Nach 25 Jahren bringt Patek Philippe wieder eine neue Modelllinie heraus: die quadratische Cubitus. Sie ergänzt damit so ikonenhafte Linien wie Nautilus, Aquanaut, Calatrava, Goldene Ellipse, Gondolo und die Damenuhr Twenty-4. Diese war 1999 die letzte neu eingeführte Kollektion; was Herrenuhren angeht, muss man sogar noch zwei Jahre weiter zurückgehen bis zur Aquanaut von 1997.
Eine neue Form
"Ich wollte schon immer eine quadratische Uhr in der Kollektion haben", sagt Thierry Stern, der Präsident von Patek Philippe. Das sei nicht leicht, denn 85 Prozent aller Uhren seien rund. In der Tat kann man eckige, erst recht quadratische Klassiker an den Fingern einer Hand abzählen. Es versteht sich von selbst: Wenn eine Marke wie Patek Philippe eine Formuhr bringt, muss sie etwas Besonderes sein. Sie muss überraschen, vielleicht sogar polarisieren, zugleich aber auch Eleganz ausstrahlen und die Codes der Marke berücksichtigen.
Man kann sagen, dass Patek Philippe dieses Ziel mit der Cubitus erreicht hat. Schon die Form der 45 mm großen Uhr gibt Anlass zum Diskutieren, denn auch wenn Thierry Stern sie als quadratisch bezeichnet, könnte man sie genauso gut als Achteck verstehen. Nicht nur durch ihr Zifferblatt mit dem geprägten Horizontrelief erinnert die Cubitus an die Nautilus – auch die begehrteste Uhr von Patek Philippe zeichnet sich durch eine achteckige Lünette aus, deren Kanten aber so stark abgerundet sind, dass man sie als beinahe rund wahrnimmt. Demgegenüber setzt die Cubitus mit ihren harten Geraden auf eine kompromisslose Klarheit. Hier stehen vier lange, und zwar gleichlange, gerade Linien im Vordergrund, die vier kurzen Kanten fungieren gewissermaßen als abgerundete Ecken. So entsteht letztlich der Gesamteindruck eines Quadrats.
Das Profil des zweiteiligen Gehäuses (das Werk wird von oben eingeschalt) zeigt sich recht flach – ein expliziter Wunsch Thierry Sterns. Stimmige Proportionen und unterschiedliche Oberflächenveredelungen mit vertikalem Satinschliff auf der Lünettenoberseite und polierten Kanten evozieren ein insgesamt sportlich-elegantes Design.
Drei Modelle zum Start
Zum Einführung lanciert Patek Philippe drei Modelle der Cubitus. Im Zentrum steht die technisch anspruchsvolle Referenz 5822P-001 aus Platin, mit Großdatum, kleiner Sekunde sowie der Anzeige von Wochentag und Mondphasen (mehr zu dieser Uhr weiter unten).
Die Referenz 5821/1AR-001 ist eine Dreizeigeruhr mit Datum aus Edelstahl und Roségold mit integriertem Metallband. Während die Lünette und die mittleren Armbandglieder aus Roségold gefertigt sind, bestehen der Gehäusemittelteil und die äußeren Bandglieder aus Stahl. Patek Philippe kombiniert das Bicolor-Design mit einem blauen Zifferblatt. Das Automatikkaliber 26-330 S C mit Zentralsekunde, Zentralrotor aus 21 Karat Gold und Sekundenstopp erlaubt eine geringe Bauhöhe von 8,3 mm. Der Preis der Uhr liegt bei 60.257 Euro.
Die Referenz 5821/1A-001 mit dunkelgrünem Zifferblatt ist mit dem gleichen Kaliber ausgestattet und bietet so die gleichen Funktionen. Auch die Maße sind mit 45 mm Durchmesser und 8,3 mm Bauhöhe dieselben, das gleiche gilt für die Wasserdichtheit von 30 Metern.
Beiden Uhren gemein sind zudem das Datumsfenster bei 3 Uhr und die Form der Stabzeiger. Sie sind mit einer Leuchtmasse belegt, die tagsüber weiß und bei Dunkelheit grünlich leuchtet. Während die Zeiger bei der grünen Uhr aus Weißgold gefertigt sind, bestehen sie bei der Bicolor-Schwester aus Roségold. Das stählerne Gliederband der 5821/1A ist wie das Bicolor-Band der 5821/1AR mit einer verriegelbaren Anpassung und einer von Patek Philippe patentierten Faltschließe mit vier unabhängigen Befestigungspunkten versehen. Mit einem Preis von 40.557 Euro ist sie die günstigste Cubitus.
