sie die Glassbox Carrera und die Monaco Rattrapante ansehen, es gibt einige Züge, die neue Richtung in der Philosophie der Kreation von TAG Heuer diktiert. Was wir wirklich erreichen wollten, ist diesen sehr klaren roten Faden zu ziehen. Er verbindet die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft, und das bedeutet Folgendes: Wenn man die Uhr anschaut, ist es unverkennbar, dass es eine TAG Heuer ist und zu welcher Kollektion sie gehört. Wir sind eine Avantgarde-Marke. Das steckt schon in unserem Namen. Wir müssen also in der Lage sein, uns vorwärtszubewegen. Es ist eine Art Mischung aus der DNA der Vergangenheit. Wir nehmen nicht nur kleine Elemente und kleine Details. Wir wollen wirklich versuchen, die Kern-DNA und die Essenz dieser Uhren von ihrer Entstehung bis heute herauszuarbeiten und etwas zu schaffen, das sich durch und durch modern anfühlt. Wir haben das Glück, Porsche als Partner zu haben, der Marke ist dies mit dem 911 gut gelungen. Meiner Meinung nach ist es das, worauf wir auch drängen müssen.

Was ist für Sie das wichtigste Kriterium bei der Auswahl Ihrer eigenen Uhr?

Historisch liegen meine Präferenzen bei Vintage-Uhren. Da ist für mich in erster Linie der Zustand wichtig. Es gibt nichts, was ich mehr hasse als ein Modell, das mit Servicemarken übersät ist und dessen Gehäuse bis auf den letzten Zentimeter poliert wurde.

Das ist für mich wirklich ein entscheidender Faktor. Das ist mir fast wichtiger als alles andere. Ich will keine Standarduhren. Ich will etwas, das ein gutes Leben hatte, aber auch etwas, das von seinem Vorbesitzer gepflegt wurde und achtsam behandelt wurde. Ich hatte das Glück, bevor ich zu TAG Heuer kam, ein paar Uhren zu kaufen, die diese Benutzerkriterien sehr gut erfüllen.

Ist Ihre Uhr immer auf die richtige Zeit eingestellt inklusive richtigem Datum?

100 Prozent. Ich hatte früher immer einen Zahnstocher in meinen Taschen, damit ich auf Reisen den ewigen Kalender einstellen konnte. Ja, ich weiß, das geht einigen meiner guten Freunde in der Branche gegen den Strich, aber ich stelle tatsächlich immer meine Uhr.

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