Wer seine Uhr ständig trägt und nicht jeden zweiten Monat das Datum korrigieren möchte, liegt mit einem Jahreskalender, auf Englisch annual calendar, goldrichtig. Eine solche Uhr bietet nicht nur eine nützliche Funktion, sondern auch ein recht anspruchsvolles Innenleben. Sieht man einmal von dem selten vorkommenden Vierjahreskalender ab, ist die nächsthöhere Stufe der Komplexität bereits der ewige Kalender, der schon zu den großen Komplikationen zählt. Im Folgenden nennen wir fünf Fakten, die man über den Jahreskalender wissen sollte und zeigen aktuelle Beispiele.
Fakt #1 über Jahreskalender: Sechs unterschiedliche Kalenderarten bei Uhren
Kalenderuhren beginnen bei einer Uhr mit einer einfachen Datumsanzeige, wie man sie bei vielen Großserien- und Manufakturkalibern für Dreizeigeruhren mit Datum findet. Die nächste Stufe bildet die Anzeige von Datum und Wochentag, die man vor allem von den Chronographen mit Valjoux 7750 oder Sellita SW500 her kennt. Weiter geht es mit dem Vollkalender: Er zeigt zusätzlich den Monat und oft auch die Mondphasen an. Man muss ihn aber immer am Monatsersten nach einem Monat mit weniger als 31 Tagen korrigieren.
Beim Jahreskalender ist das nicht der Fall: Er kann zwischen Monaten mit 30 und 31 Tagen unterscheiden und muss nur einmal im Jahr, am 1. März korrigiert werden, daher sein Name.
Die seltene Spielart eines Vierjahreskalenders kennen wir von Breitling: Er kennt zusätzlich den Februar mit 28 Tagen und muss erst am 29. Februar nachgebessert werden. Die (bisher) höchste Stufe bildet der ewige Kalender. Er berücksichtigt auch die Schaltjahre. Trotzdem müssen auch ewige Kalender einmal korrigiert werden, nämlich spätestens am 1. März 2100: Nach dem Gregorianischen Kalender fällt das Schaltjahr in allen runden Jahrhundertjahren aus, deren Zahl nicht durch 400 teilbar ist. So waren die Jahre 1700, 1800 und 1900 keine Schaltjahre, und 2100, 2200 und 2300 werden es auch nicht sein – anders als das Jahr 2000, in dem es einen 29. Februar gab. Auch 2400 gibt es wieder ein Schaltjahr. Uhren, die selbst das berücksichtigen, nennt man säkulare ewige Kalender. IWC hat für seinen, der Anfang 2024 vorgestellt wurde, den Namen "Eternal Calendar" gewählt.
Fakt #2 über Jahreskalender: Der Jahreskalender muss einmal im Jahr korrigiert werden
Der Jahreskalender-Mechanismus im Uhrwerk berücksichtigt die Unterschiede von Monaten mit 30 und mit 31 Tagen. Der Februar wird wie ein normaler Monat mit 30 Tagen behandelt, weshalb der Uhrenträger oder die Uhrenträgerin die Datums- und Monatsanzeige einmal im Jahr, am 1. März, von Hand korrigieren muss.
Fakt #3 über Jahreskalender: Auf dem Zifferblatt zeigen sich Datum, Wochentag und Monat
Ein Jahreskalender stellt auf seinem Zifferblatt in der Regel zumindest Datum, Wochentag und Monat dar. Während der Wochentag meist in einem extra Fenster auf dem Zifferblatt steht, können Datum und Monat auch über einen separaten Zeiger ausgewiesen werden. Omega zum Beispiel platziert bei der Constellation Globemaster die Monatsanzeige zwischen die Stundenindexe und lässt einen vierten Zeiger darauf verweisen. Das Datum sitzt in einem Fenster bei sechs Uhr. Wempe adaptiert beim Zeitmeister Jahreskalender dagegen die Chronographenanzeige mit drei Hilfszifferblättern und setzt in diese Datum, Wochentag und Monat. So wirkt das Zifferblatt sehr ausgewogen, allerdings ist die Ablesbarkeit wegen der kleinen Anzeigen etwas erschwert. Viele Jahreskalender verzichten freilich auf den Wochentag. Das bekannteste Beispiel ist die Rolex Oyster Perpetual Sky-Dweller.
Fakt #4 über Jahreskalender: Zum Basiswerk kommt ein Modul für die Kalenderanzeigen
Viele Marken nutzen als Basiswerk für ihren Jahreskalender das Eta-Automatikkaliber 2892. Dieses bringt die zentrale Anzeige der Zeit sowie eine Datumsfunktion mit. In Kombination mit einem Modulaufbau kommen schließlich die restlichen Kalenderfunktionen und gerne auch ein Chronograph oder eine Mondphasenanzeige hinzu. Deshalb zählen viele letztere zu den Funktionen eines Kalenders. Allerdings:
Fakt #5 über Jahreskalender: Die Mondphase gehört nicht zu den Kalenderfunktionen
Die Mondphasenanzeige ist zugegebenermaßen sehr schön und vor geraumer Zeit diente der Mond auch als Zeiteinteilung. Dennoch ist es nicht ganz richtig, die Mondphasenanzeige zu den Kalenderindikationen hinzuzuzählen. Denn der Mondzyklus wird anders berechnet und die beiden Mechanismen im Uhrwerk laufen meist unabhängig voneinander ab. Eine schöne wie romantische Ergänzung für eine Kalenderuhr ist sie dennoch.