Der Star der Linie: Referenz 5822P
Die Referenz 5822P-001 ist der unangefochtene Star der drei ersten Cubitus-Modelle. Sie verfügt über drei Zusatzfunktionen: Großdatum, Wochentag und Mondphase, die alle zusammen um Mitternacht augenblicklich und gleichzeitig springen (um genau zu sein, liegen sie 18 Millisekunden auseinander, mit dem menschlichen Auge ist das unmöglich zu sehen).
Das Automatikkaliber 240 PS CI J LU mit Mikrorotor hat Patek Philippe extra für die Cubitus neu entwickelt. Wer sich mit Patek auskennt, wird erkennen, dass die Anzeigen im unteren Teil des Zifferblatts an die Nautilus Ref. 5712 erinnern. Bei ihr sitzen die kleine Sekunde bei 4.30 Uhr und das Hilfszifferblatt mit Mondphase und Datum (statt Wochentag) bei 7 Uhr an derselben Stelle. Der Hintergrund ist, dass auch das Kaliber 240 PS IRM C LU der 5712 auf dem 1977 entwickelten Automatikkaliber 240 basiert und das Patek-Entwicklungsteam um Philippe Barat natürlich auf seine Erfahrungen mit dem Werk der Nautilus-Mondphasenuhr zurückgegriffen hat. Dass die Wahl grundsätzlich auf das 240 fiel, liegt zum einen in seiner flachen Bauweise begründet, zum anderen erklärt es Patek Philippe mit seiner Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit.
Großdatum: zwei Scheiben auf einer Ebene
Die Cubitus ist nicht die erste Patek Philippe mit Großdatum: Ein solches gab es bereits bei der Referenz 5236, dem ewigen Kalender mit den Anzeigen auf einer Reihe. Für Patek kam aus ästhetischen Gründen nur ein Großdatum in Frage, bei dem die Zehner- und die Einerscheibe auf einer Ebene liegen. Dies erfordert viel Kraft und das Speichern von ausreichend Energie. Zudem muss das Datum, wie beschrieben, synchron zu Wochentag und Mondphase springen, und dabei muss gewährleistet sein, dass die beiden Ziffern absolut auf der gleichen Linie zu stehen kommen. All das sind komplexe Anforderungen, die nicht einfach umzusetzen waren. Vor diesem Hintergrund versteht man auch, dass allein die Großdatumsfunktion 104 zusätzliche Komponenten erforderte: Ohne es bestünde das neue Kaliber 240 PS CI J LU im Vergleich zum 240 PS IRM C LU über 104 zusätzliche Einzelteile verfügt und insgesamt auf 353 Komponenten kommt. trotzdem ist es mit 4,76 mm nur 0,77 mm höher.
Verschiedene Arten von Sprüngen
Ein Großdatum ist nicht nur größer und daher besser ablesbar, sondern auch weitaus komplexer als ein normales Datum. Insbesondere treten drei unterschiedliche Arten von Sprüngen auf: (1) der einfache Sprung der Einerscheibe, etwa beim Wechsel vom 12. auf den 13. eines Monats; (2) der zusätzliche Zehnersprung, etwa in der Nacht vom 19. auf den 20. sowie (3) der Sprung vom 31. auf den 1. – der einzige, bei dem die Einerscheibe stehenbleiben muss und sich nur die Zehnerscheibe bewegt. Dank Rädern mit gekappten Zähnen erreicht Patek es hier, dass die Eins stehenbleibt. Und noch ein Feature, und zwar ein sehr wichtiges, gibt es: Man kann das Datum zu jeder beliebigen Uhrzeit verstellen, ohne etwas im Werk zerstören zu können. Das ist angesichts einer so komplexen Technik bemerkenswert, denn es gibt weitaus einfachere Datumsmechanismen, die eine Korrektur zu bestimmten Zeiten verbieten. Zusammen mit den bereits genannten Eigenschaften wie synchrones Springen und Scheiben auf derselben Höhe und Ziffern auf einer Ebene ergeben sich so eine Reihe von Innovationen, für die Patek Philippe insgesamt 6 Patente angemeldet hat.
Alles kann aber auch das 240 PS CI J LU nicht: Das Korrigieren von Großdatum, Mondphase und Wochentag funktioniert nicht über die Krone, sondern man muss je einen der drei versenkten Korrekturdrücker bedienen, ein entsprechender Stift wird mitgeliefert. Da die Uhr kein Jahreskalender ist, muss das Datum fünfmal im Jahr korrigiert werden. Zudem lässt es sich in nur eine Richtung, nach vorn, verstellen. Dreht man die Uhrzeit etwa von 0.15 Uhr auf 23.45 Uhr, geht das Datum nicht mit zurück, sondern bleibt stehen.