Mit mehr als 3.500 Uhren im Archiv, etwa 1.000 anderen Objekten sowie mehr als 100.000 Dokumenten konzentriert sich Nicholas Biebuyck nach eigenen Aussagen in erster Linie darauf, das Erbe der Marke TAG Heuer zu bewahren sowie historische Stücke der Öffentlichkeit zum Beispiel für Ausstellungen zugänglich zu machen. Mit einer persönlichen Leidenschaft für Uhren – vor allem alte Chronographen – und den Motorsport geht seine Rolle als Heritage Director über historische Dokumente und alte Uhren hinaus. Er steht der Produktentwicklung und dem Marketing zur Seite und fungiert als Markenbotschafter gegenüber Sammlern. „Es geht um Storytelling. Wir machen im Team immer wieder Witze, ich sei der Chief Storytelling Officer. Ich habe viel Zeit damit verbracht, mit Leuten zu sprechen und verschiedene Geschichten zu erzählen.“ Der Brite arbeitete in der Auktionsbranche sowie für ein Uhrenmagazin, bevor er 2021 zu TAG Heuer wechselte. Wir haben uns mit dem angesehenen Uhrenspezialisten zusammengesetzt, um über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft einer starken Marke sowie Linie zu sprechen.
WatchTime: Könnten Sie uns bitte einige Einblicke in Ihre Rolle bei TAG Heuer geben?
Nicholas Biebuyck: In erster Linie konzentriere ich mich darauf, das Erbe der Marke zu bewahren, TAG Heuer ist jetzt mehr als 160 Jahre alt. Physisch manifestiert sich das in mehr als 3.500 Uhren im Archiv, dazu kommen etwa 1000 andere Objekte und mehr als 100.000 Dokumente. Als Nächstes geht es darum, dies auch der Welt zu präsentieren, dazu haben wir das Museum, die Messen, Ausstellungen – wir haben letztes Jahr mehr als 300 Uhren für verschiedene Ausstellungen in die ganze Welt geschickt. Daneben unterstützen wir das Storytelling und die Markenkommunikation. Wir haben gerade ein Projekt zur Digitalisierung unserer Bestände gestartet, das uns bei der Forschung und den Initiativen in diesen Bereichen unterstützen soll, wir hoffen, dass dies langfristig auch etwas ist, das wir der Öffentlichkeit zugänglich machen können.
Es geht um Storytelling. Wir machen im Team immer wieder Witze, ich sei der Chief Storytelling Officer. Ich habe viel Zeit damit verbracht, mit Leuten zu sprechen und verschiedene Geschichten zu erzählen, aber es geht auch darum, Pressemitteilungen zu unterstützen, und ich denke, von der Seite der Leserschaft gesehen, ist es wichtig, die Authentizität einiger Fakten überprüfen zu können.
Darüber hinaus geht es natürlich auch um die Beziehung zu den Sammlern. Ich genieße es sehr, Nachrichten auf den verschiedenen Kanälen von Menschen aus der ganzen Welt zu erhalten, die ihre Gedanken und Gefühle mit uns teilen. Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit dafür. Langfristig wollen wir zu mehr globalen Treffen zurückkehren, das ist etwas, das mir auch sehr am Herzen liegt. Es ist also eine Mischung aus verschiedenen Themen, mit denen ich mich für das Unternehmen beschäftige. Es wird also bestimmt nicht langweilig.
TAG Heuer scheint eine beeindruckende Heritage Kollektionen zu haben. Wie finden Sie die Stücke dafür?
In erster Linie bin ich ein Sammler, das war mein Hintergrund. Ich sammle seit mehr als 20 Jahren alte Chronographen – was ziemlich verrückt erscheint. Aber infolgedessen lag mein Hauptaugenmerk immer auf der Qualität der Uhren – der Authentizität und dem Zustand. Als ich zu TAG Heuer kam, befanden sich bereits eine Menge Uhren im Archiv. Wir haben einige echte Kronjuwelen. Die beiden letzten Exemplare der Steve McQueen Monaco, die 1970 am Set vom Film Le Mans waren. Wir besitzen Ronnie Petersons Referenz 1158, eine goldene Heuer Carrera. Ich hatte das Glück, ein paar Stücke von Jean Campiche zu erwerben, einer Legende für Zeitmessung. Heuer stellte Campiche damals auf Wunsch von Enzo Ferrari ein. Wir hatten also einige historisch bedeutsame Stücke, aber gleichzeitig fehlten uns auch einige Referenzen oder wir hatten Referenzen, deren Zustand nicht unserem Anspruch zum Beispiel für eine Ausstellung genügte. Ich habe zum Beispiel eine Kampagne gestartet, um noch ein paar Carrera Skipper zu ergattern – bevor wir sie letztes Jahr neu aufgelegt hatten. Es gab eine große Nachfrage auf dem Markt. Um Ihre ursprüngliche Frage also zu beantworten, wie ich diese Modelle auftreibe?
Ich bekomme fast jeden Tag Nachrichten von Personen, die mir ihre Stücke anbieten. Das ist großartig, ich bin schon lange als Sammler und Enthusiast bekannt, so dass sich viele glücklicherweise direkt an mich wenden. Ich biete aber auch bei Auktionen mit, das lässt sich nicht verheimlichen. Aber im Gegensatz zu einigen anderen Marken werde ich nie versuchen, einen Weltrekordpreis zu erzielen. Ich kaufe nur, was ich für einen fairen Preis halte.
Ich kann Ihnen verraten, dass ich wahrscheinlich nur in 20 % bis 30 % der Fälle erfolgreich bin, was beruhigend ist – es bedeutet, dass der Markt von mehr aktiven Käufern beherrscht wird. Die letzte Möglichkeit birgt unser Service Center, wir haben viele Uhren, die direkt zu uns zur Revision kommen. Ich schaue mir die Uhren regelmäßig an, und wenn ich etwas sehe, das entweder in der Sammlung fehlt oder von sehr hoher Qualität oder von historischer Bedeutung ist, bin ich immer bereit, ein Angebot zu unterbreiten, manchmal schicken unsere Kunden auch einfach eine Nachricht mit, in dem sie uns mitteilen, dass sie darüber nachdenken, die Uhr zu verkaufen. Ich hatte also das Glück, einige ziemlich ikonische Modelle über unserem Kundendienstteam zu finden.